Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 130
Sie gedacht: Entweder geben wir den Freiheitlichen keine
Antwort, oder vielleicht vergessen sie es, oder vielleicht brauchen wir eines
Tages dem Volk nicht Rede und Antwort zu stehen.
Dann haben wir gefragt: Gibt es ein Gesamtkonzept?
Was ist für die Sozialisten ein Gesamtkonzept? - Ein Gesamtkonzept ist das
Gegenteil vom Wiener U-Bahn-Bau, bei dem man da ein Stückchen U-Bahn baut, und
dann kommt man darauf: na ja, eigentlich haben wir messerscharf den
bevölkerungsreichen Gemeindebau verfehlt, oder .... (Abg Franz Ekkamp: Geben Sie es zur Bundesregierung! Die baut überhaupt
nichts mehr!) Bitte? (Abg Franz
Ekkamp: Die Bundesregierung baut überhaupt nichts mehr!) Die Bundesregierung
kann in Wien natürlich nicht die U-Bahn bauen, da haben Sie vollkommen Recht,
Herr Kollege. Die kann das nicht machen.
Aber, und das hat ja auch die Bundesregierung gesagt
- wenn wir schon unbedingt zur U-Bahn kommen wollen, auch wenn wir beim Naturschutzbericht
sind; aber ich beantworte Ihnen das gerne -: Sie glauben natürlich, seit
1,5 Jahren, seitdem eine blau-schwarze Bundesregierung am Ruder ist, muss
die Welt ganz anders sein und muss alle Ihre sozialistischen Missetaten
sanieren. Nur geht das leider nicht: Man kann 50 Jahre Sozialismus nicht
in 1,5 Jahren demokratischer Regierung aufheben! Sozialismus pur - das haben
wir ja in der DDR erlebt (Abg Johann Driemer: Also, Herr Kollege Blind ...
!) - lässt sich auch vom stärksten Wirtschaftsstaat, der Bundesrepublik, in
zehn Jahren nicht sanieren! Noch heute kiefelt die Bundesrepublik an ihren
neuen Ländern. Diese neuen Länder waren ja nicht Entwicklungsgebiete, das war
ja nicht tiefstes Afrika, das man da in die Bundesrepublik aufgenommen hat,
sondern das waren Leute mit einem ähnlichen Fleiß, mit einer recht ähnlichen
Sprache, mit Verwandtschaftsverhältnissen zur Bevölkerung der Bundesrepublik.
Trotzdem ist es nicht gelungen, diese Menschen wirtschaftlich auf gleich zu bringen,
denn nach 50 Jahren Sozialismus in der DDR ist es einfach nicht möglich -
auch einer Wirtschaftsmacht wie der Bundesrepublik nicht -, dieses sozialistische
Chaos in den Griff zu kriegen. (Abg Johann Driemer: Lernen Sie Geschichte!) Auf
Sozialismus brauchen Sie also wirklich nicht stolz zu sein, und Sie haben das
ja auch begriffen: Sie haben Ihre Partei ja auch von einer
"Sozialistischen Partei" auf eine "Sozialdemokratische
Partei" umgetauft, weil auch Ihnen der Sozialismus zum Hals herausgehängt
ist! (Beifall bei der FPÖ. - Abg Josefa
Tomsik: Und dadurch ist der Naturschutzbericht so ausgefallen! - Abg Heinz
Hufnagl: Wo war denn die FPÖ, als wir 1950 verhindert haben, dass Österreich
kommunistisch wird?)
