Gemeinderat,
37. Sitzung vom 19.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 98
den Rost gefallen sind.
Das kann es nicht sein! Daher bin ich dem
Rechnungshof dankbar, dass er das so aufgezeigt hat, denn ich hoffe, dass das
in Zukunft anders wird. Herr StR Faymann, Sie unterhalten sich den ganzen
Nachmittag wirklich sehr schön, aber ich sehe es ein, es ist Weihnachten und
man muss sich von allen Kollegen verabschieden. Sie hören aber immer mit dem
zweiten Ohr zu, wie ich weiß. (Amtsf StR Werner Faymann: Schauen Sie zu
Ihren Kollegen, wie viele da sind?) Es geht nicht da ums Dasein, Herr
Kollege Faymann, denn schlussendlich ist das Ihr Ressort, aber Sie kennen das
wahrscheinlich eh auswendig und werden schon die Konsequenzen ziehen. Wir
werden uns das dann auch anschauen, Herr Stadtrat.
Meine Damen und Herren! Der U-Bahn-Bau in Wien – das
stellen wir bereits seit Jahren fest – ist der teuerste in Europa überhaupt,
denn, Herr Stadtrat, Herr Bürgermeister und alle damit befassten Stadträte –
den Herr Finanzstadtrat müsste das auch interessieren –, der U-Bahn-Kilometer
kostet in Wien durchschnittlich – und das haben wir schon lange nachgewiesen –
93 Millionen EUR und in München zum Beispiel 52,25 Millionen
EUR. Jetzt kommt immer das Argument, in Wien sind die Stationen dabei, ist der
Wagenpark dabei, wir haben so viele Stationen und und und. Das stimmt in
Wirklichkeit alles nicht, denn 27 Prozent unserer U-Bahnen und unserer
Bauten basieren auf vorhandener Infrastruktur, die teilweise noch aus der
Kaiserzeit stammt.
Meine Damen und Herren! Wieso man dann in Wien
trotzdem 93 Millionen EUR pro Kilometer und in München
52 Millionen EUR ausgibt, ist mir ein Rätsel. Wenn ich allerdings den
Rechnungshofbericht und viele Kontrollamtsberichte der letzten Jahre durchlese,
ist mir das überhaupt kein Rätsel mehr. Sie gehen mit Steuergeldern vor allem
beim U-Bahn-Bau recht sorglos um, und ich hoffe, Herr Stadtrat, das wird sich mit
Ihnen jetzt ein wenig ändern. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die
Rednerliste ist erschöpft.
Der Herr Präsident des Rechnungshofes hat nun das
Wort. – Bitte schön.
Rechnungshofpräsident Dr Franz Fiedler:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Mitglieder des Stadtsenates!
Hoher Gemeinderat!
Ich möchte eingangs meiner Freude darüber Ausdruck
verleihen, dass mir die Möglichkeit geboten wurde, wieder einmal mit Ihnen
gemeinsam Berichte des Rechnungshofes zu besprechen, und ich freue mich deshalb
ganz besonders darüber, weil darin sinnfällig die Verbundenheit zwischen dem
Wiener Gemeinderat und dem Rechnungshof, der Organ des Wiener Gemeinderates
ist, zum Ausdruck gebracht wird.
Ich möchte auch meiner Genugtuung darüber Ausdruck
verleihen, dass meine Vorredner sich für diese Berichte bedankt und dem
Rechnungshof auch den Dank sehr deutlich ausgesprochen haben. Ich kann Ihnen
versichern, ich werde diesen Dank an jene weiterleiten, die den Hauptanteil
dazu beigetragen haben, dass diese Berichte zustande gekommen sind, nämlich an
die Prüfer des Rechnungshofes. Sie werden sich sicherlich auch darüber freuen,
dass der Wiener Gemeinderat ihre Berichte in diesem Sinne so positiv
aufgenommen hat. (Allgemeiner Beifall.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es stehen heute
drei Berichte des Rechnungshofes zur Behandlung, und ich darf um Verständnis
ersuchen, dass es nicht sinnvoll wäre und auch jeden zeitlichen Rahmen sprengen
würde, wenn ich auf alle diese drei Berichte und noch auf die einzelnen Punkte
dieser Berichte eingehen wollte. Lassen Sie mich daher ein Thema etwas
ausführlicher behandeln, ein Thema, das stets aktuell ist und das auch von
Bedeutung ist, nicht nur für Wien übrigens, sondern für alle Bundesländer und
auch für den Bund. Es handelt sich dabei um die Besoldung der Landeslehrer, die
im Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes über das Jahr 2002, der heute auch
mit zur Behandlung steht, enthalten ist.
Ich möchte aber gleich vorausschicken: Ich werde nicht
auf die konkrete Situation der Auseinandersetzungen zwischen Wien und dem Bund
eingehen, und zwar aus mehreren Gründen nicht. Erstens einmal ist es meiner
Ansicht nach eine rechtliche Frage, die hier vorrangig im Raum steht, und es
ist nicht unbedingt Aufgabe des Rechnungshofes, sich mit ausschließlichen
Rechtsfragen auseinander zu setzen, auf der anderen Seite – was vielleicht noch
bedeutsamer ist – hat der Rechnungshof diesen Vorgang, der nunmehr zu dieser
Kontroverse geführt hat, nicht geprüft, und was der Rechnungshof nicht geprüft
hat, dazu nimmt er auch nicht Stellung und dazu gibt er schon gar keine
Empfehlungen ab. Ich möchte mich daher auf Grundsätzliches beschränken, so wie
dies auch im Tätigkeitsbericht über das Jahr 2002 zum Ausdruck kommt.
Das
Grundproblem der Besoldung der Landeslehrer liegt darin, dass der Aufwand
sowohl für die aktiven Landeslehrer als auch für die Pensionen vom Bund
getragen wird, die Verfügungsgewalt und der Einsatz dieser Landeslehrer
hingegen im Wesentlichen den Ländern zukommt. Um sich zu veranschaulichen, in
welcher Größenordnung sich dies abspielt: Im Jahre 2002 hat der Bund dafür
3,5 Milliarden EUR aufgebracht. Wenn man nur den Aktivitätsaufwand
für die Lehrer an allgemein bildenden Pflichtschulen heranzieht, dann waren es
im Jahre 2002 rund 2,6 Milliarden EUR. Zum Vergleich im Übrigen: Im
Jahre 1981 war es lediglich eine Milliarde EUR. Das bedeutet einen realen
Anstieg – ich betone, einen realen Anstieg, also unter Berücksichtigung der
Inflationsrate – von rund 27 Prozent, was einigermaßen beachtlich ist.
Die Schülerzahlen der allgemein bildenden Pflichtschulen in
Österreich haben in den rund letzten 20 Jahren eine differenzierte
Entwicklung durchgemacht. Während im Zeitraum 1980 bis 1990 eine Senkung der
Schülerzahlen zu verzeichnen war, und zwar von 831 000 auf
647 000 – immerhin beachtlich, rund 20 Prozent –, kam es im Zeitraum
von 1990 bis 2000 wiederum zu einem Anstieg von 648 000 auf
690 000 Schüler, also
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