Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 130
durchaus Hilfe leisten. Ich helfe Ihnen, indem ich Ihnen
sage, woher ich diese Aussage habe: Sie ist der Rathauskorrespondenz entnommen
und war Bestandteil der Regierungserklärung des Jahres 1996; das lässt sich
auch im Protokoll nachlesen. Ich glaube, dass es gerade in diesen Tagen gut
ist, daran zu erinnern, weil das, was der Herr Landeshauptmann hier bislang
unwidersprochen zum Ausdruck gebracht hat, ja auch Bestandteil des
Integrationsvertrags ist, der zurzeit auf Bundesebene verhandelt wird. - Das
zum einen.
Zum anderen wurden Sie in
den Zeitungen dahingehend zitiert, dass Sie nunmehr die Absicht haben, in
mehreren Schulen Türkisch-Deutsch im bilingualen Unterricht anzubieten. - Ich
frage Sie diesbezüglich, weil das bislang nur in den Zeitungen abgehandelt
wurde und ich glaube, dass Sie die Gelegenheit haben sollen, das auch hier vor
dem hohen Haus zu erklären. - Ich frage Sie: Ist dies Ihrem Verständnis nach
ein Beitrag - im Sinne der seinerzeitigen Ausführungen des Herrn
Landeshauptmanns - zu einer friedlichen, sinnvollen Integration?
Präsident
Johann Hatzl: Frau
Stadträtin, bitte.
LhptmSt Grete Laska: Die Vorgangsweise, den Unterricht
bilingual zu führen, ist nicht etwas, was pädagogisch einer neuen Erkenntnis
entspricht, sondern ist Praxis in den Wiener Schulen.
Es gibt
derzeit ein Sprachenangebot für den bilingualen Unterricht, und ich denke, dass
es sehr wohl notwendig ist, darüber nachzudenken, wie man das pädagogische
Angebot in den Wiener Schulen auch sprachlich erweitern kann. Ich hoffe, dass
wir uns darüber einig sind, dass grundsätzlich das Erlernen von mehreren
Sprachen im frühkindlichen Alter von Vorteil für die Bildungsressourcen der
Zukunft eines Kindes ist. Falls wir diesbezüglich nicht einer Meinung sind,
empfehle ich Ihnen dazu vorliegende Studien, die beweisen, dass jemand, der
eine Sprache und eine zweite Sprache sehr gut und sehr früh erlernt hat, in der
Lage ist, auch andere Sprachen im Laufe seines Lebens schneller und einfacher
zu erlernen. Die Wirtschaft verlangt danach, aber nicht nur die Wirtschaft,
sondern letztendlich auch die sich ständig verändernde Welt, auch die Umgebung
Österreichs. Die Erweiterung der Europäischen Union und viele andere Parameter
mehr machen das meiner Ansicht nach zu einer Grundvoraussetzung.
Es ist
richtig, dass ich in einem Zeitungsinterview gesagt habe, dass ich mir wünsche,
dass diese sprachlichen Angebote im Bereich der bilingualen oder multilingualen
Formen auch auf Sprachen von in Wien lebenden Menschen mit einer anderen
Muttersprache erweitert werden. Das ist nicht nur Türkisch. Das war dem
Journalisten wahrscheinlich sozusagen am leichtesten verständlich und blieb ihm
dadurch am besten im Gedächtnis haften, und daher hat er es sozusagen
herausgehoben; andere Motive möchte ich hier nicht unterstellen.
Ich habe aber
sehr wohl dazugesagt, dass es hier ein vielfältiges Sprachenangebot geben kann
- immer auf der Grundlage der gesetzlichen Voraussetzungen und der anerkannten
Sprachen, die hier zum Tragen kommen können.
Ich halte das
nicht nur für eine Erweiterung des Bildungsangebots auf der einen Seite,
sondern auf der anderen Seite - und das gilt für jedwede Art dieser Sprachen,
die Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache hier in Wien als Muttersprache
haben - sehr wohl auch für eine integrative Maßnahme, vor allem im Hinblick
darauf, dass das Erlernen der deutschen Sprache leichter wird, wenn die
Muttersprache auch beherrscht wird.
Sehr wohl -
und das ist sozusagen der wichtigste Punkt, denn ich höre ja schon die nächste
Zusatzfrage! - ist das Prinzip der Freiwilligkeit gegeben und sehr wohl ist
das, was dann als Reflexhandlung von Ihrer Seite - die sich dann auch in
Presseaussendungen dokumentiert - folgt, nämlich den Wienerinnen und Wienern
einreden zu wollen, dass ihre Kinder jetzt Türkisch lernen müssen, der falsche
Reflex. Das wissen Sie, aber das ist Ihre politische Handlungsmaxime. Das regt
uns in der Zwischenzeit auch nicht mehr auf und die Menschen glauben es Ihnen
auch nicht mehr.
Selbst Frau
Bildungsministerin Gehrer hat in ihrer Aussendung, weil sie eben aus der Schule
kommt, weil sie weiß, welche pädagogischen Schwerpunkte zu setzen sind, und
weil sie weiß, wie die Praxis ausschaut, diesem Modell sehr wohl zumindest
zugebilligt, dass es einer Nachdenkphase bedarf, und diese auch goutiert.
Präsident
Johann Hatzl: Frau Abg
Jerusalem, bitte.
Abg Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Frau Stadträtin!
Für
mich ist es eine große Beruhigung, dass Sie sich mittlerweile nicht mehr über
die Vorgangsweise der FPÖ aufregen. Ich gebe zu, dass ich mich immer noch
darüber aufrege.
Ich möchte für die GRÜNEN eindeutig festhalten: Bilingualer
Unterricht ist etwas sehr, sehr Gutes und etwas, was schon bislang zum Erfolg
geführt hat und auch Teil der Begabungsförderung ist.
Auf die genaue Frage des Herrn Abgeordneten zurückkommend,
möchte ich sagen, dass zwar nicht verpflichtende, aber immerhin doch auf
freiwilliger Basis erfolgende Maßnahmen, die human, pädagogisch sinnvoll und
politisch vernünftig sind und zur Integration führen, durchaus gut sind.
Meine Frage an Sie: Werden
Sie sich vielleicht darum kümmern, dass - zwar nicht verpflichtend, aber
immerhin doch - auch für österreichische Mitbürger derartige Maßnahmen zum
Beispiel an Volkshochschulen gesetzt werden?
Präsident
Johann Hatzl: Frau
Stadträtin, bitte.
LhptmSt Grete Laska: Wenn Sie damit meinen,
dass es auch österreichische Staatsbürger gibt, die der deutschen Sprache nicht
mächtig sind, dann darf ich darauf hinweisen, dass die Ergebnisse der Volkshochschulkurse
gerade in diesen Bereichen, vor allem
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