Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 130
50 000 Hektar die Rede. Erst nach massiven Protesten
in der Öffentlichkeit - man muss fairerweise sagen, dass in allen politischen
Lagern Bedenken geltend gemacht wurden gegen die heilige Kuh Einmal-Defizit im
Jahr 2002 mit der Ziffer 0 - werden von den Bundesforsten auf einer aktuellen
Verkaufsliste nach wie vor 25 140 Hektar geführt. Bereits länger
angedachte Verkäufe sind in diesen Zahlen nicht enthalten.
Egal, welches Ausmaß dieser Missbrauch der Bundesforste
als, ich würde sagen, Finanzierungsinstitut der Firma Grasser & Co.
noch annehmen wird: wir Sozialdemokraten lehnen jedenfalls jeglichen Verkauf
von Staatswald aus grundsätzlichen Überlegungen und aus unserer festen
Überzeugung heraus ganz entschieden ab! (Beifall bei der SPÖ.)
In Wien - und das kann als Garantie nicht nur fürs
Protokoll, sondern auch für die Verbindlichkeit gegenüber den Wienerinnen und
Wienern vermerkt werden - werden wir jedenfalls nicht zulassen, dass auch nur
ein einziger Hektar von den 325 Quadratkilometern an Wiener Waldbesitz in
den niederösterreichisch-steirischen Kalkalpen zu einem Verkauf, zu einer Veräußerung
oder auch nur zu einem Grundstückstausch angedacht wird. Für uns ist nämlich
die Absicherung von Wald- und Wasserreserven unendlich wichtiger und stets
vorrangig gegenüber kurzfristiger Budgetkosmetik. Das ist eine Meinung, die uns
laut OGM- und Market-Umfragen mit einer guten Mehrheit der Bevölkerung eines
Sinnes weiß. Es ist schön für uns zu wissen, dass wir in einer Frage, in der
man uns immer rückständige Ideologie zu unterstellen versucht, mit der breiten
Masse der Bevölkerung eines Sinnes sind und uns hier auf der grünen, richtigen
Seite befinden.
Es gilt die Zeitleiste der Reduktion des Bundesbudgetdefizits
zu überdenken, und es gilt keinesfalls, öffentlichen Grund und Boden - noch
dazu unter Zeitdruck - zwecks einmaliger Korrektur des Bundesbudgets zu
veräußern. Das ist in Wirklichkeit die Botschaft der heutigen Landtagssitzung
an die Bundesregierung.
Hoher Landtag! Meine Damen und Herren! Eine ganze
Reihe von hervorragenden Bürgermeister-Persönlichkeiten hat die Geschichte der
Wiener Wasserversorgung markiert und wesentliche Schwerpunkte gesetzt. Cajetan
Felder, ein im Gegensatz zu seinen heutigen, selbst ernannten politischen
Nachfolgern von Toleranz und Weltoffenheit geprägt Liberaler, gilt als der
Schöpfer der I. Wiener Hochquellenwasserleitung. Sie wurde 1873 eröffnet.
Dr Karl Lueger - obwohl konservativer Großbürger, der Vater der öffentlichen
Wirtschaft Wiens - gab 1900 den Startschuss zur II. Wiener Wasserleitung.
Unter Mag Leopold Gratz wurden 1974 das Wasser der so
genannten Sieben Quellen und das Wasser der Schneealpe zugeleitet. Dr Helmut
Zilk hat aus einer damals aktuellen Diskussion heraus eine Wassergarantie für
Wien abgegeben und diese unter anderem mit der Fassung der Pfannbauernquelle im
Jahre 1989 eingelöst. Schlussendlich ist Dr Michael Häupl, Landeshauptmann und
Bürgermeister dieser Tage, für den Tausch des Rohrnetzes, für die Ertüchtigung
unseres Verteilungsprinzips, für die Großspeicher Schmelz und Bisamberg und für
die Errichtung des absichernden Umgehungsstollens Scheibbs verantwortlich.
Folgen wir der Ankündigung seiner Regierungserklärung
und legen wir heute den legistischen Schlussstein einer einmaligen Erfolgsstory
großstädtischer Trinkwasserversorgung! Stellen wir die Betriebsanlagen der
Wasserwerke und die Quellschutzwälder des Forstamts unter den optimalen Schutz
repräsentativer Demokratie! Sorgen wir dafür, dass die kongeniale Zusammenarbeit
vom Wiener Wasserwerk mit den Hütern der Quellschutzwälder im Forstamt
weiterhin eine kommunale, von uns begleitete und kontrollierte Entwicklung
nehmen kann! Stellen wir die Betriebsanlagen der Wasserwerke unter
Verfassungsschutz, weil Wasser als elementare Lebensgrundlage für neoliberale
Abenteuer jedweder Art absolut ungeeignet ist und damit auch künftig reines
Wiener Hochquellenwasser drinnen ist, wo "Wiener Wasser" draufsteht!
Auch im Sinne der Meinungsbildung des Umweltausschusses
ersuche ich alle Fraktionen des Wiener Landtags, hier einhellig die Zustimmung
für diese substanzerhaltene und vorausschauende Novelle zum Wiener
Wasserversorgungsgesetz auszusprechen. Ich bin davon überzeugt, dass
Generationen von Wiener Wasserkonsumenten künftig davon profitieren und
möglicherweise sogar diesen heutigen klugen Entschluss - was in der Politik
selten genug vorkommt - mit einem Hauch von Dankbarkeit bedenken werden. - Ich
danke für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gemeldet ist Frau Abg Mag Schmalenberg.
Abg Mag Heidrun Schmalenberg (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Wir beschließen mit diesem Gesetz einen verstärkten
Schutz für unser Wasser, wir wollen das Wiener Wasser vor dem Ausverkauf
schützen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir alle wollen das! Aber
lassen wir uns nicht verleiten zu glauben, dass dieses Gesetz ausreichend Schutz
für unser Wasser bietet.
Wenn ich Ihnen zugehört habe, Herr Abg Hufnagl - das waren
schöne Worte: Stellen wir die Quellschutzwälder unter den Schutz
repräsentativer Demokratie. - Das können wir nur unterstreichen, da ist jeder
Demokrat dabei. Aber es geht auch darum, den Schutz des Wassers im Großen und
Ganzen, auf einer breiteren Ebene sicherzustellen. Ich denke an Wasserverschwendung,
an Wasserverunreinigung, an Wasserverschmutzung. Mir fallen Stichworte ein:
Blei im Trinkwasser, erhöhter Wasserverbrauch in diversen Betrieben,
verschmutzte Gewässer - der Sommer ist noch nicht allzu lange her, wir alle
haben es in den Zeitungen gelesen. Da nützt Ihre Panikmache vor der
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