Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 98 von 130
verparkt ist, und zwar absolut gegen die Straßenverkehrsordnung.
Jetzt könnte man sagen: Dieser "Lebensbaumkreis"
- dort findet man Dinge, die man anderswo nicht hat, weil das so seltene Bäume
sind. Mir ist zwar immer noch nicht klar, weswegen man andere Bäume hat fällen
müssen - das macht man vielleicht nur in Wien -, aber das wirklich Interessante
ist, dass man dort oben entgegen allen Ankündigungen mittlerweile einen
Restaurantbetrieb eingerichtet hat. Zuerst hat es geheißen, man macht den
"Lebensbaumkreis", dort kann man hinfahren, sich die Bäumchen
anschauen und durch automatische Sprachboxen irgendwelche Geschichtlein erzählt
bekommen. Es ist auch recht nett, dort oben spazieren zu gehen. Aber dass dort
ein Restaurantbetrieb eingerichtet wurde - man muss sich das vorstellen: zuerst
ist es ein Waldschutzgebiet und dann steht dort auf einmal ein Restaurantbetrieb!
Jetzt weiß ich gar nicht - das wird vielleicht das
Gewerbeinspektorat oder andere Bereiche des Magistrats einmal interessieren -,
wie es dort mit den Bewilligungen ausschaut. Jedenfalls kann man im Oktogon -
das wird mittlerweile auch im Internet beworben - Seminare, Tagungen,
Workshops, Geburtstagsfeiern, Hochzeiten, Taufen, Sponsionen, Firmenfeiern, Präsentationen
et cetera abhalten. Es gibt geregelte Betriebszeiten. Das heißt, dort oben ist
ein klassischer Wirtschaftsbetrieb entstanden - etwas, was niemandem möglich
gewesen wäre, hätte er von Haus aus klar erklärt, dass er dort, mitten im
Wienerwald, einen Wirtschaftsbetrieb, eine Restaurantunternehmung aufmachen
möchte.
Da muss man sehr geschickt sein, um zu diesem
Ergebnis zu kommen. Ich attestiere Herrn Dr Heilingbrunner gerne, dass er
geschickt ist, aber dazu, geschickt zu sein, gehören zwei: der eine, der geschickt
ist, und der andere, der es mit sich geschehen lässt, dass man so geschickt
damit umgeht.
Frau Stadträtin! Ich möchte Sie herzlich bitten, dass
Sie nicht nur die Anträge so beantworten, wie es die Stadtverfassung vorsieht,
sondern dass Sie sich auch einmal mit dem Thema "Lebensbaumkreis" beschäftigen.
Sie haben hier kein Problem, Sie sind ohne irgendwelche Vorbelastungen. Nach
meiner Information sind Sie keinerlei Verpflichtungen eingegangen und können
sich darauf berufen, dass das unter Amtsvorgängern passiert ist, für die man
Sie natürlich nicht zur Verantwortung ziehen kann. Ich würde mich freuen, wenn
man hier Herrn Dr Heilingbrunner zu verstehen gibt, dass er eine Vorgangsweise
gewählt hat, die nicht dem entspricht, was ursprünglich das Thema war.
Meine Damen und Herren! Ich danke schön für Ihre
Aufmerksamkeit und dafür, dass ich Sie kurz vom Nachtmahl habe abhalten dürfen.
Wir werden diesem Bericht selbstverständlich auch unsere Zustimmung geben. (Beifall
bei der FPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort kommt
Herr Abg Josef Wagner. Ich erteile es ihm.
Abg Josef Wagner (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Frau
Stadträtin!
Wir haben heute schon sehr ausführlich über den
Naturschutzbericht 2000 diskutiert. (Abg Günter Kenesei: Naturschutz ist
wichtig! - Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Ich glaube, das ist gut und wichtig.
Es ist sicherlich eine ganz besondere Materie, die auch die Zukunft bestimmt.
Die Kinder werden uns einmal dankbar sein, wenn wir hier vernünftige Entwicklungen
beraten, vorbereiten und weiterentwickeln.
Ich möchte als Mandatar eines Bezirks, der mit dem
grünen Prater einen sehr erheblichen Anteil an einer gesunden Umwelt und an
Natur in Wien hat, hier dazu Stellung nehmen, weil ich im Naturschutzbericht
auch einige Passagen gelesen habe, in denen besondere Tierarten, Ausstellungen
und dergleichen im Wiener grünen Prater erwähnt werden. (Abg Günter Kenesei:
Artenvielfalt!) Es ist dabei sehr viel Positives zu bemerken, ich möchte
aber auch darauf hinweisen, dass es bei diesem Naturjuwel, um das uns andere
Städte mit Sicherheit beneiden, noch immer Kritikpunkte und negative Seiten
gibt.
Es ist ein Zentrum, bei dem wir am Eingangstor das
Riesenrad und den Wiener Wurstelprater mit jährlich 8 Millionen Besuchern
haben. Dort tun wir sehr viel für den Erhalt diese Naturjuwels, es bestehen
aber andererseits immer noch Mängel, etwa wenn ich nur daran denke, dass ein
sozialistischer Bezirksvorsteher immer wieder Ausnahmebewilligungen erteilt
und, wenn es um ein Fußballmatch oder eine Messeveranstaltung geht - obwohl
sich dann herausstellt, dass das gar nicht notwendig gewesen wäre, weil
ohnedies nicht sehr viele Besucher gekommen sind -, die Prater Hauptallee
öffnet.
Das tut uns weh. Wir sind in der Bezirksvertretung
immer dafür eingetreten, dass wir dort die Natur schonen und nicht zu Lasten
der Natur den Massenverkehr durch den grünen Prater lenken. Aber das sind die
Versäumnisse der sozialistischen Politik, weil eben keine Anbindung an den
Prater, keine Anbindung an das Messegelände, keine Anbindung zu den Sportstätten
vorhanden ist. Daher verstehe ich schon, dass Sie jetzt Feuerwehr spielen
müssen und sich zwar jeweils zu Naturschutz und Umweltschutz bekennen, aber in
Wirklichkeit immer dann umfallen, wenn Naturschutz und Umweltschutz notwendig wären.
Ich möchte auch daran erinnern, dass es die Freiheitlichen
waren, und zwar ein Obmann Dr Jörg Schmiedbauer - ich war damals noch junger
Funktionär in der Leopoldstadt -, der gemeinsam mit den freiheitlichen
Funktionären und mit den Bürgern Standeln auf der Hauptallee errichtet hat. Wir
waren die Ersten, die dort aktiv dafür eingetreten sind, dass der Querverkehr
reduziert wird, dass Durchfahrten gesperrt werden und dass die Hauptallee
autofrei wird. Das haben Sie in Wirklichkeit den freiheitlichen Aktivisten zu
verdanken, die das damals durchgesetzt
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular