Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 130
Was ich Kollegen Maresch auch noch sagen wollte, ist: Es ist
ganz klar, dass auch in den öffentlichen Parkanlagen weitestgehend, wo immer
dies möglich ist, auf jede Art von chemischen Pflanzenschutzmitteln verzichtet
werden wird und deren Anwendung nur auf das unbedingt notwendige Maß reduziert
werden wird.
Zu all diesen Maßnahmen verpflichtet uns natürlich
auch das Klimaschutzprogramm, das uns ja in allen öffentlichen Einrichtungen
das Erreichen eines Anteils von 30 Prozent biologischer Wirtschaft oder
Landwirtschaftsprodukte bis zum Jahr 2005 vorschreibt. Was Fleischprodukte
betrifft, so sind hier auch ganz klar artgerechte Tierhaltung und biologische
Fütterung vorgesehen. Pilotprojekte, die es ja jetzt schon gibt - ich denke nur
etwa an das Neurologische Krankenhaus Rosenhügel, wo bereits ein Anteil von
60 Prozent biologischer Nahrung im Spitalsessen enthalten ist -, zeigen
uns auch, dass die Patienten und Patientinnen sehr zufrieden sind, was auch
dazu führt, dass diese dann sehr wichtige Multiplikatoren und
Multiplikatorinnen für Bioessen und eine Lobby für Bioessen sind - vor allem
auch, wenn es darum geht, dieses Vorurteil, wonach biologisches Essen mit
schrumpeligen Äpfeln gleichzusetzen wäre und nach nichts schmecken würde,
abzubauen, denn das ist nicht mehr der Fall.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ich im Naturschutzbericht
vielleicht des Jahres 2005 über die Umsetzung vieler dieser Ziele und Pläne
nachlesen könnte. Allerdings gehören dazu auch eine ganze Reihe von
bundesgesetzlichen Rahmenbedingungen, die notwendig sind und deren Eckpfeiler
aus meiner und aus unserer Sicht nur darin bestehen können, dass es eine
konsumentenorientierte Landwirtschaft geben muss und dass diese sozial
nachhaltig und natürlich umweltgerecht ist. Gerade seit den Zeiten von BSE und
Maul- und Klauenseuche herrscht bei den Konsumenten und Konsumentinnen doch
eine tiefe Vertrauenskrise, was die Nahrungsmittel betrifft. Ich denke, dass in
diesem Zusammenhang auch eine Agentur für Lebensmittelsicherheit ganz bestimmt
nicht hilft. Trotzdem ist diese Vertrauenskrise aber auch eine Chance, und zwar
für eine wirklich große Trendwende in der Landwirtschaft, bei der es darum
gehen könnte, dass Pflanzen und Tiere gleichermaßen nicht nur zu Waren gemacht
werden, mit denen beliebig verfahren wird; dass ganz klar sein muss, dass
unsere Äcker, unsere Ställe und auch unsere Küchen gentechnikfreie Zonen sind;
dass es kein Patent auf Leben geben darf; dass eine tiergerechte Haltung
garantiert sein muss und Tiertransporte daher, wo immer dies nur möglich ist,
eingeschränkt werden müssen; dass leistungssteigernde Medikamente und Antibiotika
in der Tierzucht generell verboten sein müssen und dass es überhaupt eine Abkehr
von dieser Hochleistungszucht sowohl bei Tieren als auch bei Pflanzen geben
muss; und dass es - das geht Hand in Hand mit der vorherigen Debatte - auch wirksame
Auflagen zum Schutz von Quellwasser und von Trinkwasser geben muss.
Biologische Landwirtschaft beherzigt all diese Eckpfeiler,
all diese sehr wichtigen Argumente. Ich denke, es geht auch von
bundesgesetzlicher Ebene her darum, dieser biologischen Landwirtschaft eine
faire Chance zu geben. Dazu gehört sicherlich auch eine Umstellung des
Fördersystems, was auch positive Effekte für das Einkommen der Bäuerinnen und
Bauern gerade in Wien hätte. Derzeit nimmt ja bekanntlich 1 Prozent der
Betriebe 10 Prozent der landwirtschaftlichen Fördermittel in Anspruch. In
Wien haben wir nicht unbedingt die riesigen Großbetriebe, sondern durchaus noch
sehr viele kleine landwirtschaftliche Betriebe. Diesen wäre sehr geholfen, wenn
wir davon weggehen würden, nur die Anzahl der Quadratmeter und der Tierköpfe
als das Maß aller Dinge heranzuziehen, wenn es um die Berechnungsgrundlage für
die Höhe der Förderungen geht. Es wäre ihnen aber auch geholfen, wenn wir die
Förderpolitik am Arbeitseinsatz in der Landwirtschaft messen würden, denn es
ist zumindest mir unverständlich, warum Großbetriebe den Löwenanteil an
Förderungen bekommen und warum wir als Gesellschaft Grundbesitz per se, der im
Großen und Ganzen weit gehend konventionell bewirtschaftet wird, fördern.
Ebenfalls eine Frage, die auf Bundesebene abzuklären
ist, sind Maßnahmen in Sachen Temelin. Ich denke, ich brauche nicht mehr lange
darauf einzugehen. Es ist mittlerweile mehr als hinlänglich bewiesen, dass da
in Südböhmen ein Schrottreaktor steht, der einfach nicht ans Netz gehen darf.
Es bedarf keiner weiteren Störfälle, um das noch zu untermauern.
Ich verstehe schon, dass die Vorstellung, dass relativ
bald in der Zukunft Atomstrom aus Tschechien über Kärnten - nämlich über den
Weg der Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke, die jetzt in Kärnten
beteiligt sind - nach Österreich fließen wird, bei vielen Österreichern und
Österreicherinnen Schaudern in Sachen Strom und in Sachen Atomkraft hervorruft.
Das verstehe ich durchaus. Ich denke, dass politische Schritte sowohl der
Bundesregierung als auch der Europäischen Union mehr als notwendig sind. Der
Atomausstieg ist machbar, das beweisen Beispiele. Ich glaube nicht, dass wir
dazu irgendwelche Drohgebärden an nördliche Nachbarn brauchen, weil ich ganz
fest davon überzeugt bin, dass für uns in Österreich nichts so unsicher ist wie
ein Atomkraftwerk, das außerhalb der Europäischen Union liegt und bei dem wir
energiepolitisch null mitzureden und null zu sagen haben. Das ist ganz sicher
nicht der richtige Weg.
Was nun den von Sozialdemokratie, Volkspartei und GRÜNEN
unterstützten Antrag betrifft, so muss man der Fairness halber schon sagen,
dass die Urheberschaft nicht bei den GRÜNEN in Wien liegt, sondern dass dieser
Antrag schon im oberösterreichischen Landtag gleichermaßen beschlossen worden
ist, sodass das Copyright eigentlich viel mehr den Oberösterreichern gebührt
als den Wiener GRÜNEN. Ich freue
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