Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 130
Abg Ellensohn zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg David Ellensohn (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Die FPÖ macht es einem nicht wirklich leicht. Die
dringliche Anfrage zur Novellierung des Wiener Feuerwehrgesetzes war in dem 20-minütigen
Vortrag jetzt ungefähr eine Minute lang Thema, aber der Lainzer Tunnel war,
glaube ich, schon drei-, viermal Gegenstand einer dringlichen Anfrage in der
letzten Periode. Offensichtlich ist Ihnen das langweilig geworden, jetzt
schreiben Sie halt irgendetwas her und kommen ganz minimal auf dieses Thema zu
sprechen.
Die umfangreiche Anfrage mit zehn Punkten ist nicht
uninteressant, aber es wäre sehr leicht gewesen, diese Informationen
einzuholen. Herr Bgm Häupl hat das sehr ausführlich vorgetragen, trotzdem habe
ich alles schon vorher gewusst, weil es ganz einfach war, das zu erfahren. Man
ruft einfach den Herrn Perner an, man ruft einfach den Leiter des Sicherheitsdienstes
der Wiener Linien an und bekommt
exakt alle Auskünfte auf diese Fragen. Völlig problemlos. Ich nehme nicht an,
dass es für Sie viel schwieriger gewesen wäre.
Also, scheint es um etwas anderes zu gehen und da
überlegt man sich: Worum geht es den Freiheitlichen dabei? Brauchen Sie
irgendein Sicherheitsthema, weil der Herr Schill in Hamburg gewonnen hat? Überlegen
Sie sich irgendetwas dazu? Worum geht es?
Die Wiener Feuerwehr selbst - fangen wir einmal so an
- ist sehr, sehr gut ausgestattet im internationalen Vergleich. Mehr geben kann
man ja immer, man muss allerdings schon dazusagen, dass es der Bund den Wienern
nicht leicht macht, irgendwo mehr Geld zu geben. Ich sitze zwar nicht in der
Stadtregierung, aber Sie fordern ununterbrochen, wo man mehr Geld hineinstecken
soll. Sie sollten vielleicht auch einmal mit Ihren Kollegen im Bund reden, die
uns mit einem Nullverantwortungsdefizit große Schwierigkeiten machen, in Wien
irgendwelche Verbesserungen durchzusetzen. (Beifall
bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Die Wiener Feuerwehr möchte ich in Schutz nehmen. Ich
habe auch einen persönlichen Bezug zur Feuerwehr. In meiner Familie sind
mehrere Leute seit Jahrzehnten bei der Feuerwehr. Das ist allerdings am Land in
Vorarlberg eine freiwillige Feuerwehr. In Wien schaut das so aus, dass die
Feuerwehr bei einem Alarm am Tag binnen 30 Sekunden und in der Nacht
binnen 1 Minute ausrückt und binnen 5 bis 7 Minuten - das ist
absolutes Maximum - am Ort des Geschehens eintreffen kann. Sie hat
80 Einsätze am Tag. Die Feuerwehr hat über 3 000 Beschäftigte,
die ihre Arbeit sehr gut machen. Hier in dieser Anfrage klingt es ein bisschen
mit, als ob die ihre Arbeit nicht gut machen würden, und da möchte ich die
Wiener Feuerwehr in Schutz nehmen.
Außerdem freuen sich die Grünen darüber, dass die Feuerwehr jetzt so attraktiv
ausgestattet ist. Die neue Kleidung, die die Feuerwehrleute jetzt haben,
gefällt uns viel besser. Wir freuen uns mit ihnen, dass sie das bekommen haben.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Zum Punkt Sicherheit in den U-Bahnen. Natürlich kann
man es viel besser machen, aber was man nicht tun sollte, ist, ein Problem
herbeizureden oder ein ganz, ganz kleines Problem zu einem großen zu machen.
Das ist zwar eine Stärke der FPÖ, aus einem kleinen oder aus einem fast nicht
vorhandenen Problem ein großes zu machen, aber wenn wir uns international die U-Bahnen
anschauen, dann weiß ich nicht, ob Sie überhaupt ein Beispiel bringen können -
es redet ja noch jemand von Ihrer Fraktion nach mir -, bei dem die Sicherheit
wesentlich besser ist oder weniger Leute zu Schaden gekommen sind. Wenn ich mir
die U-Bahn in London, meiner Geburtsstadt, anschaue, so gibt es dort diese enge
Röhren. Da gibt es auf keiner der beiden Seiten auch nur irgendeinen Platz zum
Aussteigen.
Diesen Fall vom 31. August können wir relativ
sehr gut nachvollziehen, weil ein ehemaliger Bezirksrat der Grünen einer der betroffenen 400 bis
500 Passagiere war. Der sagt auch, dass da keine Panik war und dass es nur
wenige Minuten nicht beleuchtet war.
Es kommt den
Leuten natürlich länger vor. Das ist schon klar. Alleine wenn der Zug steht,
habe ich nach einer halben Minute das Gefühl, ich stehe fünf Minuten. Es war
ungefähr eine Minute, vielleicht waren es zwei. Das ist übereinstimmend, was
die Leute sagen. Und da war es nicht stockfinster, sondern die Wagons haben
natürlich voll geleuchtet. Die Station war nicht ewig weit weg, sondern das
Licht vorne hat man auch gesehen.
Man soll es nicht
herunterspielen. Natürlich kann man die Sicherheitsstandards immer wieder hinaufschrauben.
Ich möchte nur zu bedenken geben: Wenn die GRÜNEN jedes Mal daherkommen und die
Verkehrstoten an der Oberfläche im Straßenverkehr aufzählen würden, dann würde
man uns irgendwann vorwerfen: Freunde, tut das nicht übertreiben.
Wir sprechen hier
glücklicherweise, und ich hoffe, es bleibt so im U-Bahn-Bereich, über keinen
einzigen Todesfall, außer den unglücklichen Selbstmördern und
Selbstmörderinnen, während wir im Straßenverkehr sehr, sehr viele zu beklagen haben.
Und diese sind nicht alle bei Tunnels vorzufinden. Es gibt Untersuchungen - Sie
werden die wahrscheinlich kennen und verleugnen halt hier diese Fakten -: Verkehrsunfälle
mit tödlichem Ausgang passieren nicht in erster Linie in Tunnels. Jetzt werden
Sie sagen: Das sind ja viel weniger Kilometer. Nein, umgelegt auf die Kilometer,
umgelegt auf die Nutzung, gibt es sehr, sehr viele Freilandstraßen, wo die
Anzahl der Verkehrstoten mehr als doppelt so hoch ist als in den Tunnels. Es
ist also nicht einfach so, dass ein Tunnel gefährlicher ist als eine
Freilandstraße. Wenn Sie für Tempo 30 in der Stadt wären, wenn Sie für
mehr Radverkehr wären et cetera, dann könnten Sie sehr viele Leben retten, und
da habe ich von Ihnen noch nie etwas gehört. (Beifall
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