Ja, ich gebe schon zu: Diesen kommunistischen Putsch,
den haben Sie durchaus in Ordnung gebracht. Dieses Verdienst gestehe ich Ihnen
schon zu. (Abg Josefa Tomsik: Also, das
ist aber wirklich ... !) Bitte, da gibt es schon auch linke Geschichtsschreiber,
die das nicht so sehen, die meinen, das war ja gar kein Putsch. Es freut mich
aber, dass Sie sagen, es war ein kommunistischer Putsch. Und dass wir Freiheitliche
mit den Kommunisten vielleicht irgendetwas gemeinsam hätten, ich glaube, diese
kühne Idee ... (Abg Heinz Hufnagl:
Nirgends wart ihr!) Bitte? (Abg Heinz
Hufnagl: Warme Luft habt ihr ... !) Ja, es hat auch keine Freiheitliche
Partei gegeben, die in der Lage gewesen wäre, so etwas hintanzuhalten. Also,
wie soll man es denn dann machen? (Ruf bei der SPÖ: Wann kommen Sie zum
Naturschutzbericht?) - Nun, wenn Sie schon eine Frage zur U-Bahn hatten,
darf ich sie ja wohl beantworten.
Zurück zum Naturschutzbericht: Ich bleibe bei meinem
Bachkonzept. Die Frau Stadtrat hat es bis heute verweigert, uns ein
Gesamtkonzept zu präsentieren, wie es zum Beispiel in Zürich existiert. In Zürich
wird naturnah rückgebaut, und es ist in Zürich wichtig, dass die Abwässer nicht
mehr in das allgemeine Kanalnetz gelangen. Warum ist das wichtig? - Weil, wie
man weiß, 1 Kubikmeter verunreinigtes Abwasser, egal, ob es stark
verunreinigt oder leicht verunreinigt ist, in etwa die gleichen Entsorgungskosten
verursacht.
Daher dringen wir als Freiheitliche darauf, dass die
Wienerwald-Bäche sehr schnell rückgebaut werden. Wir dringen darauf, dass
möglichst wenig gesundes und sauberes Wasser in das Kanalnetz gelangt, weil das
einfach dem Bürger Kosten spart. Aber mein Gott na, die Kosten zahlt ja eh
immer der Bürger, und das Verdienst wollen die Sozialisten immer für sich
selbst in Anspruch nehmen.
Daher meine Frage - und da bitte ich um einen klugen
Zwischenruf -: Wer hat die Verrohrung und die kanalartige Ausgestaltung der
Wiener Bäche in den letzten 40 Jahren zu verantworten? (Abg Franz Ekkamp: Tut mir Leid, das ist
keine Fragestunde!) Na, wer war es denn? - Die Sozialisten waren es! Und
jetzt müssen wir wieder zahlen! Zuerst haben wir zahlen müssen, damit Sie Ihre
ideologischen Kanalbauten vollbringen, und jetzt müssen die Bürger wieder
zahlen, damit das Ganze wieder rückgebaut wird. Nennen Sie der Wiener Bevölkerung
einmal die Kosten für diese Taten! (Abg
Heinz Hufnagl: Die Einhausung der Wienerwald-Bäche ist noch in der Monarchie erfolgt!
- Zwischenruf des Abg Mag Rüdiger Maresch.) Haben Sie etwas gegen ein
Waldhaus, Herr Maresch? (Abg Mag Rüdiger
Maresch: In einem Althaus!) In einem Althaus? (Ruf bei den GRÜNEN: Mit Bleirohren!) Nein, ich wohne in keinem
Althaus mit Bleirohren. In meinem Haus sind die Bleirohre saniert, weil ich darauf
geachtet habe, dass diese Fehler in dem Haus, in dem ich wohne, nicht
perpetuiert werden. (Weitere Zwischenrufe
des Abg Mag Rüdiger Maresch.)
Ich weiß schon, Herr Maresch: Sie sind immer der, der
öffentlich Mandatare anpatzt und es sich nachher gefallen lassen muss, dass er
diese ... (Abg Mag Rüdiger Maresch: Manche
patzen sich aber schon selbst an!) Anpatzen wollen Sie unsere Mandatare!
Ich sage Ihnen eines: Sie versuchen, mit Zwischenrufen nur
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