Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 130
etwa 40 S zu bezahlen hätte.
Dies sei aus heutiger Sicht für die möglichen Abnehmer nicht finanzierbar.
Sailer warnte aber auch vor einer übertriebenen Hysterie, da die
Wasserressourcen in Österreich derzeit nur zu 3 Prozent genutzt werden.
Das ist der Punkt: 97 Prozent unseres Wassers
werden nicht entsprechend genutzt. Dass hier eine Effizienzsteigerung notwendig
ist, zeigen sogar die Vorarlberger GRÜNEN. Sie haben in einem Positionspapier
festgehalten, dass man über den Punkt Teilprivatisierung - wie Sie es nennen -
sehr wohl diskutieren sollte. Denn nur so wäre eine nachhaltigere Ressourcennutzung
möglich. Eine interessante ... (Abg Mag Rüdiger Maresch: Aber nicht mit den
Wiener GRÜNEN! Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe!)
Es sind zwei verschiedene Paar Schuhe, Vorarlberger
GRÜNE und Wiener GRÜNE. (Abg Mag Rüdiger Maresch: Wie bei der ÖVP! Es gibt
eine Wiener ÖVP und eine gesamte!) Wir sind eine gesamte ÖVP. Wenn das bei
Ihnen anders ist, nehme ich das zur Kenntnis. Aber vielleicht ist es auch für
Sie ein wesentlicher Punkt, einmal zu wissen, was die Vorarlberger GRÜNEN sagen.
(Beifall bei der ÖVP. - Abg Mag Rüdiger Maresch: ... wenn Sie sich anders
verhalten!) Okay, wir nehmen zur Kenntnis, dass Sie nicht die Ansicht der
Vorarlberger GRÜNEN teilen wollen, die nächstes Jahr unter anderem auch eine
Wasserkampagne starten wollen. Vielleicht wollen Sie das nicht. Wir wären
jedenfalls für eine solche Wasserkampagne im nächsten Jahr. (Abg Mag Rüdiger
Maresch: Ja, das ist unbenommen!)
Ich glaube, dass es darum geht, in Zukunft eine
"Win-Win"-Situation zu schaffen. Eine "Win-Win"-Situation
zu schaffen heißt, dass wir die Versorgungssicherheit für die Bevölkerung
weiterhin wie bisher gewährleisten, aber auch sozusagen gleichzeitig den
größtmöglichen Nutzen für die Unternehmen und für die Steuerzahler herausholen,
sodass wir alle für das Geld, das wir investieren, am meisten davon haben und
dabei auch Exportchancen nutzen können. Das scheint uns wirklich notwendig zu
sein.
In diesem Sinne möchte ich, um all diese Dinge näher
besprechen und beraten zu können, und zwar in einem Gremium, in dem sich
vielleicht auch die Wiener GRÜNEN einbringen wollen, einen Antrag einbringen,
der folgendermaßen lautet:
"Der zuständige Ausschuss der Geschäftsgruppe
Umwelt möge die Abhaltung einer Enquete beschließen, die sich mit allen
Möglichkeiten von Reformen in der Organisation der Wassernutzung Wiens, insbesondere
der nachhaltigen Nutzung der gesamten für Wien verfügbaren Wasserressourcen, in
sachlicher und ausgewogener Weise auseinander setzt und Grundlagen für ein
effizientes Wassernutzungsmanagement erarbeitet."
In diesem Sinne bitte ich Sie, diesem Antrag zu
folgen, um in einer Enquete nochmals alle Vor- und Nachteile aller Handlungen,
die den Bereich Wasser betreffen, weiter diskutieren zu können und für die
Zukunft Vorsorge zu treffen. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gemeldet ist Herr Abg Hufnagl. Ich erteile es ihm.
Abg Heinz Hufnagl (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Landtagspräsident!
Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren des Wiener Landtags!
Ein gewisses Maß an "Zwei Seelen wohnen ach in
meiner Brust", eine "Ich will und kann nicht wirklich"-Haltung
war jetzt den Oppositions-Debattenbeiträgen der Volkspartei und der
Freiheitlichen zu entnehmen. Man weiß schon, dass man sich in eine Auslage der
Unmöglichkeit setzen würde, wenn man die Wiener Wasserversorgung den
allgemeinen neoliberalen Liberalisierungs- und Privatisierungstendenzen
ausliefern würde. Aber da kommt immer noch ein Wenn und ein Aber, da gibt es
unterschiedliche Betrachtungen, und da gibt es auch den Gedanken, die Wasserwerke
in die Stadtwerke zu fusionieren, weil man dann mit der Forderung nach
Privatisierung von WIENGAS und WIENSTROM die Wasserwerke relativ unauffällig
gleich mit erledigen könnte.
Meine Damen und Herren von der Volkspartei! Ich
möchte Sie beruhigen, dass Sie mit Ihrem Entschluss heute nicht nur
taktisch-emotionell, sondern auch sachlich auf der richtigen Seite sind. Eine
taufrische Pressekonferenz von heute aus Klagenfurt gibt uns folgende
Erkenntnisse:
Proteste gegen hohe Preise bei Trinkwasser in Klagenfurt.
- Auf heftige Proteste ist die von der Klagenfurter Stadtwerke AG mit
1. Oktober vollzogene Erhöhung des Trinkwasserpreises um 13,5 Prozent
pro Kubikmeter gestoßen. Diese Maßnahme sei laut Wirtschaftlichkeitsrechnung
des Wasserwerks völlig ungerechtfertigt, erklärte der sozialdemokratische
Vizebürgermeister von Klagenfurt, Ewald Wiedenbauer, am Donnerstag. Er kündigte
deshalb eine Anzeige gegen die Stadtwerke bei der Preisbehörde des Wirtschaftsministeriums
an. Diese Preiserhöhung ist der Beweis dafür, dass die Klagenfurter
Sozialdemokratie mit ihrem damals unberücksichtigt gebliebenen Nein zur
Privatisierung der Stadtwerke Recht gehabt hat.
Meine Damen und Herren! Was können die Klagenfurter
Gemeindevertreter jetzt machen? - Sie können die Preiserhöhung der
privatisierten Stadtwerke zur Kenntnis nehmen, sie können sich ärgern, sie
können protestieren, aber sie können sich beim Wasserpreis - auf gut Deutsch -
"brausen". Das ist eine Entwicklung, das ist eine freiwillige
Selbstentmachtung der Politik, eine Beschneidung von Gestaltungsmöglichkeiten,
die hier in diesem Wiener Landtag für so wesentliche Fragen wie jene der
Tarifpolitik, der Versorgungssicherheit, der Qualität mit Wasser, aber auch
anderer wesentlicher Dienstleistungen dieser Stadt nie und nimmer passieren
darf. Die Sozialdemokratie ist absoluter Garant dafür! (Beifall bei der
SPÖ.)
Völlig außer Streit steht - und das haben auch die
Debattenbeiträge meiner Vorredner in keiner Weise
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