Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 130
Temelín wurde heute schon mehrmals angesprochen. Wir alle
fühlen uns durch dieses Kraftwerk verunsichert. Meine Frage bezieht sich
darauf, dass es in der letzten Koalitionsregierung eine Aktion gab, wie man
auch bei einem Atomunfall überleben kann. Ich meine diese Klebebänder, mit
denen man einen Raum luftdicht abschließt, sodass man drei, vier, fünf Tage
überleben kann. Diese Aktion wurde von der Wiener Bevölkerung sehr gut
angenommen. Das weiß ich, weil ich daran mitgearbeitet habe - die Wiener Feuerwehr
mit den Wiener Rauchfangkehrern.
Ist an eine Fortsetzung dieser Aktion gedacht?
Präsident
Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr
Michael Häupl: Ja, Herr
Landtagsabgeordneter! Denn ich habe natürlich unter vielen anderen Dingen im
Gefolge dieser entsetzlichen Ereignisse vom 11. September auch den
Zivilschutzverband gebeten, darüber nachzudenken und zu koordinieren, dass wir
bei Aktivitäten, die vom Zivilschutzverband gemeinsam mit den Helfern Wiens und
selbstverständlich auch mit den entsprechenden Berufsgruppen - das halte ich
für sehr wichtig - organisiert und koordiniert wurden, zu einer entsprechenden
Fortsetzung kommen.
Wir beide
wissen, wie auch viele andere Damen und Herren, die sich hier im Haus mit
diesen Fragen beschäftigen, wie unendlich schwierig es insbesondere in so genannten
guten Zeiten ist, Menschen auch schon in den einfachsten Dingen dazu zu
bringen, Vorsorge zu treffen, zum Beispiel hinreichende Mineralwasservorsorge
oder Vorsorge bei Nahrungsmitteln zu treffen - geschweige denn erst bei
technischen Einrichtungen, die man in Wohnungen anbringen muss. Aber ich hoffe
doch sehr, dass zumindest so entsetzliche Ereignisse wie diese, die wir dort
zur Kenntnis nehmen mussten, auch ein bisschen aufrüttelnd wirken.
In einer
Nachbereitung und Evaluierung der letzten Kampagne, von der du gesprochen hast,
konnten wir das Interesse am Zivilschutz immerhin auf 2 Prozent steigern.
Das ist kein schlechter Erfolg, wenn ich mir ansehe, was für ein Interesse es
vorher dafür gegeben hat. Ich denke, dass momentan ein besonderes Ausmaß an
Aufmerksamkeit vorhanden ist und dass man daher Überlegungen, die es in dem
Bereich seit geraumer Zeit gibt - auch im Sinne von umsetzungsorientierten
Best-Practice-Modellen -, neu beleben soll und wird.
Präsident
Johann Hatzl: Die letzte
Zusatzfrage stellt Herr Abg Kreißl.
Abg Michael Kreißl (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Bei der ersten Zusatzfrage sind Sie mir noch die Zahlen
bezüglich Schutzanzüge beziehungsweise Gasmasken schuldig geblieben.
Im Zuge der Diskussion
dieser Fragestellungen sind wir nun auch auf die Schüler beziehungsweise auf
die Wiener Schulen zu sprechen gekommen, wobei festzuhalten ist, dass die
Klebebänder sicher nicht der Weisheit letzter Schluss sind beziehungsweise dass
den Kleinsten in den Pflichtschulen sicherlich nicht zugemutet werden kann,
dass sie plötzlich nach Hause entlassen werden, wenn das allgemeine Chaos
ausbricht.
Es ist so, dass diese Schulen weder über Schutzräume noch
über eine Bevorratung verfügen und Übungspläne in den Schulen de facto nicht
vorhanden sind.
Daher
die Frage an Sie: Werden Sie angesichts der Ereignisse der letzten Wochen
wenigstens danach trachten, dass die Sicherheitsvorkehrungen in den Wiener
Schulen - angefangen von Fensterreparaturen bis hin zur Bevorratung und zu geeigneten
Plänen für den Ernstfall - verbessert werden? Können Sie einen diesbezüglichen
Zeithorizont nennen?
Präsident
Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr
Michael Häupl: Zunächst
einmal bitte ich um Entschuldigung dafür, dass ich Ihnen die Zahlen für
Schutzanzüge und Gasmasken nicht aus dem Stegreif liefern konnte. (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPÖ. -
Amtsf StR Mag Renate Brauner - auf den Gebärdendolmetscher weisend -: Da lacht
sogar der Dolmetscher!) Ich merke mir zwar relativ viel, aber das entzieht
sich meinem aktuellen Datenzugriff in meinem Gehirn. Ich werde Ihnen diese
Zahlen, sobald mir dies nur irgendwie möglich ist, nachliefern.
Was die andere
Frage betrifft, so würde ich das differenziert betrachten, denn Übungspläne für
Katastrophenfälle existieren beispielsweise in den Schulen sehr wohl. Zweifelsfrei
ist beziehungsweise war dies aber auch Anlass zu einer entsprechenden Überprüfung,
ob diese erstens auch präsent sind und zweitens natürlich auch funktionieren,
also umgesetzt werden und werden können. - Bedauerlicherweise haben wir es in
unserer Stadt immer wieder mit so genannten "Realübungen" zu tun,
weil irgendwelche Witzbolde glauben, sie können sich den Schularbeiten dadurch
entziehen, dass sie einen Bombenalarm ankündigen, was aber eine Gelegenheit
dafür darstellt, dass diese Übungspläne auch "erprobt" werden können,
wenn man so sagen will - nicht zur Freude der Polizei und nicht zur Freude der
Eltern und sicherlich auch nicht zur Freude der Lehrer; vielleicht zur Freude
der Kinder. Das kann ich selbst nur sehr partikulär beurteilen. - Hier warte
ich noch den Bericht darüber ab, wie man dies auch im Hinblick auf die Umsetzung
beurteilen kann.
Die Frage der
Bevorratung ist eine differenzierte: In den Schulen selbst gibt es keine
Bevorratung, sehr wohl aber in den Kinderbetreuungseinrichtungen, in den Horten
und ähnlichen Einrichtungen. Ob dies in hinreichendem Ausmaß der Fall ist, ist
gleichfalls Gegenstand einer entsprechenden Überprüfung.
Ich möchte hier
zentral vermitteln und sagen: Ich gehe zwar nicht davon aus, dass alles so
perfekt ist, wie wir uns das wünschen, aber erstens einmal sind
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