Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 114 von 130
die einzige Argumentation der Bundesregierung: "Schuld
ist die Leitung im ORF".
Infam, diese Unterstellung. Ich sage Ihnen das in
aller Ruhe und Freundlichkeit. Infam, eine derartige Unterstellung. Und ich bin
überzeugt davon, dass dieser Hinweis ein wichtiger Fingerzeig für die Bevölkerung
war, wie es weitergehen könnte, wenn diese Bundesregierung länger in Funktion
ist.
Sie haben eines sicher verwendet, das war nach diesem
tragischen Ereignis am 11. September, dass Sie sofort die Fingerprints in
die Debatte gebracht haben. Und Sie haben eines da gemeint, nur damit schützen
wir unsere Österreicher mit den Fingerprints. Ich habe es jetzt auch gehört,
das diene zum Schutze der Bevölkerung, dass wir Fingerprints haben, wie wenn Sie
unterstellen würden, dass Sie einen derartigen Terroranschlag mit Fingerprints
verhindern würden. Das ist so was von dumm und unsäglich, dass ich es ganz einfach
nicht mehr verstehen will. (Beifall bei
der SPÖ.) Ich sage Ihnen hier, verkaufen Sie nicht die Bevölkerung für so
dumm, dass Sie meinen, die Bevölkerung kaufe Ihnen ab, Terror kann mit Fingerprints
verhindert werden. Nichts in dieser Welt hätte diesen Terroranschlag verhindern
können, nicht einmal die hochaufgerüstete USA hat es verhindern können, dass im
eigenen Land derart Tragisches passiert. (StR Johann Herzog: Aber Herr
Kollege Schuster!)
Daher
glauben Sie nicht, dass nahezu 8 Millionen Menschen mit ihren Fingerprints
Derartiges verhindern können. Da nützt das alles nicht, Kollege Herzog, da nützt
es nichts. Ich glaube, kein Menschen, der hier in den FPÖ-Reihen sitzt, meint,
dass diese Dummheit wirklich wirken könnte. Kein Mensch meint das.
Und
Kollege Ulm hat zu Recht hingewiesen: Sicherheit ist für die Menschen in dieser
Stadt ein sehr hohes Gut. Er hat zu Recht hingewiesen, dass es Überlegungen
gibt, hier nun Maßnahmen zu setzen.
Das hängt
mit dem Datenschutz nicht direkt zusammen, aber mit der Sicherheit, die man in
dieser Stadt empfinden möchte. Und die Maßnahmen, die gesetzt werden - möglicherweise
mit Datenschutzverletzung -, sind, dass man in einem Ministerium Personen, die
sich zu einer Partei bekennen, eliminiert und durch andere ersetzt.
Tatsache
ist, dass man auch in Wien zurzeit Positionen mit Personen besetzt, die nicht
der ÖVP nahe stehen. Das ist Tatsache, dass das vom Innenministerium sehr stark
bevorzugt wird. Kollege Kreißl hat das auch, zu Recht, in der Öffentlichkeit
kritisiert und auch darauf hingewiesen.
Da kann nur etwas verletzt werden, wenn ich nach
derartigen Kriterien vorgehe. Aber Tatsache ist auch, dass die Sicherheit - und
wir sagen, Wien gehört zu den sichersten Städten dieser Welt - nicht dadurch
verändert und verbessert werden kann, wenn ich weniger Sicherheitsexperten in
dieser Stadt habe, wenn ich weniger Sicherheitseinrichtungen in dieser Stadt
habe. Damit verändere ich nicht positiv die Sicherheit. Tatsache ist, dass in
den Wiener Bezirken über 700 Polizisten fehlen. Das ist Tatsache.
Und Sie dürfen mir nicht einreden, dass es ein Zufall
ist, dass die Kriminalität im Bereich der Kleinkriminalität steigt. Sie dürfen
mir nicht einreden, dass es ein Zufall ist - und das ist belegbar -, dass die
Anzeigenhäufigkeit bei jenen Polizisten, bei denen zurzeit diese unsägliche
Umstrukturierungsdebatte läuft, zurückgeht. (StR Johann Herzog: Wer hat die
Planstellen bei der Polizei festgelegt, welcher Minister war das?) Das
heißt, dass Personen auf Grund des zu niedrigen Personalstands nicht mehr fähig
sind, ihre Aufgabe so wahrzunehmen - obwohl sie es möchten -, wie es früher der
Fall war. Das ist die Tatsache, die belegbar ist. Und daran ist ausschließlich
Ihr von Ihnen so gelobter Innenminister schuld.
Und ich sage, vielleicht will er etwas anderes. Aber
wenn er etwas anderes will, dann müsste er sich in dieser Bundesregierung
durchsetzen. Unter seiner Amtszeit gibt es Hunderte Wiener Polizisten weniger.
Hunderte weniger. Unter seiner Amtszeit werden jetzt 40 neue Polizeischüler
angelobt und werden im Dezember aufgenommen, erstmals in der gesamten Zeit. In
der Zwischenzeit sind Hunderte ausgeschieden, weil sie in Pension gegangen
sind, die alle nicht nachbesetzt wurden.
Es ist kein Erfolg, der hier in der Öffentlichkeit so
dargestellt wird, um das Sicherheitsgefühl der Menschen in dieser Stadt zu
heben. Die Menschen haben in der Tat Angst. Die haben in der Tat Angst, dass
man sich nicht mehr so wie früher um ihre Sicherheitsbedürfnisse kümmert. Und
da sind ausschließlich Sie schuld und Ihre Umstrukturierungsideologie, die Sie
haben (Abg Dr Matthias Tschirf: Das ist
jahrzehntelang Ihre Absicht gewesen!) und die ein einziges Interesse hat: Parteipolitische Besetzungen
durchzuführen und nicht, für mehr Sicherheit zu sorgen. Und das wollte ich
Ihnen hier sagen, weil es, glaube ich, dazugehört, wenn Sie meinen, wie
sinnvoll hier manche Maßnahmen in dieser Stadt auch zu setzen sind. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
nächster Redner ist Herr Abg Kreißl zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Michael Kreißl (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Präsidentin! Herr Kollege
Schuster!
Ich glaube, wir sollten die Kirche ein bisschen im Dorf
lassen. Zwar gebe ich Ihnen schon Recht, dass Sie kritisieren, dass Herr
Innenminister Strasser jetzt Postenschacherei betreibt. Das ist vollkommen korrekt.
Allerdings, was Herr Innenminister Strasser - und ich bin der Letzte, der in
der Partei und in der Öffentlichkeit als Freund des Herrn Innenministers gilt,
das wissen Sie alle -, aber man kann Herrn Innenminister Strasser nur
vorwerfen, dass er das konsequent fortsetzt, was seine sozialistischen
Vorgänger gemacht haben (Beifall bei der
FPÖ.), nämlich, ohne
sozialistisches Parteibuch hatte man keine Chance gehabt, außer,
beispielsweise, der Stadthauptmann des
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