Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 130
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächste ist Frau Abg Bayr zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihr.
Abg Petra Bayr
(Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Frau
Präsidentin! Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Erlauben Sie mir zum einen, auf die gesamte Frage des
ex lege-Naturschutzgesetzes nicht mehr einzugehen. Wir haben es bei der Novelle
des Naturschutzgesetzes hier ausreichend diskutiert, und es ist nachzulesen,
was die einzelnen Fraktionen gesagt haben. Ergo halte ich es vom
zeitökonomischen Standpunkt her nicht für sinnvoll, diese Debatte noch einmal
zu führen.
Zum anderen hätte ich gerne Herrn Kollegen Maresch,
der jetzt auch im Saal ist, darüber aufgeklärt, dass der Naturschutzbericht ein
Bericht über das Jahr 2000 ist und dass naturgegebenermaßen, aus historischen
Gründen, eine Vereinbarung oder Visionen betreffend das Jahr 2010, die im Jahr
2001 entstanden beziehungsweise beschlossen worden und prolongiert worden sind
- no na net! -, in einem Bericht über das Jahr 2000 nicht enthalten sein können.
Das wird aber sicherlich auch noch irgendwie zu klären sein.
Der Naturschutzbericht ist jedes Jahr wieder ein
Anlass, jene ins Licht zu rücken, die in dieser Stadt Naturschutz und
Umweltschutz betreiben. Das sind in Wien nicht nur jene Abteilungen und jene
Stellen, bei denen dies ganz offensichtlich der Fall ist und von denen man es
sich erwarten würde, sondern in Wien geht das weit darüber hinaus. Ich denke da
beispielsweise an Volksschulen, wo Kinder schon von klein auf mit dem
Naturschutz- und Umweltschutzgedanken konfrontiert werden, sodass es dann auch
sehr oft die Kinder sind, die das Reglement in den Familien bestimmen, wenn es
etwa um Mülltrennung geht. Ich denke auch an Spitalsküchen, wo biologisches
Essen gekocht wird, ich denke an den zentralen Einkauf der Stadt Wien, wo schon
seit langer Zeit keine Tropenhölzer mehr gekauft werden und wo nach ethischen
Kriterien eingekauft wird. Es wären hier noch viele andere Beispiele zu nennen.
Ich möchte mich dafür bedanken, dass in Wien in Summe
nachhaltig gewirtschaftet wird, und darf mich im Namen meiner Fraktion bei all
jenen Dienststellen bedanken, die das tun. Ganz besonders möchte ich mich
natürlich bei der MA 22 für den vorliegenden Bericht bedanken. (Beifall bei der SPÖ.)
Vor einer Woche ist in der Planungswerkstatt die
Ausstellung "Landwirtschaft in Wien" eröffnet worden. Ich denke, dass
diese Ausstellung ganz hervorragend dazu geeignet ist, auch die Tatsache
bewusst zu machen, dass die Landwirtschaft zu einem nicht unbeträchtlichen Teil
auch ein Wirtschaftsfaktor in Wien ist. Der Wein ist ja quasi geradezu
imagebildend in Wien, aber auch Gemüse, Getreide und so weiter spielen eine
große Rolle. Immerhin wird zirka ein Fünftel der Fläche Wiens landwirtschaftlich
genutzt.
Dieser Naturschutzbericht 2000 dokumentiert die
Auseinandersetzung auch mit Zukunftsoptionen und Zukunftsvisionen einer urbanen
Landwirtschaft und von urbanem Gartenbau. In diesem Bericht ist auch klar
dargestellt, dass im Jahr 2000 eine Erhebung des Status Quo stattfand, bei der
auch festgestellt wurde, dass Landwirte eben leider weniger verdienen - und in
Wien noch weniger verdienen als in anderen Bundesländern. Es wird aber derzeit
an der Erstellung eines neuen Konzepts für städtischen Landbau, für städtische
Landwirtschaft gearbeitet, und ich bin sicher, dass es auch mit Hilfe anderer
Maßnahmen gemeinsam möglich sein wird, die Lage für diese Menschen zu
verbessern.
Was ich auch noch ganz klar festhalten möchte, ist
die Tatsache, dass die landwirtschaftliche Fläche von ihrem Erholungswert her
sicherlich einen großen Nutzen für die Bevölkerung bietet. Die Landwirtschaft
in Wien hat - und auch das wurde festgestellt - ganz besondere Vorteile,
insofern als sie sehr im Nahbereich der Konsumenten und Konsumentinnen produziert.
Das heißt, es gibt einen direkten Absatzmarkt, es gibt sehr lokale,
kleinräumige Vermarktungsstrategien, es gibt kurze Transportwege und damit auch
kurze Lagerzeiten. Das alles bürgt für frische Produkte, all das sind Faktoren,
die auch Nachhaltigkeit in sich tragen.
Was wir aber auch wissen, ist, dass landwirtschaftliche
Flächen eine ganze Menge von Konfliktpotenzialen in sich tragen. Ich möchte in
diesem Zusammenhang nur auf die in der Ausstellung "Landwirtschaft in
Wien" zu sehende Tafel, auf der Zitate von Landwirten zur Frage der
Sww-Widmungen wiedergegeben sind, hinweisen. Das Lesen dieser Zitate ist quasi
bewusstseinserweiternd und zeigt auch sehr schön, wie sehr Freiflächen in Wien
mit Standortinteressen - untereinander und auch an sich - in Konkurrenz treten.
Vor diesem Hintergrund, der sehr differenziert ist,
werden jetzt mögliche Entwicklungen für urbane Landwirtschaft überlegt
beziehungsweise erwogen. Das politische Ziel ist in diesem Zusammenhang für
mich - und ich denke, auch aus Sicht meiner Fraktion - sehr klar: Wien soll die
Stadt der biologischen Agrarwirtschaft werden. - Dazu gehören einerseits ökologisch
gepflegte Gärten und Parks, andererseits geht es uns auch sehr stark darum,
Landwirtschaftsbetriebe im Bereich der Stadt Wien dazu zu bewegen, auf
biologische Produktion umzusteigen. Wir werden in Wien ein "Ökoplex"
errichten, wo es möglich sein wird, biologische Produkte und auch biologische
oder nachhaltige Dienstleistungen anzubieten.
Die Stadt wird auch auf Grund von Verträgen, von
Ausschreibungen biologisch produzierte Nahrungsmittel kaufen und wird diese in
Spitälern sowie in sonstigen Einrichtungen der Stadt Wien weiterverarbeiten.
Ganz klar ist aber auch, dass die Freisetzung von
gentechnisch veränderten Pflanzen und Organismen in der Stadt nach wie vor mit
den jetzigen Regelungen konsequent untersagt sein wird.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular