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Landtag, 3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 34 von 130

 

Und auch hier hat das Historische Museum reagiert. Ich denke nur an die Präsentation beispielsweise in der "Langen Nacht der Museen", wo das Historische Museum sich einmal ganz anders präsentiert hat, nämlich grell, schrill, mit Musikdarbietungen, mit Lesungen und vielen anderen Veranstaltungen, die zeigen sollen, dass das Museum nicht nur eine Stätte der Bewahrung ist, sondern auch eine Stätte der gesellschaftlichen Auseinandersetzung.

 

Aber warum, kann man natürlich jetzt fragen, ist dennoch eine Veränderung der Struktur in der Wiener Museumslandschaft überhaupt notwendig? - Und das hängt, wie ich meine, sehr stark mit den unterschiedlichen Anforderungen, die an ein Museum gestellt werden, zusammen.

 

Da ist zum Beispiel die sehr rasche technologische Entwicklung. Auch der Anspruch, dass ein Museum sich mit den neuen Möglichkeiten von Kunstvermittlung und Kunstvermarktung auseinander setzt. Die Homepage des Historischen Museums habe ich als positives Beispiel schon vorgebracht. Es gibt aber natürlich jetzt weitere Möglichkeiten, die fortgesetzt werden müssen, um das Museum auch im Internet in den elektronischen Museen neu zu präsentieren.

 

Oder auch der verstärkte Wettbewerb, der dadurch eingetreten ist, dass auch die Bundesmuseen ausgegliedert worden sind oder überhaupt die Museen in einer stärkeren internationalen Konkurrenzsituation stehen und sich auch um den potenziellen Konsumenten, um die Besucherin, um den Besucher bemühen müssen und auch bemühen werden müssen.

 

Nicht zuletzt haben die Museen auch die Aufgabe, sich um neue Zielgruppen zu kümmern. Es sind von der Kollegin Ringler ja einige dieser Zielgruppen angesprochen worden, wie Migrantinnen beispielsweise und Migranten, die natürlich auch ein besonderes Bedürfnis haben, sich in ihrer neuen Situation zu informieren über die Stadt, in der sie jetzt leben, und da bin ich überzeugt, dass es hier so wie bisher Programme gibt, die auch entsprechend weiterentwickelt werden müssen.

 

Aber ich denke hier zum Beispiel auch an die Jugendlichen, an die neuen Bedürfnisse von Jugendlichen, ihre eigene Kultur zu definieren, auch darüber zu reflektieren, wie kulturelle Erscheinungen in der Gegenwart und in der Zukunft wahrgenommen werden, und das auch in einem Museum widerspiegeln zu lassen.

 

Und auch die Gruppe der Touristen ist nicht mehr so homogen wahrzunehmen, wie vielleicht in der Vergangenheit. Auch touristische Gruppen definieren sich neu. Es gibt Touristen, die in Wien eine nostalgische Stadt sehen, dort das wiederfinden wollen, was ihren eigenen Klischees entspricht.

 

Es gibt aber auch immer mehr Touristen, die auch das "andere" Wien suchen, die ein modernes, gegenwärtiges Wien suchen und die in einem Museum versuchen wollen, diese Spuren zu finden. Und hier sollte man die sehr erfolgreiche Tätigkeit in dieser Richtung verstärkt fortsetzen.

 

Wenn ab 1. Jänner 2002 die Museen der Stadt Wien in eine wissenschaftliche Anstalt öffentlichen Rechts umgewandelt werden, bedeutet das - und das ist eigentlich bei allen meinen Vorrednern unwidersprochen geblieben - mehr Selbständigkeit, mehr Flexibilität vor allem in finanziellen und auch personellen Angelegenheiten. Die wissenschaftliche Anstalt wird künftig über ein eigenes Budget verfügen und dennoch der Kontrolle der Stadt Wien unterliegen. Die Leitungsfunktionen, insbesondere jene des Direktors und des kaufmännischen Leiters, werden ausgeschrieben, und das entspricht ja auch einem langjährigen Wunsch der jetzigen Opposition. Ich denke nur daran, dass gerade auch die ÖVP ja immer wieder gefordert hat, Spitzenfunktionen auszuschreiben, sie auch zeitlich zu limitieren. Aber es tritt natürlich, wenn ein derartiges System Platz greift, auch die Situation ein, dass eine solche Phase der Tätigkeit ausläuft und man dann vor der Frage steht, ob man eine Verlängerung anstrebt oder eine Verlängerung nicht anstrebt.

 

Und wenn wir jetzt sagen, wir wollen ein flexibleres System, ein System, wo auch eine größere Gestaltungsmöglichkeit vorherrscht bei der Auswahl und der Wiederbestellung von leitenden Mitarbeitern in so wichtigen Funktionen, dann wird man da und dort auch vor der Situation stehen, dass unter Umständen der eine oder andere Vertrag nicht verlängert wird. Das gilt jetzt, sage ich dezidiert, nicht für Herrn HR Düriegl, aber das wird uns sicher in anderen kulturellen und Bildungseinrichtungen immer wieder passieren. Sie haben ja auch andere Beispiele, Herr Dr Marboe, gebracht, die aber zeigen, dass man sich daran gewöhnen muss, dass eben nicht alle Leitungsfunktionen bis zur Pension ausgeübt werden können, sondern dass unter Umständen die eine oder andere Leitungsfunktion nicht verlängert wird, anders besetzt wird und dass man daraus jetzt nicht automatisch ableiten sollte, dass man mit dem vorhergehenden Mitarbeiter oder der Mitarbeiterin unzufrieden war, sondern dass das letzten Endes auch ein Prozess ist, der in der Wirtschaft üblich ist - Sie wissen das - und der, wie das von Ihnen eigentlich auch gewünscht und gefordert wurde über viele Jahre hindurch, in den Bildungs- und wissenschaftlichen Einrichtungen ebenfalls Platz greifen soll. Deshalb verstehe ich in diesem Punkt Ihre Kritik nicht ganz. Und ich sage es noch einmal: Das bezieht sich jetzt nicht auf die Person von HR Düriegl, das möchte ich ganz dezidiert ausschließen, sondern wird generell auch in Zukunft ein Thema sein, das uns immer wieder auch beschäftigen wird. Es ist aber eine generelle Frage der Kulturpolitik. Wir diskutieren zwar heute dieses Gesetz, aber wir werden zweifellos auch in Zukunft über weitere Leitungsfunktionen diskutieren.

 

Und die Frage, Ausschreibungen durchzuführen, sie zeitlich zu limitieren, die hat sich der neue Kulturstadtrat Dr Mailath-Pokorny auch vorgenommen, und ich halte es eigentlich für eine sehr positive Entwick

 

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