Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 130
Es ist ein guter Tag
für die Beschäftigten der Wiener Stadtwerke. Auch hier für die
Noch-Beschäftigten, denn auch im Bereich der Wiener Stadtwerke, die zunächst
ausgegliedert wurden, wurden schon viele Planposten eingespart.
Es ist auch
ein guter Tag für die Ausgliederung des Krankenanstaltenverbunds, wo wir
nachgerechnet haben, dass der Krankenanstaltenverbund, wenn man sich die
inflationsbereinigten Zahlen anschaut, nächstes Jahr weniger Geld erhält. Und
wir werden sicher nicht weniger Kranke haben in Österreich und weniger
Menschen, die einer Behandlung bedürfen.
Aber - und
jetzt komme ich zum Aber - ob es ein guter Tag für die Wiener Museen wird, das
wird die Zukunft weisen.
Heute zu
sagen, es ist ein guter Tag, ist vermessen. Wenn man sich die historischen
Konsequenzen von Ausgliederungen und Privatisierungen anschaut, so haben sie
sich in der Regel für die Allgemeinheit negativ bemerkbar gemacht. (StR Dr Peter Marboe: Ein Beispiel!) Dazu
komme ich, Herr StR Marboe.
Ein Teil der
Wiener GRÜNEN wird zustimmen. Ein Teil der Wiener GRÜNEN wird es ablehnen. Ein
Teil von uns wird zustimmen, in Anerkennung dessen, dass es dank Marie Ringler
gelungen ist, zu guter Letzt noch einige sehr positive Sachen in dieses Gesetz
hineinzureklamieren. In Anerkennung dessen.
Wir werden
dagegen stimmen, weil sich die Ausgliederung der Museen nahtlos an die
Ausgliederungen der Vergangenheit reiht und es in Wirklichkeit nicht nachvollziehbar
ist, dass es, bei allen notwendigen Verbesserungen, scheinbar im Magistrat der
Stadt Wien nicht möglich ist, diesen Magistrat so umzustrukturieren, dass er im
Sinne der Bevölkerung auf kreative und flexible und auf mehr Selbständigkeit setzende
Möglichkeiten Bezug nehmen kann. Das muss unser Ansatz beim Magistrat der Stadt
Wien sein und in den Bereichen, in denen es darum geht, Grundbedürfnisse von
Menschen zu befriedigen, und nicht immer weiter auszugliedern, politische Verantwortung
auszulagern. Und was leider Hand in Hand geht mit der Ausgliederung - und wenn
ich jetzt so schaue, allzu viele Gewerkschafter sehe ich jetzt gerade nicht da
-, ist die Beschneidung der ArbeitnehmerInnenrechte in de facto jedem Bereich.
Es war daher
richtig, auch auf Bundesebene gegen die Ausgliederung der Bundesmuseen zu
stimmen, und wir werden das durch unser Abstimmungsverhalten zum Teil eben auch
hier dokumentieren.
Ein letzter
Satz noch, der gekommen ist zur finanziellen Sicherheit, die durch dieses Gesetz
geregelt ist.
§ 9
Abs. 2 im Gesetz lautet - ich erspare mir ein bissel was -: "Dieser
Betrag erhöht sich ab dem Jahre 2003 um jährlich 1,43 Prozent." Da
steht überhaupt nicht, wie damit umzugehen ist, wenn es zu einer höheren
Inflationsrate kommt oder zu einer niedrigeren, aber momentan ist eher
anzunehmen, nachdem wir uns doch an der Kippe zu einer Rezession befinden, dass
die Inflationsrate vielleicht etwas zurückgehen wird, um im Anschluss daran
aber wieder zu steigen.
Des Weiteren
steht aber drinnen: "Die Stadt Wien ist jedoch berechtigt, die Abgeltung
zu kürzen oder teilweise zu sperren, wenn eine Verschlechterung der finanziellen
Situation der Stadt Wien eintritt oder sonst die Einhaltung von mit dem Bund
und den übrigen Gebietskörperschaften vereinbarten Stabilitätszielen gefährdet
erscheint."
Ja, wir wissen
alle, dass das Geld insgesamt immer knapper wird. Und de facto ist das der
Freibrief, um, ohne erneut eine politische Diskussion führen zu müssen,
jährlich in den nächsten Jahren das Budget der Museen um bis zu 20 Prozent
zu kürzen. 5 mal 5 Prozent ist ein bissel mehr als 20 Prozent in fünf
Jahren.
Und da frage
ich mich schon: Wie soll das Historische Museum der Stadt Wien im Wettbewerb
mit anderen Museen dann tatsächlich bestehen, wenn gleichzeitig - ich gebe
Ihnen Recht, es ist ein skeptisches Szenario, aber ein mögliches Szenario - in
Aussicht gestellt wird, das Budget mit bis zu 20 Prozent zu kürzen?
Aus diesem
Grund, meine sehr geehrten Damen und Herren, ersuche ich Sie: Überlegen Sie es
sich noch einmal, ob Sie tatsächlich zustimmen, ob es Sinn und Zweck ist, immer
wieder, immer weiter auszugliedern und politische Verantwortung abzugeben. -
Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident
Johann Römer: Als Nächster
ist Herr Abg Dr Salcher zum Wort gemeldet.
Abg Dr Andreas
Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Präsident!
Sehr geehrte Damen und Herren!
An sich wollte
ich hier nur zwei Anträge einbringen, aber Kollege Dipl Ing Margulies will
offensichtlich die Aktuelle Stunde fortsetzen. Ich will das nicht, aber werde
es in zwei Minuten machen, weil wirtschafts-politische Debatten mit Ihnen sind
ja wirklich spannend. Irgendwie schwebt so das Modell der DDR hinter Ihrer
Argumentation. Die haben sich ihr Leben lang auch dagegen gewehrt, dass sie
irgendetwas ausgliedern. Das hat dann am Schluss dazu geführt, dass sie wo
eingegliedert wurden. (Beifall bei der
ÖVP.)
Sie haben hier
angeführt die Post, die Telekom, die Österreichischen Bundesbahnen und so
weiter. Ein Beispiel haben Sie vergessen, nämlich den Konsum. Und das ist das
Modell, das wir nicht haben wollen. Beim Konsum waren am Schluss alle Arbeitsplätze
weg, viele Private, kleine Zulieferer sind in Konkurs gegangen, und das hat den
Staat sehr viel Geld gekostet. Das ist die Konsequenz dessen, wenn man nicht
rechtzeitig wirtschaftspolitisch agiert, wenn man nicht rechtzeitig reagiert. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich möchte mir auch
erlauben, zu dem von mir äußerst geschätzten Dr LUDWIG noch eine kurze Korrektur
hier anzubringen, weil er so über das Künstlerhaus gesprochen hat. Also, wenn
man das schon anführt, dann muss man korrekt sein. Worum ist es gegangen?
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