Gemeinderat,
37. Sitzung vom 19.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 95 von 98
tatsächlich zu beantworten, denn es klingt gänzlich absurd. (Amtsf StR Dr Sepp Rieder: Das ist ja schon
im Finanzausschuss eingehend diskutiert worden!) Herr StR Rieder, wenn es
so ist, wie es im Finanzausschuss erläutert wurde, dass die durchschnittliche
Verzinsung der Schulden der Stadt Wien zwischen 0,4 und 0,6 Prozent liegt
– ich glaube, diesen Prozentsatz hat der Kollege Neidinger genannt –, warum
nimmt dann die Stadt Wien – jetzt wirklich überspitzt formuliert – nicht
Kredite zu eben diesen Konditionen auf und legt sie mit 2,5 Prozent
verzinst irgendwo hin. Da hätten wir einen Supergewinn. Oder ist es vielleicht
doch nicht so, dass es so risikolos ist? Ist es vielleicht deshalb so, dass der
Zinssatz so niedrig ist, weil es sich um Fremdwährungskredite handelt, weil sich
momentan das Verhältnis Euro zu Schweizer Franken größtenteils sehr günstig für
die Stadt Wien entwickelt hat, aber nicht abzusehen ist, wie diese Entwicklung
bis 2019 aussieht?
Aber wenn das der Fall ist, dann ist die Anmerkung
unsere Verschuldenszinsen sind so günstig, dass es sich auszahlt, jetzt die
128 Millionen EUR stehen zu lassen und nicht zurückzuzahlen, absurd.
Denn wir können beide nicht die zukünftige Prognose irgendwie vorhersehen, und
in dem Sinn ist dann Handeln und Nichthandeln ein und dasselbe. Das Risiko
bleibt immer das gleiche. Wenn sich das Verhältnis Euro zu Schweizer Franken
wieder von 1,55 auf 1,49 revidiert, dann nützen uns die Zinsen von
0,5 Prozent überhaupt nichts, denn der gesamte Kredit wird schlagartig um
6 Prozent teurer.
Daher noch einmal mein dringliches Ersuchen: Meine
sehr geehrten Damen und Herren, stimmen Sie dieser Änderung des bestehenden
Darlehensvertrages nicht zu! Im Interesse Wiens. Ich glaube, es ist nicht sehr
schwer, meiner Argumentation zu folgen, dass es darum geht, der Stadt Wien
liquide Mittel zu sichern und nicht auf Risiko zu warten: Wie entwickelt sich
der Finanzmarkt bis 2019? War das eine gute Geschichte oder nicht? Und das
angesichts der Tatsache, dass es heutzutage wirklich jedem möglich ist, Geld
besser zu veranlagen als in dieser risikobehafteten Darlehensfinanzierung.
Zweiter Punkt: Wenn schon die Stadt Wien im Wege der
Stadtentwicklungs-Holding davon profitiert, dann wäre es nur angemessen, diese
finanziellen Mittel dem Budget der Stadt Wien zukommen zu lassen, denn
letztendlich war es die Stadt Wien, die für das gesamte Projekt im Rahmen des
Darlehens das Risiko getragen hat. Das Risiko der Stadtentwicklungs-Holding,
der Bank Austria, der Raika, der Wiener Städtischen war verhältnismäßig gering,
ein Fünftel der gesamten Summe im Großen und Ganzen, das Hauptrisiko, falls
irgendetwas schief geht, hat die Stadt Wien getragen.
Jetzt nach dem Verkauf liegt das Risiko nur mehr bei
der Stadt Wien. Beim besten Willen sehe ich das nicht anders. Denn ob ein deutscher
Immobilienfonds mit dieser neuen Immobilie Gewinne macht oder nicht, ist mir
herzlich egal. Wenn dieser Immobilienfonds aber seine Gewinne nicht so macht,
wie er es sich vorstellt und möglicherweise deshalb auch Schwierigkeiten
bekommt, das aushaftende Darlehen zu bedienen – wer zahlt drauf? Nicht die
Stadtentwicklungs-Holding GmbH, nicht die Bank Austria, auch nicht die Raika,
auch nicht die Wiener Städtische, die Stadt Wien zahl drauf.
Daher: Packen wir die Gelegenheit beim Schopf! Nehmen
wir die 128 Millionen EUR, nehmen wir damit in Kauf, dass sich der
Anteil der Wiener Stadtentwicklungs-Holding von 16 Millionen EUR
wahrscheinlich auf 13 Millionen EUR reduziert oder verhandeln wir
zumindest mit den Banken darüber, dass sie eine finanzielle Gegenleistung dafür
erbringen, dass die Stadt Wien den Kredit stehen lässt. Auch dann hätte die
Stadt Wien Möglichkeiten zu investieren, etwa in den Pflichtschulbereich, etwa
in den Bereich Menschen mit Behinderung, dann hätte die Stadt Wien problemlos
für heuer und für das Folgejahr eine Inflationsabgeltung erreichen können.
Nehmen wir diese Möglichkeit in die Hand! Packen wir diese Möglichkeit beim
Schopf!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn Sie heute diesem
Vertrag zustimmen, dann stimmen Sie vielleicht zu, dass in Zukunft die Bank
Austria und auch die anderen Erwähnten der Sozialdemokratie sehr wohl gesonnen
gegenüberstehen, insbesondere wenn es um Inserate und die Subvention von
Parteiveranstaltungen geht, Sie handeln aber keinesfalls im Interesse Wiens.
Sie gehen grob fahrlässig mit den finanziellen Mitteln der Stadt Wien um, und
das lehnen wir ab. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Nun zu einem anderen Punkt. Der Kollege Strobl hat mich
gebeten, damit ich mich nicht noch einmal zu Wort melde, meine Anmerkungen zum
3. periodischen Überschreitungsbericht doch gleich jetzt anzubringen. Das
erlaube ich mir jetzt noch ganz geschwind zu machen. Da geht es um die
Kenntnisnahme des 3. periodischen Überschreitungsberichtes, und wir haben
das im Finanzausschuss eifrig diskutiert. Es hat sich aus der Antwort der
zuständigen Magistratsabteilung mittlerweile herausgestellt, dass ich Recht
gehabt habe, dass der periodische Überschreitungsbericht mit Fehlern behaftet
war, zumindest mit einem in der Höhe von 510 000 EUR. Auch nicht
wirklich ein Klacks.
Dieser Bericht ist bislang noch nicht richtiggestellt
worden. Wir werden daher den Bericht ablehnen müssen, denn es ist ja vollkommen
absurd, etwas offensichtlich Falsches, das außer mir auch dem Herrn Stadtrat
und dem Finanzausschussvorsitzenden mitgeteilt wurde, in einer Kenntnisnahme
als richtig zur Kenntnis zu nehmen. – Ich danke Ihnen sehr. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Zu Wort ist niemand gemeldet. Die
Debatte ist geschlossen.
Bitte, Herr Berichterstatter.
Berichterstatter GR Franz Ekkamp: Herr Vorsitzender! Geschätzte Damen
und Herren!
Ich werde es kurz machen, denn auf jeden einzelnen
Punkt hier einzugehen, das würde zu so später Stunde, noch dazu vor
Weihnachten, auch nichts bringen. Ich glaube, die Argumente würden nicht
aufgenommen werden.
Ich will auch die Rechenkünste des Debattenredners gar nicht
anzweifeln, aber das grüne DKT-Spiel ist,
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