Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 130
rungspolitik
betrieben und andererseits schiebt man, wenn man will, alles auf den Bund. Ich
möchte jetzt nicht im Speziellen darauf eingehen, weil die Zeit dafür nicht
ausreicht, aber bei der Gesundheitspolitik brauche ich nur den Brief von Pittermann
an Rieder zu erwähnen; und was bei Einsparungen bei den Kindergärten angeführt
wird ... (Abg Franz Ekkamp: Die
Ambulanzgebühr hat schon der Bund eingeführt!) Bitte, ich will nicht auf
das Thema Ambulanzgebühr eingehen, denn im Zusammenhang damit habe ich mich
gestern schon so geärgert. Darüber können wir auch in einem Privatissimum
reden. Da können wir gerne darüber reden! Da ist sehr viel dazu zu sagen! (Beifall bei der ÖVP.)
Weiters wird
"Essen auf Rädern" in Frage gestellt. Es wird also Verunsicherung
betrieben, die Bürger werden systematisch verunsichert.
Meine Damen
und Herren! Wir alle wissen ganz genau, dass die wirtschaftliche Entwicklung
nicht nur auf Fakten und Daten basiert, sondern dass Emotion, Stimmung in diesem
Bereich eine ganz wesentliche Rolle spielt. Ich habe da einen Leitartikel mitgebracht,
den Andreas Unterberger am 26. September geschrieben hat, und zwar
darüber, wie man eine Krise herbeiredet. (Abg
Godwin Schuster: Dazu haben wir jetzt keine Zeit!) Ich lese nur den letzten
Satz vor:
Präsidentin
Erika Stubenvoll (unterbrechend): Frau Abgeordnete, die
Zeit ist bereits abgelaufen.
Abg Ingrid Korosec (fortsetzend): "Oder wird hier von manchen ein zynisches
politisches Spiel gespielt? Denn je öfter ... "
Präsidentin
Erika Stubenvoll (unterbrechend): Bitte nur den Satz zu
Ende zu bringen! (Abg Franz Ekkamp: Für
wen schreibt der?)
Abg Ingrid Korosec (fortsetzend): Bitte sehr. Ich zitiere also den Satz zu Ende. (Abg Franz Ekkamp: Wer bezahlt die Zeitung?
- Abg Godwin Schuster: Wer bezahlt die Zeitung?) - Wenn man bei solch einem
wichtigen Thema die Redezeit von fünf Minuten nicht einmal ein bisschen
überziehen darf! - Aber bitte, Sie haben Recht: Es gibt eine Geschäftsordnung.
Die
Österreichische Volkspartei steht zu diesem Sozialstaat und für Reformen - ich
würde sagen, nach dem Motto: Willst du die Zukunft meistern, bereite die Gegenwart
vor! (Beifall bei der ÖVP.)
Präsidentin
Erika Stubenvoll: Meine Damen
und Herren Abgeordneten! Ich darf noch eine Entschuldigung nachtragen: Herr Abg
Harry Kopietz ist ebenfalls für den heutigen Tag entschuldigt.
Als nächster
Redner ist Herr Präsident Römer zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Johann Römer: Frau Präsidentin! Werte
Kolleginnen und Kollegen!
Ich habe heute
wieder etwas gelernt, und zwar aus den Ausführungen der Antragsbegründerin,
Frau Abg Jerusalem. Sie hat im Zusammenhang mit diesem Volksbegehren, wo ja
allen, die aktiv sind, Neoliberalismus unterstellt wird, davon gesprochen, dass
viele Probleme nicht angegangen worden sind. Ich kann daher jetzt davon
ausgehen, dass die Regierungen der letzten 20 Jahre, die Probleme nicht
lösen konnten, wie zum Beispiel Werkverträge, neue Dienstverhältnisse und so
weiter, Neoliberalismus betrieben haben. (Zwischenruf
des Abg Franz Ekkamp.)
Aber nun zum
Thema. Bevor man sich mit den Auswirkungen dieses Volksbegehrens auf Wien beschäftigt,
muss man sich das Volksbegehren an und für sich anschauen.
Ich stelle den
Satz voraus: Soziale Sicherheit ist einer der wichtigsten Grundpfeiler einer
Demokratie. - Dieser Satz ist nicht von mir, den kann man immer wieder lesen.
Ich glaube, dass dieser Satz und viele andere Gründe Anlass dafür sind, dass
eine Übereinstimmung, ein Konsens aller politisch Tätigen über die Notwendigkeit
besteht, soziale Sicherheit jedem Menschen gewährleisten zu können. Die Gesellschaft
ist verpflichtet, für die Fährnisse des Lebens des Einzelnen Vorsorge zu treffen.
Aber wenn ich
mir dann den Text dieses Volksbegehrens und die entsprechenden Unterlagen anschaue,
dann ist mir ein bisschen mulmig, denn darin heißt es etwa: "... schaltet
die Selbstverwaltung weitgehend aus" - das kann niemand behaupten, dass
das der Fall ist! - oder "propagiert Eigenvorsorge": Nun, was ist
schlecht daran, wenn ich beispielsweise sage, die Pensionen haben eine
Erwerbseinkommensersatzrate von zirka 60 Prozent und der, der es sich
leisten kann, soll vielleicht auch selbst ein bisschen etwas sparen? - Oder: Da
wird angeprangert, dass Kinderbetreuung zu Gunsten privater Marktlösungen
vernachlässigt wird. Das stimmt doch überhaupt nicht! In Wirklichkeit wissen
wir alle, dass Kleinkindergruppen oder Privatkindergärten für den Steuerzahler
billiger arbeiten, als die öffentlichen Wiener Kindergärten. (Abg Kurt Wagner: Sie sind qualitativ aber
schlechter, das sagen Sie nicht dazu!) Ich will damit nicht sagen, dass wir
sie nicht brauchen - das will ich überhaupt nicht sagen -, aber prinzipiell
muss man sagen, es ist ganz gut, wenn es verschiedene Dinge gibt. (Abg Kurt Wagner: Statt Versicherungspflicht
Pflichtversicherung - davon haben Sie sich auch schon verabschiedet!)
Wenn man aber die
erste Pressemeldung weiter liest, dann kommt man nämlich darauf, was wirklich
dahinter steckt. Da geht es nämlich darum, dass man sagt, man zerstört
Strukturen und so weiter. Ich kann es nur kurz machen, weil nicht so viel Zeit
ist, aber da steht: Der Auslöser dieser Initiative ist der Abbau der
Strukturen. Als Beispiel wird die Frage der Vertreter im Hauptverband der
Sozialversicherungen genannt. - Jetzt wissen wir also endlich, worum es geht:
Da geht es um Posten und um Macht (Abg
Kurt Wagner: Das müssen Sie aber Ihrem Sozialminister sagen, dass es um Posten
geht! Euch geht es ja nicht um Posten!), um Posten für jene - und es ist ja
interessant, wer da in dieser konzentrierten Personengruppe mitspielt! -, die
jahrzehntelang unter fast gänzlicher Ausschaltung der anderen allein für die
zwei Sozialpartner-Parteien
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