Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 110 von 130
Sie können aber auch entweder ruhig sein oder sich zu Wort
melden, aber so wirklich spannende Sachen haben Sie nicht zu sagen bei Ihren
Zwischenrufen, Sie beweisen Ihre Intelligenz dadurch, dass Sie nicht zuhören,
was ich sage, Sie beweisen Ihre Intelligenz ... Bleirohre sage ich nur. Gut,
wir haben das heute schon einmal gehabt. Das ist ... (Abg Dr Helmut GÜNTHER:
Das muss einen Grund haben!) Ja, mit Sieben. Das muss einen Grund haben,
einigen wir uns darauf, es hat einen Grund gehabt.
Heute steht im "Standard", um bei
Überwachung und der Notwendigkeit eines Datenschutzgesetzes zu bleiben:
"Westenthaler wacht, aber der Blockwart unter Österreichs Politikern hat
noch nicht die richtigen Instrumente an der Hand." - So weit sind wir also
schon, dass man in österreichischen Zeitungen wirklich schon schreiben kann,
und das auch belegen kann mit den Ideen von freiheitlichen Politikern, dass wir
nicht mehr so weit von einem Überwachungsstaat entfernt sind. Und in diese Richtung
wünsche ich mir vom Wiener Landtag, dass weit über das Datenschutzgesetz
hinausgehend versucht wird, gegen diesen Überwachungsstaat aufzutreten.
Es geht nicht an, dass BürgerInnen in Österreich
bespitzelt werden, und zwar von einer Polizei, wo man auf Grund leidvoller
Erfahrungen nicht weiß, was mit den Daten wirklich passiert und wo man noch
dazu merkt - wenn man sich sozusagen Zeugenaussagen oder Mitschriften von
Polizisten anschaut -, dass nicht einmal das notiert wird, was tatsächlich
gesagt wird. Da passieren dann so Sachen. (Abg Dr Herbert Madejski: Das ist
eine Diskriminierung der Polizei!) Noch einmal bitte, ich habe Sie nicht
verstanden. (Abg Dr Herbert Madejski: Das ist eine Diskriminierung der
Polizei!) Was ist eine Diskriminierung der Polizei? (Abg Dr Herbert
Madejski: Man muss vorsichtig sein, wenn man die Polizei kennt, entschuldigen
Sie sich!) Nun ja, Entschuldigung, haben Sie in Stapo-Akten Einschau
genommen? (Abg Dr Herbert Madejski: Ja, die waren alle falsch!) Ja, aber
Ihre Daten waren falsch, meine waren falsch, das heißt, wir haben schon zwei
Leute im Raum, die wissen, dass die Polizei falsche Daten eingeschrieben hat.
Vielleicht gibt es da noch ein paar Leute im Raum, die das wissen.
Und dann stellen Sie sich hin und können allen
Ernstes behaupten, man soll dieser Polizei noch mehr Überwachungsbefugnisse
geben. Das tut mir Leid, wenn wir uns jetzt sogar schon auf der Ebene einigen,
dass man da sehr, sehr vorsichtig sein sollte, dann bitte geben Sie das weiter
an Ihre Parteikollegen, dass sie nicht noch mehr die Freiheiten von Bürgerinnen
und Bürgern zurückdrängen, weil das Maß der Freiheit von Bürgerinnen und
Bürgern in einer Stadt, in einem Staat, das Maß von BürgerInnenrechten in einer
Stadt und in einem Staat ist auch ein Maß für die Entwicklung eines Landes.
Und dessen sollten wir uns bewusst sein, denn je mehr
das eingeschränkt wird, umso mehr nähern wir uns autoritären Regimen, wo wir
gehofft haben - und ich hoffe das gemeinsam -, dass wir das schon längst
überwunden haben.
Ich komme jetzt langsam zum Schluss. Vielleicht einen
Punkt noch. Vorher noch einmal zurück zu den Fingerprints, weil das ja auch oft
gekommen ist: Fingerprints für Asylwerber. Es hat sich herausgestellt, und man
ist nach ein paar Tagen darauf gekommen, dass es diese Glanzidee, die da
verkündet wurde, ja schon lange gibt.
Das ist nicht einmalig, sondern das gibt es bereits.
Für Asylwerber und Ausländer sind diese Fingerprints, leider, sage ich dazu,
schon gang und gäbe. Und auch hier wünsche ich mir ganz massiv, dass Wien sich
nicht an dieser ausländer- und ausländerinnenfeindlichen Haltung beteiligt und
ganz massiv die Möglichkeiten nutzt, um gegenzusteuern, sei es beim kommunalen
Wahlrecht ohne weitere Hürden oder sei es bei der Öffnung der Gemeindebauten,
wo man wirklich aufzeigen könnte, wir in Wien wollen hier eine andere
Migrationspolitik, die im Gegensatz zur Politik der Bundesregierung nichts
gemeinsam hat mit dem Interesse, möglichst viele Ausländer so schnell wie möglich
wieder loszuwerden. Und das unterstelle ich Ihnen und dafür ist es ganz leicht
möglich, jederzeit Beweise zu bringen.
Ein letzter Punkt: Am 26. Oktober findet zum dritten
Mal der Big Brother-Award statt. Ein Preis wird vergeben oder mehrere Preise
werden vergeben, und zwar Preise im Bereich Überwachungsstaat und Bespitzelung.
Zweimal hat diesen Preis die Freiheitliche Partei schon gewonnen und, ohne der
Jury vorgreifen zu wollen, sage ich, ich bin überzeugt, auch beim dritten Mal
ist sie dafür ein heißer Kandidat. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als nächster Redner ist Herr Abg Dr Ulm zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Dr Wolfgang Ulm
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Bei der Rede meines Vorredners vermisse ich den
Nachweis für die These, die er aufgestellt hat, dass Österreich im Begriff ist,
ein Überwachungsstaat zu werden oder bereits ein Überwachungsstaat ist. Es gibt
nämlich, seit die neue Bundesregierung im Amt ist, kein einziges Beispiel, das
er aufzählen konnte, kein einziges Beispiel unter Innenminister Strasser, kein
Beispiel einer rechtswidrigen Bespitzelung. All die Kritikpunkte, die gekommen
sind, beziehen sich ausschließlich auf die Jahre früherer Bundesregierungen und
auf frühere sozialdemokratische Innenminister. (Beifall bei der ÖVP.)
Und wenn Sie nun meinen, dass man über die Frage der
möglichen Einführung von Fingerprints debattieren sollte, gebe ich Ihnen schon
Recht. An der Diskussion soll man sich beteiligen und da soll man ganz
emotionslos das Für und das Wider abwägen, aber bitte wirklich emotionslos.
Und überlegen wir uns, wieweit hier wirklich ein
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