Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 130
glaubhaft machen
wollten, dass die Sozialversicherung ihr Eigentum ist! (Abg Kurt Wagner: Mit "Ausschalten" hat ... die besten
Erfahrungen!) Sie haben nämlich prinzipiell so delegiert, dass so wenig
fremde Kontrolle wie möglich hineingekommen ist. Sie haben zu spät delegiert,
sodass die letzten Wahlen der entsendenden Institutionen nicht mehr
berücksichtigt werden konnten. Sie haben in Wirklichkeit gegen alle
demokratischen Grundsätze delegiert. Sie haben in den Hauptversammlungen und
jetzt Generalversammlungen delegiert, wie Sie wollten, ohne zu beachten, wie
die Wahlen in den Institutionen ausgegangen sind! (Abg Kurt Wagner: Da müssen Sie die letzten Arbeiterkammer-Wahlen verschlafen
haben, Herr Kollege Römer!)
Daraufhin hat
die Regierung eben gesagt: Ab jetzt muss das demokratischer erfolgen! Und das
ist auch geschehen. (Abg Kurt Wagner: ...
da sind Sie so erfolgreich gewesen!) - Herr Kollege Wagner! Jahrelang haben
die Sozialdemokraten die Mandate der anderen Fraktionen besetzt, in den
Vorständen, überall, damit ja keine Kontrolle stattfinden kann! Das ist es in
Wirklichkeit! (Beifall bei der FPÖ.)
Herr Kollege
Wagner, Sie sind ja diesbezüglich prädestiniert, denn Sie sind, wie ich annehme,
ja auch daran beteiligt!
Nun hat die
Regierung gesagt, das muss demokratisch erfolgen, und das ist auch so
geschehen. - Als Beispiel, wie das vor sich geht, dient etwa die Versicherungsanstalt
öffentlich Bediensteter. Diese unterliegt ja nicht der Arbeiterkammer, sondern
da wurde von der Gewerkschaft delegiert. Dort wurde nicht nach demokratischen
Grundsätzen delegiert (Abg Kurt Wagner:
Sie intervenieren ja auch nicht wegen Posten, Herr Römer!), sondern da hat
man am 1. Jänner genauso wie vorher wieder die Entsendungen durchgeführt,
denn "wir sind wir". Diese Mentalität ist leider Gottes hier
verbreitet. (Abg Kurt Wagner: Sie gehen
ja auch nicht zum ÖGB-Präsidenten und intervenieren für einen Freund!) Dass
Sie sich so aufregen, Herr Kollege Wagner, das liegt wahrscheinlich daran, dass
Sie sich ertappt fühlen - aber das macht überhaupt nichts. (Heiterkeit bei der SPÖ und Beifall bei der FPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Ich komme zum Schluss: Hier wird eine Sozialverträglichkeitsprüfung
gefordert. - Egal, ob man das in die Verfassung setzt oder nicht: Ich glaube,
die Sozialverträglichkeitsprüfung kommt von allein!
Präsidentin
Erika Stubenvoll (unterbrechend): Herr Präsident Römer!
Bitte zum Ende zu kommen!
Abg Johann Römer (fortsetzend): Ich bin gleich fertig. - Die
Sozialverträglichkeitsprüfung kommt von allein, denn der Wähler entscheidet ja
auf Grund dessen, was geschehen ist, ob er die Parteien wieder wählt oder
nicht. (Abg Kurt Wagner: Bei der Arbeiterkammer-Wahl!
Die Arbeitnehmer haben ohnehin schon bei der Arbeiterkammer-Wahl entschieden!
Schauen Sie auf die Ergebnisse der Betriebsratswahlen, dann ...!) Das ist
das beste Regulativ. Es braucht daher nicht unbedingt festgeschrieben zu sein,
sondern das ist durch Jahrzehnte hindurch Praxis gewesen und darauf können wir
uns berufen. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin
Erika Stubenvoll: Als Nächste
ist Frau Abg Malyar zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.
Abg Martina Malyar (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ja, wirklich:
Die Wählerinnen und Wähler entscheiden und sie haben sich in Wien am
25. März dieses Jahres eindeutig - so eindeutig, wie es schon lange nicht
mehr der Fall war - für einen Weg entschieden, und zwar für den sozialdemokratischen
Weg! Wir sind froh darüber, dass wir mit dem Auftrag der Wählerinnen und Wähler
diesen Weg erfolgreich weiter beschreiten können. (Beifall bei der SPÖ.)
Österreich
ist ein Sozialstaat - ich sage in Klammern dazu: noch ein Sozialstaat. Wir
haben Gott sei Dank im Laufe von 30 Jahren unter sozialdemokratischen
Bundeskanzlern einen Vorsprung erlangt, der uns in der Welt einen sehr guten
Ruf für unsere Sozialpolitik eingetragen hat. Leider ist es aber so, dass
einen, wenn man dann einmal stehen bleibt, der Strom zurücktreibt und dieser
Vorsprung langsam, Schritt für Schritt, von Tag zu Tag kürzer wird. Diesbezüglich
schwant mir schon Schreckliches.
Dass das
Sozialstaat-Volksbegehren jetzt zu diesem Zeitpunkt eingeleitet werden und
stattfinden soll, ist für mich kein Zufall, denn ich glaube nicht an Zufälle.
Es ist der Aufschrei von Proponentinnen und Proponenten, die sich im Namen
vieler, vieler Sprachloser - im wahrsten Sinne des Wortes -, von Leuten, die
sich sonst nicht wehren können, als deren SprecherInnen jetzt in die
Öffentlichkeit gestellt haben, und dies zu Recht.
Warum denn? -
Sie sind die Sprecher von den vielen Unfallrenten-BezieherInnen, denen
ungerechtfertigterweise die Unfallrente besteuert wurde. Sie setzen sich ein
für die Kranken, die seit der Übernahme durch die blau-schwarze Bundesregierung
für ihre Ambulanzbesuche und für ihre Krankheiten Geld auf den Tisch legen
müssen. Sie setzen sich ein für Frauen, die dank der blau-schwarzen Regierung
jetzt in die Frauenfalle Kindergeld hineintappen müssen, wodurch es auch zu
einer Verschlechterung der Situation von berufstätigen Frauen kommt, weil diese
jetzt das Karenzgeld, das sie bis jetzt erhalten haben, verlieren. Dadurch wird
es also für eine große Gruppe von Gott sei Dank selbständigen Frauen, gerade
hier in Wien, zu einer deutlichen Verschlechterung kommen. Ganz abgesehen
davon, dass - ich weiß nicht, ob Sie das Gesetz schon genau gelesen haben - die
Anrechnung von vier Jahren pro Kind für die Pension fällt. Diese
Verschlechterung für jede Frau ab dem 1.1.2002 müssen Sie den vielen Frauen und
Familien erst klarmachen!
Sie haben weiters
eine drastische Verschlechterung beim Bezug der Notstandshilfe herbeigeführt,
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