Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 130
eine ganz große
Breite: von der Christgewerkschafterin und der Katholischen Frauenbewegung über
Gewerkschaftsorganisationen, über Einzelpersonen wie Dr Vogt, Dr Schulmeister,
Frau Dohnal, Herrn Sallmutter oder Dr Ernst Berger. Das hat eine riesige
Breite, eine ähnliche Breite wie dieser Gemeinderat!
Was ich mir
wünsche, ist, dass eine überwiegende Mehrheit der Gemeinderätinnen und
Gemeinderäte in diesem Haus das Volksbegehren auch tatsächlich unterstützen.
Ich hätte gerne, dass Wien das Volksbegehren unterstützt, und zwar auch mit
Ressourcen. Dieses Volksbegehren sollte von Wien aus tatsächlich auch beworben
werden, denn die Leute müssen wissen, dass es das gibt. Die Leute müssen
wissen: Das geht uns alle an! Es geht um die soziale Zukunft von Österreich!
So schaut eine
Unterstützungserklärung aus (Die Rednerin
hält eine zu einem Plakat vergrößerte Unterstützungserklärung in die Höhe.)
und ich möchte Sie alle einladen, diese Unterstützungserklärung zu unterschreiben.
Es geht schon los! Schon jetzt kann jeder und jede auf sein Magistratisches
Bezirksamt gehen und unterschreiben. Wer jetzt unterschreibt, der zählt dann
auch schon für das Volksbegehren. Tun wir alles, damit dieses Volksbegehren ein
Erfolg wird! Ich bitte Sie darum! (Beifall
bei den GRÜNEN und bei der SPÖ.)
Ein
Allerletztes: Ich mache auch den Vorschlag, dass wir in der Verfassung der
Bundeshauptstadt Wien ebenfalls eine Sozialverträglichkeitserklärung
unterbringen. Da können wir dasselbe tun wie in der österreichischen
Verfassung. Ich schlage das vor. Ich wollte nicht vorpreschen und schon etwas
vorlegen, weil ich glaube, das bedarf der gemeinsamen Arbeit der
Gemeinderätinnen und Gemeinderäte. Da sollten wir uns auf etwas einigen.
Jetzt wünsche
ich dem Volksbegehren großen Erfolg und uns eine lebendige und positive
Debatte, denn die hat Wien verdient! - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Präsidentin
Erika Stubenvoll: Für weitere
Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren
Abgeordneten nur einmal zum Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf
Minuten begrenzt ist.
Als nächste Rednerin hat
sich Frau Abg Korosec zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.
Abg Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau Präsidentin! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Frau Kollegin
Jerusalem! Die ÖVP trifft sich mit Ihnen, mit dem Volksbegehren durchaus in der
Zielsetzung, denn auch wir wollen, dass der Sozialstaat abgesichert ist. Hier
treffen wir uns also auf alle Fälle. (Abg
Godwin Schuster: Ihr macht aber etwas anderes!)
Wir als
Christdemokraten haben ein Ganzjahresbekenntnis zum Sozialstaat, zur Solidarität.
Aber - und da kommt jetzt das "Aber", das, was Sie als neoliberal ansehen
- wir sind zutiefst davon überzeugt: Wer heute Reformen verweigert, provoziert
die Krise des Sozialstaates. Daher steht die ÖVP für einen Umbau (Abg Godwin Schuster: Damit wird nur Abbau
betrieben!) - nicht für einen Abbau, aber für einen Umbau - des Sozialstaates.
(Abg Heinz Hufnagl: Frau Kollegin, wenn
wir statt eineinhalb ... nur mehr ein Jahr haben, ist das ein Umbau oder ein
Abbau?)
Nun, es wird
immer Einzelfälle geben, bei denen man sagen kann, das ist ungerecht. Man muss
aber die Gesamtlinie sehen und die Gesamtlinie ist eine sehr soziale Linie (Abg Kurt Wagner: Beim Krankengeld gibt es
keine Diskussion!), weil sie dazu führt, dass wir nicht Schulden machen,
denn das Schlechteste für die Sozialpolitik ist eine Schuldenpolitik, und eine
solche akzeptieren wir nicht! (Beifall
bei der ÖVP. - Abg Kurt Wagner: Die Besteuerung von Unfallrenten ... !) Ich
bin gerne bereit, in einem "Privatissimum" dann darauf einzugehen,
aber ich habe für meinen Redebeitrag nur fünf Minuten zur Verfügung.
Im Übrigen,
Herr Kollege, findet das österreichische Sozialmodell ja weltweit Beachtung! Es
ist ja nicht so, dass wir Hinterbänkler sind, sondern wir sind ja führend! (Abg Godwin Schuster: Das ist das bisherige
System!) Aber die Finanzierung, bitte schön, die muss man natürlich schon
sicherstellen. Dabei geht es um intelligente Programme und auch um
intelligentes Sparen - diesbezüglich stimme ich durchaus auch mit Ihnen überein
-, denn Schulden sind die Feinde der Arbeitsplätze und die Feinde des
Sozialsystems. Daher ist eine gute Wirtschaftspolitik wirklich der beste Garant
auch für eine gute Sozialpolitik. (Beifall
bei der ÖVP.)
Unser
internationales Ranking ist ja, wie wir wissen, durchaus auch gut. Aber eines
muss man auch sagen, und es sei hier auch sehr klar zum Ausdruck gebracht: Wir
sind zum Beispiel Weltmeister bei den Frühpensionen! Wenn man 20 Jahre
zurückblickt, so stellt man Folgendes fest: Heute ist im Vergleich zu vor
20 Jahren die Ausbildung um drei Jahre länger, wir arbeiten um sechs Jahre
weniger lang und wir leben - Gott sei Dank - um zehn Jahre länger. - Dem ist,
glaube ich, nichts hinzuzufügen. Dass hier gewisse Umbauten notwendig sind, das
müsste jeder verstehen, der es verstehen will. Manche wollen es allerdings
nicht verstehen.
Diese
Bundesregierung hat sich zum Nulldefizit bekannt - auch eines jener Dinge, die
Sie als "neoliberal" bezeichnen. Aber es werden Zukunftsinvestitionen
getätigt. Sie haben die Bildung angesprochen, Frau Kollegin Jerusalem: Bitte,
so viel wurde noch nie für Bildung eingesetzt wie gerade von dieser Bundesregierung!
7 Milliarden S! Und - wie Sie auch ganz genau wissen - für Forschung
und Entwicklung ebenfalls 7 Milliarden S! Auch das gab es bisher noch
nicht. Das sind Zukunftsinvestitionen, die notwendig sind und die wir auch
gerne unterstützen.
Ich komme nun auf
Wien zu sprechen. In Wien sehe ich zwei Möglichkeiten: Einerseits wird
Verunsiche
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