Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 130
und Sie haben die
Arbeitnehmer wesentlich schlechter gestellt, indem die Steuern und Abgaben
erhöht wurden. Alle Menschen sind betroffen von der Reduzierung der Leistungen
des Sozialstaates, zum Beispiel durch die höheren Preise für Autobahnvignetten
oder dadurch, dass die Gebühren für die Ausstellung eines Reisepasses -
abgesehen davon, dass ich dazu auf Grund der neuen Regelung auch noch die Unterschrift
von meinem "Ex" brauche - wesentlich in die Höhe gegangen sind.
Aber Sie bauen ja nicht nur diesen Sozialstaat um,
sondern Sie wollen den ganzen Staat umbauen, wie es schon in den Schriften des
Parteichefs steht und seit Jahren nachzulesen ist. Sie zerschlagen die Arbeiterkammer,
Sie wollen den Gewerkschaftsbund zerschlagen, und Sie wollen - das sieht man
jetzt - auch die Selbstverwaltung zerschlagen. Dafür ist Ihnen jedes Mittel
recht. Davor werden wir die Leute warnen, das werden wir aufzeigen. Diese
Politik ist verabscheuungswürdig. (Beifall
bei der SPÖ. - Abg Gerhard Pfeiffer: Wir haben ja keine Parteiveranstaltung
da!)
Auf die
jüngsten Vorschläge des Parteichefs aus Kärnten - die haben das Fass sicherlich
zum Überlaufen gebracht und dazu geführt, dass sich jetzt eine Gruppe formiert
und gesagt hat, so soll es nicht weitergehen - und auf die unappetitlichen
Geschichten zur Asylpolitik möchte ich überhaupt nicht eingehen, aber sie sind
ein Puzzlestein, sie sind jener Tropfen, der das Fass jetzt wirklich zum
Überlaufen gebracht hat.
Zum Sachlichen. Ich finde die Sozialverträglichkeitsprüfung
ganz ausgezeichnet. Ich halte auch den Textvorschlag für gut, wenn auch nicht
für ausreichend. Ich werde es den Verantwortlichen gerne auch mailen - was ja
möglich ist -, denn ich meine, man soll den Text in der Weise ergänzen, dass
man auch Auswirkungen auf künftige Generationen, nämlich auf die Kinder und die
Jugendlichen, in diesen Text einbringt.
Welche Bedeutung hat das für Wien? - Ich habe schon
eingeleitet - und das ist mein Schlusssatz -: Wir beschreiten weiter den
sozialdemokratischen Weg, denn wer sich die einzelnen Punkte des Volksbegehrens
anschaut, wird sehen, dass schon vieles davon in unsere Politik Eingang
gefunden hat, und diese erfolgreiche Politik für Frauen, für Kinder und andere
Gruppen setzen wir natürlich gerne fort. (Beifall
bei der SPÖ. - Zwischenruf des Abg Gerhard Pfeiffer.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächster hat sich Herr Abg Dipl Ing Margulies
zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Dipl Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Sozialabbau ist keine Erfindung von blau-schwarz,
Sozialabbau gab es schon im letzten Jahrzehnt kontinuierlich, aber die Qualität
dieses Sozialabbaus ist insofern neu, als sie gepaart ist mit einer autoritären
Politik, mit einer undemokratischen Politik, mit einer unmenschlichen Politik.
Die Politik, für die Riess-Passer und Schüssel, Westenthaler und Khol, oftmals
unterstützt von ihren Landesverbänden, stehen, ist in einem Wort zusammenfassen:
Widerlich! Sie ist widerlich und geht auf Kosten der sozial schwächsten Menschen
in unserer Bevölkerung. Ich hoffe und ich erwarte, dass wir uns im Wiener
Landtag und auch in den kommenden Sitzungen des Wiener Gemeinderats gemeinsam
Mittel und Wege überlegen, wie wir als Land Wien und als Gemeinde Wien
aufzeigen können, dass es auch anders geht und dass wir alle Mittel und Wege
einsetzen, das Volksbegehren "Sozialstaat Österreich" zu unterstützen.
(Beifall bei den GRÜNEN. - Abg Gerhard Pfeiffer: Streichung der
Kindergartenausbauten - das sind Ihre Sozialleistungen!)
Ich sage es Ihnen ganz ehrlich: Wenn Sie über Sozialleistungen
reden ... (Neuerlicher Zwischenruf des
Abg Gerhard Pfeiffer.) Dann seien Sie einfach ruhig! Es interessiert
ohnehin niemanden, was Sie jetzt sagen. So ist es einfach. (Ironische Heiterkeit bei der ÖVP und bei der FPÖ.) Melden Sie sich
zu Wort und reden Sie von hier heraußen. Aber es ist vollkommen klar, dass ÖVP
und FPÖ bei der Sozialpolitik einfach nichts mehr zu reden haben. Sie haben
abgewirtschaftet. Sie stellen einen buchhalterischen Saldobegriff, den Begriff
des Nulldefizits, in den Mittelpunkt.
Ich aber sage Ihnen ganz deutlich: Nulldefizit heißt
Sozialdefizit! Als Wiener GRÜNE werden wir daher alles daransetzen, diese
asoziale Politik, die Sie in den vergangenen Jahren betrieben haben,
schnellstmöglich wieder abzuwählen .
Ich rufe von dieser Stelle aus alle auf: Unterschreiben
auch Sie das Volksbegehren "Sozialstaat Österreich", damit Österreich
eine gemeinsame und solidarische Zukunft hat und nicht eine Zukunft der Ausgrenzung!
- Danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster ist Herr Abg Dr Salcher zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Kollege Margulies, Sie haben ja hier eine Belangsendung
gebracht. Ehrlich gesagt, ich bin dafür, dass man sie aufzeichnet und möglichst
oft im ORF abspielt. Ich bin sogar bereit, dass wir seitens der Volkspartei
einen Beitrag dazu leisten, damit man das möglichst oft sieht. (Beifall bei
den GRÜNEN. - Abg Dipl Ing Martin Margulies: Bravo! Das machen wir!)
Zum Sozialstaat mit deklamatorischer Wirkung, wie ihn
das Volksbegehren will, glaube ich, das ist nicht sehr sinnvoll, denn da müsste
man ja echt einklagbare Rechte hineinschreiben. (Abg Dipl Ing Martin
Margulies: Es geht um die Diskussion!) Was Sie wollen, ist in Wirklichkeit,
festzuschreiben, dass Sozialleistungen nie verändert werden dürfen, auch im
Level nie verändert werden dürfen, was heißt, dass sie nie reformiert werden
dürfen. (Abg Dipl Ing Martin Margulies: Das steht nicht drinnen!)
Frau Kollegin Korosec hat Ihnen sehr klar gesagt,
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