Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 130
dass es zum Beispiel in der Pensionsfrage eine Tatsache ist,
dass wir länger leben mit allen arithmetischen Konsequenzen, sodass, wenn man
die Grundrechnungsarten beherrscht, klar ist, dass wir entweder mehr Beiträge
zahlen müssen oder dass wir länger arbeiten müssen.
Manchmal sind die Dinge sehr einfach: Auf Dauer kann
man nur so viel ausgeben wie man einnimmt. Und in Richtung der
Sozialdemokraten: Auch Ihr Bundeskanzler Kreisky hat das irgendwann einmal erkennen
müssen und hat das Mallorca-Paket schnüren müssen, das übrigens das größte Sozialabbaupaket
der gesamten Zweiten Republik war. (Beifall bei der ÖVP.) Nach diesem
Mallorca-Paket ist ja auch der Glanz von Bruno Kreisky sehr schnell verglüht,
aber die Schulden zahlen wir heute noch. Das wissen Sie genau. (Abg
Dipl Ing Martin Margulies: Wir zahlen die Schulden des Wirtschaftsministers!)
Zu den GRÜNEN komme ich auch gleich. Sie brauchen gar
nicht in die Vergangenheit zu gehen. Wenn Sie ein wirklich gutes Beispiel für
Sozialabbau wollen, und zwar bei den Ärmsten der Armen, brauchen Sie nur in die
Bundesrepublik Deutschland zu gehen und zu schauen, was dort die rot-grüne
Regierung macht. Ich kann hier meine fünf Minuten nicht dazu nützen, Ihnen das
vorzulesen. Insofern würde ich Ihnen empfehlen, einmal auf grünen
Landesversammlungen zu sagen, was eine Bundesregierung dort tut, wo die GRÜNEN
die Macht haben. Da sieht man nämlich, was sie tun. (Beifall bei der ÖVP. -
Abg Dipl Ing Martin Margulies: Machen Sie uns doch nicht für die deutschen
Grünen verantwortlich!)
Welche Staaten haben denn den besten Sozialstaat? -
Ich werde es Ihnen sagen: Luxemburg, Schweiz, Japan, Norwegen, Dänemark,
Singapur, USA, Island, Österreich. Sind das jene Staaten, die die eloquenteste
Formulierung in der Verfassung haben? - Nein, es sind die neun reichsten
Staaten der Welt. Und ich werde es Ihnen sagen: Für einen funktionierenden
Sozialstaat gibt es keine bessere Garantie als ein hohes Bruttosozialprodukt
und eine funktionierende Wirtschaft. Das ist das, was Sie nicht akzeptieren. (Beifall
bei der ÖVP.)
Marktwirtschaft, Wettbewerb und ein Staat, der seine
notwendigen Aufgaben erfüllt, sind einfach die besten Garanten dafür. Wir
Christdemokraten nennen das - Ludwig Erhard hat diesen Begriff geprägt - soziale
Marktwirtschaft. Das ist ein Erfolgsrezept, das sich überall auf der Welt
durchgesetzt hat, auch wenn Sie das nicht anerkennen wollen. (Abg Mag
Rüdiger Maresch: Und wie ist das in Mexiko?) Auch wenn Sie es nicht
wahrhaben wollen: In Mexiko geht es den Menschen noch immer besser, als es
ihnen in Kuba geht, in Südkorea geht es ihnen noch immer besser, als in
Nordkorea (Abg Dipl Ing Martin Margulies: Das ist aber gewagt, diese
Aussage!), und die Vereinigten Staaten haben sich halt wirtschaftlich
gegenüber der Sowjetunion durchgesetzt. Das müssen Sie halt zur Kenntnis nehmen,
auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollen. (Beifall
bei der ÖVP. - Abg Dipl Ing Martin
Margulies: Das stimmt doch nicht?)
Es gibt kein einziges Beispiel in der Geschichte,
dass ein Land dadurch reich und wohlhabend wurde, dass es von einem anderen freiwillig
beschenkt wurde, und es gibt auch kein einziges Beispiel dafür, dass ein
Sozialstaat durch die Umverteilung von Reich zu Arm zustande kam, das einzige
Ergebnis dessen war immer nur die Gleichverteilung der Armut. Und das wollen
wir nicht.
Daher: Wenn wir etwas in die Verfassung schreiben,
dann schreiben wir die soziale Marktwirtschaft oder noch besser die ökosoziale
Marktwirtschaft hinein, denn die bürgt wirklich für den Sozialstaat. (Beifall
bei der ÖVP.)
Ein Extremismus einerseits in Richtung des Manchester-Liberalismus,
wodurch der soziale Frieden gefährdet ist, oder andererseits in Richtung des
totalen Wohlfahrtsstaates, wie das in Schweden in den Siebziger- und
Achtzigerjahren der Fall war, scheitert an der Finanzierbarkeit. Schweden liegt
übrigens, was Reichtum, was Sozialprodukt betrifft, in allen Statistiken
mittlerweile hinter Österreich. Wir Österreicher können daher stolz sein auf
die Politik, die in den letzten Jahren gemacht wurde, weil das der vernünftigste
Weg ist und weil wir nach wie vor das neunt reichste Land der Welt sind. Wir werden
schauen, dass das auch in Zukunft so bleibt.
Die Aufgabe der Politik ist es nicht, Ängsten ängstlich
nachzugeben, sondern den Menschen Mut zu machen, auch mit einer veränderten
Welt und mit neuen Möglichkeiten entsprechend umzugehen. Arbeitsplätze lassen
sich langfristig nicht durch Beschlüsse, Deklarationen oder Gesetze sichern,
sondern durch gesunde Betriebe. Pensionen lassen sich langfristig nur durch
Beitragszahler finanzieren und auch nicht durch politische Garantien. So schaut
es nämlich aus! Das würde auch der berühmte Professor sagen, nicht Ihr Van der
Bellen, sondern der Ostbahn, aber den schätzen Sie ja auch besonders. - Danke. (Beifall
bei der ÖVP. - Abg Josefa Tomsik: Jetzt sollten wir ihn fragen, ob er das auch
glaubt, was er gesagt hat!)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächste ist Frau StR Landauer zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.
StR Karin Landauer: Sehr geehrte Damen
und Herren!
Ich möchte auf meine Vorredner nicht sehr eingehen,
ich möchte nur kurz zur Frau Abg Malyar sagen: Wenn Sie es auch tausendmal
sagen, es ist einfach falsch. Das Kinderbetreuungsgeld ist pensionsbegründend!
Mehr will ich Ihren Ausführungen eigentlich nicht hinzufügen. (Abg Martina Malyar: Die vier Jahre Anrechnung
fallen weg!)
30 Jahre sozialdemokratisch geführte Regierungen haben
es verabsäumt, den Sozialstaat Österreich abzusichern, geschweige denn
auszubauen, und mit Wut möchten wir daran erinnern, dass viele unsoziale
Maßnahmen bereits bei der vergangenen Regierung auf der Tagesordnung standen,
zum Beispiel: Ver
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