Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 94 von 130
umgehen.
Mit Beginn des
19. Jahrhunderts wurde der Wienerwald zum beliebten Ausflugsziel. Es
findet sich dann in anderen Publikationen der Stadt Wien auch immer wieder
etwas von dem Vandalismus, den der Wienerwald erdulden muss. Dieser
Vandalismus, den der Wienerwald erdulden muss, darüber verschweigt sich leider
der Naturschutzbericht. Vielleicht könnte man das im nächsten Jahr ein wenig
mehr ausführen. Ich glaube, es ist wichtig, dass man auch hier diese kleinräumigen
Beschädigungen des Waldes beachtet.
In der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts gab der kaiserliche Hof große Teile des
Wienerwalds an Schlägerungsfirmen zur Abholzung frei, um die Kassen zu füllen.
Erst Josef Schöffel, dem Bürgermeister von Mödling, gelang es nach einer
mehrjährigen Medienkampagne die Schlägerungen zu stoppen. Wir sind dem Josef
Schöffel heute noch dankbar, dass er das gemacht hat. Er hat uns den Wienerwald
erhalten. (Abg Dr Matthias Tschirf. Ja,
das war ja auch christdemokratische Gesinnung!) Wessen Gesinnung es auch
immer gewesen ist, das ist nicht so sehr die wirklich entscheidende Frage. Die
entscheidende Frage kann ja nur das Ergebnis sein, und ich glaube, das ist das,
was uns im Endeffekt verbinden sollte.
Aber weil auch
heute die ökonomische Nutzung des Waldes diskutiert wurde: Kollege Mag Maresch
hat ja gemeint, er muss hier sein Wissen über Budget- und Finanzwirtschaft des
Bundesministeriums für Finanzen und des Finanzministers präsentieren. Ich
schicke einmal Folgendes voraus: Die Besitzverhältnisse des Wienerwalds, Sie
haben es an sich von der Tendenz her gar nicht so schief angetragen:
48 Prozent der Waldflächen sind im Eigentum der Österreichischen
Bundesforste, 6 Prozent befinden sich im Besitz der Stadt Wien. Also, wenn
man auf die Landkarte schaut und sich anschaut, wie hier die
Bundesländergrenzen verlaufen und wo der Wienerwald ist, dann ist es natürlich
klar, dass die Stadt Wien hier einen geringeren Anteil hat als andere Eigentümer.
48 und 6 Prozent sind 54 Prozent, der Rest ist im Besitz mehrerer
Klöster - Heiligenkreuz, Klosterneuburg, Lilienfeld -, von Wienerwaldgemeinden
und von einer größeren Anzahl privater Waldbesitzer.
Sie haben
gerade gesagt: Da wird der Wienerwald verkauft. Also, Sie können sicher sein,
dass in Summe das Waldgebiet unverändert bleiben wird, denn das, was passiert,
sind Arrondierungen. Es gibt sowohl das, was Sie genannt haben. Es gibt den
Verkauf, das ist richtig. Aber Sie sind natürlich nur bei der halben Wahrheit
geblieben. Die ganze Wahrheit ist, dass selbstverständlich auch gekauft wird.
Das heißt, es gibt hier einen eins zu eins-Tausch, um Grenzbegradigungen zu
machen, um etwas anderes durchaus leichter zu machen, worauf ich dann etwas
später noch zu sprechen kommen werde. Es ist so, dass der Wienerwald, glaube
ich, einmal auch auf Bundesebene durchaus in guten Händen ist. Es gibt hier ein
durchgehendes Bewusstsein, sowohl was die Wiener Freiheitlichen betrifft, als
auch was unsere Bundesvertreter betrifft, dass der Wienerwald etwas Wichtiges
ist und dass das, was Josef Schöffel errungen hat, natürlich nicht gefährdet
werden darf.
Der Wienerwald
ist im Zweiten Weltkrieg durch die Kriegs- und Kampfhandlungen massiv
beschädigt geworden. Schützengräben, Panzerfahrten, Bombenabwürfe, Granateinschläge
und Granatensplitter im Holz haben dem Wald ordentlich zugesetzt. Nach dem
Zweiten Weltkrieg gab es große Verluste an Waldflächen durch illegale
Siedlungen von Obdachlosen. Diese illegalen Besiedlungen haben uns im Bereich
der Stadtentwicklung in den letzten Jahren immer wieder beschäftigt, weil es ja
darum ging, einst einmal illegale Bauten nachträglich rechtlich zu sanieren,
eine durchaus nicht einfache Vorgangsweise. Welche Besiedelung wird quasi ex
lege legalisiert und bei welcher Besiedelung geht man hier streng vor und
fordert eine Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands?
Heute zählt
der Wienerwald zu einem der beliebtesten Naherholungsziele. Dies ist eine
durchaus richtige Analyse, die das Forstamt der Stadt Wien hier getan hat.
Es hat aber
einmal, wenn man vom Wienerwald spricht und wir heute das Bekenntnis, das
Wiener Wasser unter Verfassungsschutz zu stellen, erlebt haben - und da war
Frau StR Dipl Ing Kossina natürlich nicht einmal noch im Gespräch, Umweltstadträtin
zu werden -, wenn man ein bisschen in die Vergangenheit geht, einen gewissen
Bgm Zilk gegeben, und bei diesem Bgm Zilk gab es einen Umweltstadtrat Braun und
es gab damals einen jungen, wie sich herausgestellt hat, sehr erfolgreichen
Gemeinderat namens Dr Michael Häupl. Damals hat der Wiener Bürgermeister
erklärt, er wird den Wienerwald unter Verfassungsschutz stellen wollen. Das war
groß präsentiert: Die Unterschutzstellung des Wienerwalds unter den Schutz der
Wiener Stadtverfassung. Das war durchaus schlagzeilenträchtig: "Jetzt wird
der Wienerwald unter Verfassungsschutz gestellt." Jetzt dauert natürlich
so ein Verfassungsgesetz eine gewisse Zeit und da sind wir auch durchaus
großzügig, wenn man sagt, das muss man einmal machen und schreiben und die
Legisten müssen das dann durcharbeiten. Aber da ist nicht wirklich etwas
weitergegangen.
Also, aus diesem
Verfassungsschutz für den Wienerwald ist nichts geworden. Die Jahre sind ins
Land gezogen. Der Herr Braun, wie Sie wissen, war dann nicht mehr Stadtrat und
Zilk war immer noch Bürgermeister, muss man dazusagen. Zilk war also immer noch
Bürgermeister, Braun war nicht mehr Stadtrat. Weswegen er nicht mehr Stadtrat
war, ist nicht Gegenstand dieser Debatte, aber ich nehme an, Sie werden das
schon noch wissen, auch die Jüngeren unter Ihnen, meine Damen und Herren der
sozialdemokratischen Fraktion. Dann ist dieser junge, aufstrebende Gemeinderat
namens Dr Michael Häupl zum Stadtrat für Umwelt avanciert und hat eines
gemacht: Er hat eine Grünlanddeklaration zu Stande gebracht. Diese
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