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Landtag, 3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 33 von 130

 

In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung dieses Antrags gefordert.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es geht mir ähnlich wie meinem Vorredner Dr Marboe. Anscheinend ist es doch so, dass man, wenn man in der Opposition ist, dann doch vereint manchmal - ich hoffe, in Zukunft öfters - vorgeht, dass es hier also nicht nur um die Effizienz und Kontinuität geht. Es gibt einen anderen Grund, und das ist der menschliche, den mein Vorredner auch schon gebracht hat. Es ist eben der Umgang miteinander.

 

Es ist für uns Freiheitliche und für die ÖVP selbstverständlich, dass der bisherige Leiter des Historischen Museums seine Position bis zu seiner Pensionierung, die ja in die erste Phase, in die ersten fünf Jahre hineinfällt, ausfüllen kann und ausfüllen soll. Es geht hier nicht nur um die Erfahrung und das Fachwissen, die natürlich von großem Vorteil sind in den ersten Jahren der Vollrechtsfähigkeit, sondern es geht auch darum, wie eine Stadtregierung beziehungsweise wie ein Landtag, also wie wir heute umgehen mit verdienten Personen aus unserem Kulturleben.

 

Um das vielleicht noch ein bisschen schärfer auszudrücken: Gibt man mit der Einführung eines Datum die Möglichkeit einer vorzeitigen Pensionierung oder achtet man ganz einfach das Wissen und das Können einer Person, die seit vielen Jahren diese Anstalt mit großem Erfolg geführt hat? - Das gehört auch zur Kultur in dieser Stadt. Und außerdem - das hat mein Vorredner auch schon gesagt - widerspricht es ja auch der Vorgabe, die bei der Erstellung eines Entwurfs bestanden hat, dass keine der Personen einen Nachteil erleiden darf.

 

Die gesetzlichen Grundlagen, die geschaffen wurden, um die Ausgliederung der Museen der Stadt Wien aus dem Magistrat zu erreichen, sind unserer Meinung nach geeignet, um eine Anstalt öffentlichen Rechts einzurichten. Und jetzt liegt es eben an den handelnden Personen, diesen Paragrafen, diesen Absätzen, diesen Bestimmungen, diesen Verordnungen Leben einzuhauchen. Und dieser Erfolg hängt natürlich letztendlich von den Personen ab, die in Zukunft dieses Institut führen werden.

 

Auch wir danken Herrn HR Düriegl für seine erfolgreiche Arbeit in den letzten Jahren, Herrn HR Düriegl und seinen Mitarbeitern, die mit ihm zusammengearbeitet haben, und wir wünschen der neuen Institution sehr viel Erfolg. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Präsident Johann Römer: Der eingebrachte Abänderungsantrag ist genügend unterstützt und wird daher in die Diskussion miteinbezogen.

 

Als Nächster ist Herr Abg Dr Michael LUDWIG zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.

 

Abg Dr Michael LUDWIG (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen!

 

Wie schon mehrfach angesprochen wurde, zählen die Museen der Stadt Wien, insbesondere das Historische Museum der Stadt Wien, zu den attraktivsten und interessantesten Kultureinrichtungen in unserer Stadt. Im vergangenen Jahr haben mehr als 540 000 Besucherinnen und Besucher nicht nur das Historische Museum, sondern auch die vielen Ausgrabungen und Gedenkstätten besucht, die in den städtischen Museen organisiert werden.

 

Das Historische Museum ist unbestritten das bedeutendste Landes- und Stadtmuseum in Österreich und erfreut sich weit über unsere Grenzen hinaus großer Beachtung und Anerkennung. Wenn man sich beispielsweise das Gästebuch im Internet ansieht auf der Homepage des Historischen Museums, bemerkt man, dass von den 60 000 Besucherinnen und Besuchern, die sich pro Jahr mit den neuen elektronischen Medien über das Historische Museum informieren, viele Menschen aus weiten Ländern sind, die sich überhaupt erst über diese Möglichkeit mit der Stadt Wien auseinander setzen und damit verbunden auch einen Besuch in unserer Stadt anknüpfen. Das Interesse über die Besitzstände des Museums führt sehr oft auch zu einem touristischen Besuch in unserer Stadt. Das heißt, das Historische Museum ist ein ganz wichtiger und zentraler kultureller Punkt in Wien und bedeutet natürlich auch eine sehr wichtige Stellung in der Identitätsstiftung in unserer Stadt.

 

Im Spannungsverhältnis zwischen Bewahrung und Experiment hat das Team um Herrn HR Düriegl in den letzten eineinhalb Jahrzehnten bewiesen, dass es immer wieder in der Lage war, das Alte zu bewahren, die Sammlungen der Stadt Wien zu erweitern, die kulturelle Möglichkeit, den kulturellen Nutzen zu erhöhen, zu sammeln, zu bewahren, wissenschaftlich aufzuarbeiten, zu dokumentieren und einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln, auf der einen Seite. Auf der anderen Seite ist das Historische Museum gerade in den letzten Jahre auch zunehmend zu einem Ort der gesellschaftlichen Auseinandersetzung geworden, mit zahlreichen Diskussionsmöglichkeiten und Veranstaltungen, die sehr oft auch zielgruppenorientiert durchgeführt worden sind.

 

Und gerade in der Vermittlungsarbeit ist in den letzten Jahren sehr viel passiert. Es gibt ja im Historischen Museum ein eigenes Referat, das sich mit Museumsdidaktik beschäftigt. Zielrichtung dieses Referats war es in den letzten Jahren, vor allem Kinder und Jugendliche anzusprechen. Es hat eine Reihe von Sonderveranstaltungen gegeben mit Kindergärten, Horten, Schulen, und auch die Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern war ein ganz zentraler Aufgabenpunkt des Historischen Museums. Das heißt, hier muss nicht viel passieren, hier ist in der Vergangenheit schon sehr viel passiert. Aber selbstverständlich ist es so, dass sich jede kulturelle Einrichtung, jede Bildungseinrichtung auch neuen gesellschaftlichen Herausforderungen stellen muss. Und dass die Anforderungen an ein Museum sich ständig ändern, das bemerken wir auch im Konsumverhalten der Besucherinnen und Besucher.

 

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