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Landtag, 3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 54 von 130

 

Politik der Bundesregierung nichts, Herr Abg Hufnagl. (Abg Heinz Hufnagl: Fakten! Keine Panikmache - Fakten!) Da nützt es auf lange Sicht auch unseren Kindern und Kindeskindern nichts, wenn wir die wirklichen Probleme zudecken, abschwächen und hinausreden.

 

Sehr geehrte Damen und Herren! Die qualitative und quantitative Versorgung unserer Stadt mit Wasser funktioniert. Gestatten Sie mir aber ebenfalls einen Rückblick in die Geschichte unserer Stadt, was die Wasserversorgung anbelangt. Sie haben schon gesagt, dass Bgm Cajetan Felder den Auftrag zum Bau der I. Wiener Hochquellenwasserleitung gab. Ich glaube, es ist beachtlich, dass diese I. Hochquellenwasserleitung nach nur dreijähriger Bauzeit im Jahr 1873 fertig gestellt wurde. Diese I. Wiener Wasserleitung aus dem Schneeberg-Rax-Massiv konnte schon 1875 in Betrieb genommen werden. In dieser Ära, unter Bgm Cajetan Felder, wurden noch andere zukunftsweisende Projekte initiiert, die mit Wasser im Zusammenhang stehen, etwa die Donauregulierung oder eben diese Wiener Hochquellenwasserleitung. Man bedenke aber immer, dass die Bauzeit drei Jahre betrug.

 

Im nächsten Schritt kamen die Christlich-Konservativen, und unter Lueger wurde die II. Wiener Hochquellenwasserleitung gebaut. Die Bauzeit betrug sechs Jahre; sie wurde 1910 fertig gestellt. Das dauerte immerhin drei Jahre länger, aber darauf soll es jetzt nicht ankommen. Doch auch die Christlich-Konservativen wurden dann abgelöst und es kamen die Sozialdemokraten ans Werk.

 

Wir müssen leider feststellen, dass aus einer III. Wasserleitung nach 50 Jahren sozialistischer Regierung niemals auch nur ein einziger Tropfen Wasser geronnen ist. (Abg Paul Zimmermann: Das ist falsch!) Gelder in Milliardenhöhe sind unter sozialistischen Bürgermeistern in den Bau einer III. Wasserleitung geflossen, aber alles war vergeblich. Ich glaube, das zeigt nicht nur die Sorglosigkeit, mit der Gelder ausgegeben werden, sondern auch die Ineffizienz sozialistischer Politik. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Sehr geehrte Damen und Herren! Dass es mit der III. Wasserleitung nicht geklappt hat, ist traurig. Die Wienerinnen und Wiener wären aber schon zufrieden, wenn wenigstens das Wasser, das in Wien aus dem Wasserhahn rinnt, einwandfrei wäre. Hiermit bin ich beim Thema Blei im Wasser.

 

Es ist traurig, dass Sie, meine Damen und Herren von der SPÖ, Ihre 50-jährige Regierungszeit nicht dazu genutzt haben, die Erkenntnisse der Wissenschaft für die Menschen dieser Stadt zu nutzen. Denn dass die Wasserleitungen in über 100 Jahre alten Häusern aus Blei sind, wissen Sie ja nicht erst, seit die Studie, die Sie so lange unter Verschluss gehalten haben, schlussendlich doch an die Öffentlichkeit gekommen ist. Es ist auch schon sehr lange bekannt, dass Sie dieses Problem ignorieren. Sie hätten im Interesse der Wienerinnen und Wiener sowie im Interesse des Wassers und unserer Umwelt hier schon längst aktiv werden müssen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Diese Studie wurde immerhin schon vor einigen Monaten in der Öffentlichkeit, auch hier im Rathaus, diskutiert. Sie haben in diesen letzten Monaten nichts davon präsentiert, was Sie zu tun gedenken, um dieses Problems Herr zu werden. Es ist in Wiener Althäusern weiterhin zu einem hohen Prozentsatz Blei im Trinkwasser. Es ist weiterhin so, dass die Bewohnerinnen und Bewohner dieser Häuser nicht ausreichend informiert werden. Schon gar nicht ist es so, dass die Rohre ausgetauscht werden. Viele Länder beneiden uns um unser einwandfreies Trinkwasser. Am Ursprung, an der Quelle, ist es einwandfreies Quellwasser mit einem Bleigehalt, der nicht einmal nachweisbar ist; aus dem Wasserhahn in einem Wiener Wohnhaus rinnt es dann in schwer wiegenden Fällen mit einem Bleigehalt von bis zu 100 Mikrogramm, das heißt, dass der zulässige Bleigehalt um die Hälfte überschritten wird.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Genuss von solchem Wasser kann zu einem gesundheitlichen Risiko führen. Das bestätigt auch das städtische Institut für Umweltmedizin. (Zwischenruf des Abg Mag Thomas Reindl.) Die physischen Symptome einer Bleivergiftung, Herr Abg Reindl, sind Kopfschmerzen, Glieder- und Muskelschmerzen, Herzschmerzen, Darmkrämpfe ... (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.)

 

Ja, Sie lachen, das wird dann abgetan. Die Patienten, die mit diesen Beschwerden zum Arzt kommen, werden möglicherweise auch noch als Querulanten hingestellt. Die Ursache für ihre Leiden ist die sozialistische Politik, die nicht Sorge dafür trägt, dass das Trinkwasser in Althäusern bleifrei ist. (Abg Godwin Schuster: Das ist ein schlechtes Beispiel! An der Quelle gibt es keine ... ! - Zwischenruf des Abg Mag Rüdiger Maresch.) Herr Abg Maresch, die Kollegen von der SPÖ müssen das öfter hören, weil sie sonst nichts tun. (Abg Godwin Schuster: Nein! - Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

 

Zum Thema Wasserverschwendung: Die Verschwendung von Trinkwasser ist für die Umweltstadträtin kein Thema. In der letzten Ausschusssitzung hat sie einen Antrag abgelehnt, den wir Freiheitliche eingebracht hatten, wonach die Abrechnung des Wasserverbrauchs in den Haushalten nach dem tatsächlichen Verbrauch zu erfolgen hätte, wie das auch in einer EU-Richtlinie verlangt wird. Sie hat gemeint, wir müssen überhaupt nicht Wasser sparen, wir haben ausreichend Wasser. (Abg Paul Zimmermann: Stimmt nicht! Da haben Sie nicht zugehört, Frau Kollegin! Das ist nicht wahr, was Sie sagen!)

 

Herr Abgeordneter! Die Frau Stadträtin hat gesagt, die letzte Wasserknappheit war im Jahr 1974, und es besteht überhaupt kein Anlass, Wasser zu sparen. (Abg Paul Zimmermann: Sie können ja die Wahrheit sagen!) Ich denke, die Frau Stadträtin hat auch wirklich keinen Anlass, Wasser zu sparen, denn sie will ja

 

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