Landtag, 3.
Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll
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Wir GRÜNE begrüßen die
Novellierung des Personalvertretungsgesetzes natürlich, weil einige
Schwachstellen und Anachronismen des alten Gesetzes damit behoben wurden. Was
uns besonders wichtig war, war zum Beispiel, dass das Einvernehmen jetzt nicht
mehr nur anzustreben ist, sondern hergestellt werden muss. Wichtig waren uns
darüber hinaus Sanktionsmöglichkeiten gegen den Dienstgeber an sich, die
Notwendigkeit von schriftlichen Vereinbarungen und auch die Fristverlängerung
zum Beispiel bei Einsprüchen. Hier haben sich wirklich gute und begrüßenswerte
Neuerungen ergeben und darum stimmen wir diesem Gesetz auch gerne zu.
Trotzdem hat dieses Gesetz immer noch einige
Schwachstellen, und ich bedauere das eigentlich, weil seit 1998, glaube ich -
ich war damals noch nicht Mitglied dieses Hauses, aber ich glaube, es ist ungefähr
seit damals -, Debatten über die Stärkung der Minderheitenrechte der
Personalvertretung laufen. Diese Minderheitenrechte wären ganz wichtig, nämlich
gerade auch deshalb, weil wir ja alle für Pluralität und Demokratie in diesem
Haus und natürlich auch in der Personalvertretung stehen sollten und es eigentlich
auch der Sozialdemokratie gut anstünde, ein Zeichen dafür zu setzen, dass sie
die Gewerkschaft nicht als Vorfeldorganisation der SPÖ sieht.
Deshalb sind wir GRÜNE sehr enttäuscht darüber, dass
unsere Vorschläge - es gibt ja schon konkrete Vorschläge, nämlich konkrete
Anträge, die damals, 1998, alle drei Oppositionsparteien gemeinsam entworfen
haben - bisher keine Umsetzung erfahren haben und auch in dem Arbeitskreis, in
der Arbeitsgruppe zum Personalvertretungsgesetz, keinerlei Berücksichtigung
gefunden haben und man sich um diese Frage herumgedrückt hat.
Im Einzelnen geht es - aber das wissen Sie wahrscheinlich
ohnedies, denn viele von Ihnen, auch jene, die jetzt den Kopf schütteln, waren
ja bei den Debatten dabei - zum Beispiel um die Minderheitenklauseln bei Dienstfreistellungen.
Diese Minderheitenklauseln sind zum Beispiel für den Hauptausschuss und den
Zentralausschuss sehr gut geregelt, aber noch immer nicht für die
Dienstfreistellungen. Hier erwarten wir schon einige Verbesserungen, um die
Repräsentativität der Personalvertretung auch in dieser Frage zu gewährleisten.
Ein zweiter Punkt, der uns auch sehr wichtig ist und
zu dem auch konkrete Vorschläge vorliegen, die noch nicht verabschiedet wurden,
ist die Frage der Erleichterung der Unterstützungserklärungen bei Kandidaturen.
Das ist immer noch eine sehr große Hürde für kleine Fraktionen, vor allem auch
deshalb, weil es immer wieder Druck und Einschüchterungsversuche und auch
Diskriminierungen gegen die unterschreibenden Kollegen und Kolleginnen gibt. -
Weil Sie (In Richtung SPÖ.) so den Kopf schütteln: Seit Jahren wird
darüber debattiert! (Abg Mag Sonja Wehsely: Das ist ein ungeheurer Vorwurf,
den du hier tätigst! Wer übt Druck auf wen aus?) Das ist kein ungeheurer
Vorwurf! Es liegen Vorschläge vor - auch die Arbeitsgruppe hat darüber
debattiert - und sie wurden in die geltende Fassung nicht aufgenommen. (Abg
Godwin Schuster: Wer sagt denn das? Das ist ja drinnen!) Aber wenn Sie ohnehin
dafür sind, dann ist das ohnedies kein Problem. (Abg Heinz Hufnagl: Wir sind
auf keinem GRÜNEN-Kongress, wo man sich so drüberschwindeln kann!) Wir können
das ja verabschieden. Ich nehme nämlich doch an, dass dieses
Personalvertretungsgesetz nicht das letzte Wort ist, das hier gesprochen wird,
und dass auch die Arbeitsgruppe zum Personalvertretungsgesetz jetzt nicht
aufgelöst wird, sondern die Debatten und die Verhandlungen weitergeführt werden
und auch die Arbeitsgruppe weitertagen wird. (Abg Mag Sonja Wehsely: Weise
nach, was du für ungeheure Behauptungen aufstellst!)
Es liegen die Vorschläge vor. Wir haben sie in der
Hand und ich kann sie euch präsentieren. (Abg Mag Sonja Wehsely:
"Diskriminierung"! - Abg Heinz Hufnagl: "Diskriminierung",
"Druck"!) - Das wissen wir doch alle, dass es vor den Wahlen
immer wieder Einschüchterungen gibt, vor allem gegenüber KollegInnen, die sich
für kleinere Fraktionen entscheiden wollen. Also, tun Sie doch nicht so empört!
Freuen Sie sich wenigstens, dass wir dem Gesetz zustimmen und auch sehr viel
Gutes daran finden! (Abg Heinz Hufnagl: Deswegen brauchen wir keine
Gemeinheiten zu akzeptieren!)
Ich möchte zum Abschluss noch eine Bemerkung zu Frau
StR Brauner machen, und zwar in Anlehnung an eine Debatte, die wir heute zu
früherer Stunde über die Gleichbehandlungspolitik geführt haben und in der sie
den Wiener GRÜNEN vorgeworfen hat, dass wir mit frauenpolitischen Debatten
Frauen verunsichern. Ich möchte nur sagen: Ich hoffe nicht, dass wir jetzt
irgendjemanden in diesem Saal verunsichern, wenn ich auf die Notwendigkeit hinweise
und einfordere, dass das Gender Mainstreaming wenigstens in diesem Haus
umgesetzt wird. Wenn ich mir nämlich anschaue, womit ich als weibliche
Abgeordnete vor jeder Landtags- und Gemeinderatssitzung konfrontiert bin,
nämlich mit einer Rednerliste und mit einer Liste der Berichterstatter,
dann frage ich mich schon, wo die Frauenpolitik dieses Hauses ist! Da lasse ich
mir wirklich nicht vorwerfen, mit unseren frauenpolitischen Vorstellungen
irgendjemanden zu verunsichern. Kehren Sie doch vor der eigenen Türe und sorgen
Sie dafür, dass wenigstens solche Missstände - die leider anscheinend vorher niemandem
aufgefallen sind - abgeschafft werden, denn die Teufelin steckt auch bei der
Gleichbehandlung im Detail, und ich glaube, so etwas brauchen wir uns nicht
bieten zu lassen! - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Johann Römer: Als Nächster
ist Herr Abg Kreißl zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Michael Kreißl (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wenn davon gesprochen wird, dass die FPÖ an
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