Gemeinderat,
37. Sitzung vom 19.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 91 von 98
Hand. – Das ist mehrstimmig, ohne die GRÜNEN, so angenommen.
Postnummer 176. Sie betrifft das
Plandokument 7444 im 22. Bezirk Kat Gemeinde Kagran.
Keine Wortmeldung.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der
Hand. – Das ist mehrstimmig, ohne die Freiheitlichen, so angenommen.
Postnummer 208. Sie betrifft das
Plandokument 7367 im 5. Bezirk, KatG Margareten.
Hier liegt eine Wortmeldung vor.
Ich darf den Berichterstatter, Herrn GR Valentin,
bitten. Herr Mag Neuhuber ist schon in Position.
Berichterstatter GR Erich Valentin: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich
ersuche um Zustimmung.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Bitte, Herr Mag Neuhuber. (GR Mag
Christoph Chorherr: Wo ist die Krawatte!)
GR
Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Jetzt bin ich natürlich beschämt, weil der Kollege Chorherr heute mit fescher
Krawatte da ist. Ich gratuliere ihm dazu.
Herr
Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Es
geht aber weniger um die Krawatte als vielmehr um die Neufestsetzung eines
Flächenwidmungsplanes in Margareten. Ich wollte dieses Geschäftsstück einmal
zum Anlass nehmen, um aufzuzeigen, wie die Widmungen im Ressort des Herrn
Stadtrates mitunter wirtschaftsfeindlich sind. Das ist nämlich wirklich ein
gutes Beispiel.
Von
diesem Gebiet, das wir jetzt neu widmen, ist unter anderem auch die
Nikolsdorfer Gasse betroffen. Wer diese Gegend ein bisschen kennt, der weiß,
dass das dort wirklich im wahrsten Sinne des Wortes noch ein gemischt genutztes
Gebiet gewesen ist oder noch immer ist, natürlich mit Wohnungen, mit Büros,
aber auch noch mit einigen innerstädtischen Gewerbebetrieben, zum Teil
Traditionsbetrieben. Sehr viele haben wir ja nicht mehr. Es wandern immer mehr
an den Stadtrand ab. Dort gibt es zwei sehr prominente Betriebe, einen
Steinmetzbetrieb und ein Autohaus, und da müssen wir froh sein, dass wir die
überhaupt noch in der Stadt haben.
Bei
der Neufestsetzung dieses Flächenwidmungsplanes, den Sie wahrscheinlich heute
mit Mehrheit beschließen werden, wird auf Grund einer Rücknahme der
Bebauungsmöglichkeit im Hofbereich besonders das Autohaus – ich erspare Ihnen
jetzt auf Grund der fortgeschrittenen Zeit die Details – in seinen
Expansionsmöglichkeiten dramatisch eingeschränkt. Was lernen wir daraus, meine
Damen und Herren? Das Autohaus hat während der öffentlichen Auflage – genauso
natürlich wie auch die Interessenvertretung – massiv gegen diese Rückwidmung
und diese Einschränkung protestiert – das kann man im Akt ja wunderbar
nachlesen –, es hat auch eine Reihe von darüber hinausgehenden Gesprächen auf
informeller Ebene gegeben, und es wurde mir eigentlich sowohl auf politischer
Seite als auch von allen Beamten dieses Hauses immer gesagt: Natürlich wollen
wir keinen Gewerbetrieb vertreiben, auch dieses Autohaus nicht. Ganz im
Gegenteil, die sind uns sehr willkommen. Und dann kam immer als Nachsatz: Na
ja, und wenn wir es jetzt nicht mit der Flächenwidmung machen, einen § 69
werden sie schon bekommen, wenn sie ihn brauchen.
Was
lernen wir jetzt daraus, meine Damen und Herren? Offensichtlich wird der
§ 69 in zunehmendem Maße zu einer Art Lehenssystem für Bezirksvorsteher.
Die können dann nach Gutdünken, wenn vorher bei der Widmung irgendetwas
passiert ist, das wieder reparieren. Man will das nicht jetzt schon im
Plandokument reparieren. Das wäre nämlich eigentlich die vernünftigste Variante
gewesen, nach der öffentlichen Auflage zu sagen: Okay, da werden
Gewerbebetriebe benachteiligt. Das ist vielleicht nicht so vernünftig. Nehmen
wir das wieder zurück. – Nein! Man sagt, wir lassen es, aber vielleicht, wenn
sich der Betrieb respektive dessen Geschäftsführer brav benimmt, dann hat er
die Chance, vom Bezirksvorsteher im Rahmen eines § 69 doch noch eine
Ausnahme zu bekommen, und er kann seine Expansion ungehindert vornehmen.
Das
ist eine ganz neue Qualität der Planungspolitik, die wir jetzt da beim Autohaus
John sehen, aber auch schon bei einigen anderen Plandokumenten.
Also
wir lernen: Es ist wieder einmal eine wirtschaftfeindliche Widmung.
Wir
lernen: Die Sozialdemokratie versucht, das im Sinne eines Lehenssystems oder
Ich-gebe-dir-etwas-wenn-du-dich-brav-benimmst-Systems im Bezirk zu regeln und nicht
hier im Gemeinderat.
Und
wir lernen letzten Endes als Drittes noch – und das haben wir ja schon oft
genug im Planungsressort diskutiert –, dass wir über den § 69 nachdenken
müssen. Was soll der können und was soll der dürfen? Das ist wieder einmal ein
Beispiel, das wir den, glaube ich, neu zu definieren haben.
So,
meine Damen und Herren, werden wir jedenfalls nicht verhindern können, dass
immer mehr Gewerbebetriebe aus Wien ins Umland abwandern. Ganz im Gegenteil.
Ich bin fast versucht zu sagen, mit diesen Methoden ekeln wir sie hinaus.
Deshalb wird meine Fraktion diesem Geschäftsstück natürlich auch nicht
zustimmen. (Beifall bei der ÖVP)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Ich danke schön. – Die Debatte ist
geschlossen.
Herr
Berichterstatter, bitte.
Berichterstatter GR Erich Valentin: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wenn
ich mich jetzt an die Fakten des Geschäftsstückes halte und auch an die
Beratungen, die wir gerade auch über diese Fragen intensiv im Planungsausschuss
gehabt haben, so kann ich weder die Wahrnehmungen des Kollegen Vorredners noch
seine Schlussfolgerungen daraus teilen.
Zum
Ersten ist die hier vorliegende Widmung im hohen Maße bestandsorientiert
durchgeführt worden. Es ist das ein Gebiet mit rund 3 900 Einwohnern,
wo eine
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