Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 130
freiheitliche Mandatare anzupatzen (Abg Christian
Oxonitsch: Sie sind schon selektiv!), und ich weiß schon, was Sie mit einem
Haus mit Bleirohren meinen. - Aber das Schimpfen überlasse ich Ihnen. (Abg Franz Ekkamp: Es schimpft niemand!)
Wir Freiheitliche werden dem Naturschutzbericht 2000
zustimmen. Aber als Oppositionspartei muss es uns wohl erlaubt sein,
anzumerken, dass der ganze hier beschriebene Vogelschutz nichts nützt, wenn in
der Praxis (Abg Josefa Tomsik: Alle Vögel kann man nicht schützen!) die
Brutplätze der Singvögel sowie der Höhlenbrüter in der Lobau brutal geschlägert
werden. Ich habe der Frau Stadtrat einen Bericht gegeben - Bürger haben sich an
uns gewendet und haben diesen Ort genau bezeichnet -, aber die Frau Stadtrat
hat einen ziemlich schnoddrigen Antwortbrief geschrieben, in dem sie erklärt,
dass das eigentlich alles nicht stimmt und man sich ja nur an sie zu wenden
braucht und sie wird das Ganze aufklären.
Daher möchte ich die Frau Stadtrat schon von hier aus
fragen, ob ich, wenn das nächste Mal ein Bürger zu mir kommt und sagt, dort in
diesem Gebiet werden Umweltfrevel begangen, und zwar von der Stadt Wien, im
amtlichen Auftrag wird dort niedergewalzt und geschlägert, diesen Bürger
vielleicht zur Frau Stadtrat vermitteln darf. Die Telefonnummer von der Frau
Stadtrat habe ich schon, aber es ist bei sozialistischen Stadträten ja durchaus
Brauch, dass man als normaler Bürger nicht zu ihnen vordringen kann. (Die
Abgen Josefa Tomsik und Barbara Novak-Schild schütteln den Kopf.) - Aber da
möchte ich Frau Kossina nicht vorverurteilen. Vielleicht ist es bei der neuen
Umweltstadträtin viel, viel besser, und vielleicht kann ein Bürger, wenn er anruft,
die Frau Stadtrat durchaus erreichen. Das würde mich freuen. Ich werde sicher
froh sein, wenn einzelne Bürger ihre Angelegenheiten bei der Frau Stadtrat erledigen
können.
Es ist schön, wenn Sie, wie auf Seite 69 des Naturschutzberichts
beschrieben ist, "eine morsche Trauerweide" bei irgendeinem Teich
"als Nistplatz für Höhlenbrüter" stehen lassen. Das heißt, eine Trauerweide
- das ist es sogar wert, im Naturschutzbericht 2000 erwähnt zu werden! - lässt
man stehen, und bei einer Trauerweide geht man sogar her und verlegt den
Gartenweg - oder ist es ein Spazierweg? - ein bisschen weg von dieser
Trauerweide, damit die Besucher und Spaziergänger nicht gefährdet sind. Das ist
fein, kostet aber - wenn man einen Baum stehen lässt - relativ viel.
Aber es sei gut so, wenn man so behutsam mit der Natur umgeht. (Heiterkeit
bei Abgeordneten der FPÖ.)
Aber ich hoffe, Sie werden in den nächsten Naturschutzbericht
auch hineinschreiben, dass Sie am Steinspornweg beim Schillerwasser im Vorland
des Nationalparks Hunderte Kubikmeter Schwarzpappeln mitten in der Brutzeit
gefällt haben. Auf das bin ich schon gespannt, ob Sie das hineinschreiben
werden. (Abg Heinz Hufnagl: Sei wann
brüten die Schwarzpappeln?) - Mein Gott na! Mein Gott na! Die Schwarzpappeln
brüten nicht, sondern man hat die Schwarzpappeln gefällt, die die Brutstätten
für Greifvögel, für Singvögel sind. Im Umweltausschuss ist mir ja auch erklärt
worden, dass das Weißpappeln sein sollten. Ich bin daraufhin nochmals mit einem
Förster und mit einem Gartenbaufachmann hingegangen und dieser hat gesagt: Ja,
20 Prozent der Bäume sind tatsächlich Weißpappeln, aber 80 Prozent
sind eben doch Schwarzpappeln. - Gut. So geht man halt mit der Opposition um.
Man sagt halt: Da haben wir Weißpappeln umgeschnitten und das war notwendig. -
In Wirklichkeit waren es aber keine Weißpappeln, sondern es waren zum Großteil
Schwarzpappeln. Und die hat man halt mitten in der Brutzeit der Höhlenbrüter
und Singvögel umgeschnitten. (Abg Mag
Rüdiger Maresch: Es gibt auch Zitterpappeln! - Heiterkeit bei Abgeordneten der
GRÜNEN. - Der Redner tritt neben das Rednerpult und wendet sich an Abg Mag
Rüdiger Maresch:) Sie wohnen in
einem Haus mit Bleirohren? (Ruf:
Jawohl! - Der Redner nimmt einen Schluck Wasser aus dem beim Rednerpult
bereitstehenden Glas.)
Präsidentin Erika Stubenvoll
(unterbrechend): Herr Abg Blind! Haben Sie Ihre Wortmeldung beendet oder
sind Sie noch am Wort?
Abg Kurth-Bodo Blind (fortsetzend):
Frau Vorsitzende! Ich habe das gute und köstliche Wiener Quellwasser getrunken.
Das muss einem Abgeordneten schon zustehen, dass er das gute, köstliche Wasser
trinkt! - Jede Minute bringt man ein gutes Glas Wasser daher. Da wäre es doch
traurig, wenn man das nicht trinken würde! Das wäre ja schlimm! Das wäre eine
Missachtung dieses herrlichen Services.
Also wie gesagt: Man hat im Vorland des Nationalparks
Hunderte Kubikmeter Schwarzpappeln mitten in der Brutzeit gefällt (Abg Dr Matthias Tschirf: Das ist ja unglaublich!
- Heiterkeit des Abg Dr Matthias Tschirf) - ja, unglaublich! (Abg
Franz Ekkamp: Unerhört ist das!) -,
und zwar mit der Begründung, dass man, wie die Sozialisten meinten, für
dieses minderwertige Holz erst einen Käufer finden musste. Da muss ich schon
sagen: Die Ausrede - oder Entschuldigung -, dass diese Bäume hohl waren, ist
eine sehr fadenscheinige Angelegenheit! Es stimmt schon, natürlich war ein Teil
dieser Bäume hohl, aber es war so (Abg Dr Matthias Tschirf: Der Borkenkäfer!)
- nein, es war nicht der Borkenkäfer; das wäre schön gewesen, das wäre ein
Riesenborkenkäfer gewesen, aber den gibt es in unseren Wäldern noch nicht -:
Man hat bei diesen Bäumen durchaus einen Stammumfang von etwa 1 oder
1,2 Metern messen können und die Bäume waren bis auf einen Stammanteil von
15 bis 17 Zentimeter hohl. Das heißt also: Hätte man diese Bäume wirklich
wegen der Gefährdung der Fußgänger oder Radfahrer - es ist aber auch eine
kleine Autostraße da und diese Bäume sind sicher auch in der Lage, Autodächer
durchzuschlagen -, also wegen der Gefährdung der Bevölkerung schlägern wollen
oder schlägern müssen, dann hätte man sie wahrscheinlich schon vor 10 oder
15 Jahren schlägern müssen. Da,
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