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Landtag, 3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 30 von 130

 

gibt keinen Hinweis, es gibt keinen Wunsch. Er hat das zu verantworten gehabt. Und so soll es ja auch sein. Es war nicht immer so, wie wir wissen, so soll es aber sein.

 

Und um das, was hier sozusagen aus dem Selbstverständnis unseres Weltbildes heraus nicht geschehen ist, nämlich ein programmatischer Eingriff, auch formal sicherzustellen, bedurfte es einer solchen gesetzlichen Grundlage. Es ist nunmehr gesetzlich festgeschrieben, dass die Politik nicht durch irgendeine Art von Eingriff die programmatische Verantwortung des künftigen Direktors verzerren kann oder in diese eingreifen kann, meine Damen und Herren. Das ist auch ein Ausdruck unseres Weltbildes, der sich von den Theatern über die Musikveranstaltung, den Tanz natürlich auch bis hinein in die Museumslandschaft erstreckt. Und ich glaube, dass das Wien gut tun wird.

 

Jetzt zum Museum selbst. Frau Ringler hat eine Reihe von richtigen Dingen gesagt. Sie ist noch zu jung, um zu wissen, wie es in unserer Jugend zugegangen ist. -Nein, schütteln Sie nicht gleich den Kopf, wenn ich sage, sie ist jung. Das ist ja keine Beleidigung. Für uns jedenfalls nicht. - Als wir Kinder waren, da war es wirklich so - das werden alle unter 40 vielleicht nicht mehr wissen -: Da ist man ins Museum gegangen, wenn man schlimm war, wenn es geregnet hat, an regnerischen Sonntagen, das waren dann die Museumstage.

 

Meine Damen und Herren! Das ist Gott sei Dank vorbei! Das ist Gott sei Dank vorbei, weil wir von anderen Ländern - wir wissen, dass das vor allem auch vom Space-Museum in Washington, von den Kindermuseen in Amerika und in anderen Ländern ausgegangen ist - gelernt haben, dass Museen offene Räume sein sollen, dass in den Museen hinter jeder Ecke ein Abenteuer lockt, dass die Kinder sich wünschen müssen, dort hineingehen zu dürfen am Sonntag, und sich nicht fürchten sollen, dass sie, wenn sie etwas anstellen, wieder ins Museum gehen müssen.

 

Das ist ja Gott sei Dank auch bei uns in Österreich inzwischen in hohem Ausmaß geschehen. In vielen Fällen - Sie erinnern sich, warum ich aus diesem Anlass auch mit so großer Nachhaltigkeit die Bezirksmuseumsszene gefördert habe - ist für die Volksschulkinder, ja auch schon die Kindergartenkinder das Museum die erste Begegnung mit der eigenen Kulturgeschichte, sind die Museen die erste Begegnung mit dem Begriff Kultur, mit dem Begriff Geschichte, mit dem Begriff Kunst. Und deshalb ist es wichtig, dass sie maximal funktionieren können, meine Damen und Herren.

 

Ich habe schon angedeutet, dass nach unserem gemeinsamen Gemeinderatsbeschluss leider noch ein paar Änderungen vorgenommen wurden, die in meinen Augen keine Verbesserungen darstellen, sondern nur Widersprüche kreieren. Ich werde sie auch ganz kurz anführen, weil das auch der Grund ist, warum wir zwar dem Ausgliederungsgesetz zustimmen werden, nicht aber dem Zuweisungsgesetz, das ja hier unter einem verhandelt wird.

 

Im Gemeinderatsbeschluss zur Ausgliederung ist festgeschrieben, meine Damen und Herren, dass niemandem aus dieser Ausgliederung ein Nachteil, sei es ein dienstrechtlicher oder sonst irgendein Nachteil, erwachsen soll. So wurde es damals vereinbart und so ist es auch beschlossen worden.

 

Das Gesetz sieht das nicht mehr vor. Hier wurde eine Änderung vorgenommen, die ich für sehr schwer vertretbar halte, denn - ich darf das zitieren - es steht hier im § 10 Abs. 6:

 

"Ab Inkrafttreten dieses Gesetzes bis 31. März 2003 ist der bisherige Leiter der für die Museen der Stadt Wien zuständigen Dienststelle der Stadt Wien - abweichend von Abs. 1 - zum Geschäftsführer (Direktor) der Anstalt öffentlichen Rechts bestellt."

 

Meine Damen und Herren! Ich halte diese Bestimmung erstens für inhaltlich falsch. Ich halte sie für nicht zielführend. Es ist kein Zufall, dass Generaldirektor Seipel sich bei der Pressekonferenz ganz stark dahingehend geäußert hat, dass das nicht seriös ist, dass das eine zu kurze Frist ist, dass jeder, der heute die internationale Museumslandschaft kennt, weiß, dass es dort zugeht, wie im Bereich der Oper oder der Theater, dass man nicht innerhalb praktisch eines Jahres einen kompetenten Direktor finden kann, der alle Verträge auflöst, die er sonst irgendwo hat.

 

Ich halte diese Frist aber auch noch aus einem zweiten Grund für zu kurz. Der Sinn von Übergangsfristen ist ja der, dass der neue Direktor schon mitarbeiten kann, dass er eingeschult wird, dass er eingestimmt wird in die Planung der nächsten Jahre. Wenn nun die Frist so kurz ist, Dior Düriegl aber im Durchschnitt eine Dreijahresplanung hat, dann macht der neue Direktor einmal auf zwei Jahre nichts anderes, als Ausstellungen zu eröffnen, die sein Vorgänger geplant hat. Das ist ja nicht gescheit. Wenn diese Frist länger ist, dann wird diese reine formale Pseudofrist wesentlich verkürzt.

 

Aber es ist auch noch etwas anderes: Es ist diese Bestimmung und diese Fristsetzung - mir fällt nichts ein, wie ich es besser sagen könnte - menschlich einfach schäbig. Da zwingt man jemanden, der zweieinhalb Jahre vor seiner Pensionierung steht, ohne ersichtlichen Grund nach nur 15 Monaten zum Ausscheiden aus dieser Funktion. Man sagt ihm einfach: Danke, Sie haben es 15 Jahre sehr gut gemacht - das hört er von allen Politiker aller Parteien -, aber jetzt brauchen wir Sie nicht mehr. Sie haben uns das Gesetz vorbereitet, Sie haben uns den Status dieses Museums ermöglicht, Sie haben uns ermöglicht zu sagen, das Museum ist in bester Ordnung, aber jetzt nach 15 Monaten muss ein anderer her. Ich halte das, meine Damen und Herren, wirklich für nicht in Ordnung.

 

Da haben der Bund und auch das Land Kärnten schon mehr Menschlichkeit bewiesen. Die haben nämlich die jeweiligen Leiter in ihren Funktionen belassen

 

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