Gemeinderat,
37. Sitzung vom 19.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 84 von 98
Und wenn sich die nicht geändert hätten, wären die
Ergebnisse wahrscheinlich wesentlich besser. Man muss auch dazu sagen, dass
sich diese Vergabebestimmungen noch immer laufend ändern, es ist ja kein
abgeschlossener Prozess, sondern das geht ja weiter. Das sollte man auch in die
Überlegungen mit einbeziehen. Und tatsächlich sind das natürlich wahnsinnig
komplizierte Verfahren, die halt auch Fehler begünstigen.
Ich sehe das auch persönlich, ich bekomme alle
14 Tage, 3 Wochen eine Einladung zu irgendeinem Seminar über alle
Aspekte von Vergaben, von der Auftragsausschreibung bis zur Beschreibung der
Leistung, bis hin zu Vergaben. Es gibt ununterbrochen Seminare, was für mich
ein gutes Indiz dafür ist, dass eben das Ganze eine äußerst komplizierte
Angelegenheit ist und eben immer wieder zusätzlicher Schulung bedarf.
Eine Vereinfachung dieser Materien, die wird es nicht
geben. Die kann man sich vom Christkind wünschen, aber das wird meines
Erachtens nicht möglich sein. Und Wien als Wirtschaftsmotor Österreichs steht
natürlich immer im Mittelpunkt des Interesses bei all diesen Dingen, ob es
Ausschreibungen sind oder etwas anderes.
Ich frage jetzt nicht, wie die Gemeinden in den
Bundesländern agieren, wo zufälligerweise fast nur ortsansässige Unternehmen
zum Zug kommen, ob jetzt ausgeschrieben ist oder nicht. In der Großstadt steht
das natürlich wesentlich mehr im Mittelpunkt des Interesses, aber wie das also
bei kleineren Gemeinden ist und wie dort die Bestimmungen eingehalten werden,
ist aber auch sehr interessant. (GR Günter Kenesei: Die bauen keine U-Bahn!)
Das war jetzt ein guter Zwischenruf, der war unheimlich. Bitte, ich werde
weitergehen. (GR Mag Christoph Chorherr: Bei ihm gibt es nur gute
Zwischenrufe!) Ja.
Zu den Wortmeldungen der ÖVP und der FPÖ muss ich
schon sagen, wenn man sich da herstellt und was kritisiert, gut. Aber
vielleicht erinnern Sie sich daran, nicht dass kritisiert wird, sondern wie man
auf der einen Seite kritisiert und andere Dinge verteidigt. Dann muss ich aber
sagen, dann sollten sich die FPÖ- und ÖVP-Mandatare auch überlegen, wie
eigentlich Ausschreibungen auf anderer Ebene, auf noch höherer Ebene,
durchgeführt werden. Ich erinnere an die Farce einer Ausschreibung der
Abfangjäger. Das war ja in Wirklichkeit überhaupt keine Ausschreibung, das war
ja ein besserer Witz und trotz dieses Dralls, der da schon drinnen war, ist
dann natürlich doch der Teuerste genommen worden, ein Gerät, das halt in der
Früh nicht fliegen kann, weil es da kalt ist und das Gerät auf der Piste
rutscht und der Motor nicht anspringt.
Also, solche Beschaffungen gibt es auch. Und ich muss
aber sagen, da hat es dann während des Verfahrens Änderungen des
Leistungsumfanges gegeben, dann sind irgendwelche Gegengeschäfte erfunden
worden, die es nicht gibt und die es auch nie geben wird, nur um zu einer
einigermaßen plausiblen Kostenberechnung zu kommen, die hinten und vorne
natürlich nicht stimmt. Also, wenn man sich da herstellt und auf Wien mit dem
Finger zeigt, dann sollte man bedenken, dass es solche Dinge auch gibt, und sie
zumindest nicht verteidigen.
Ich fasse zusammen. Hinweise des Rechnungshofes, aber
auch natürlich auch des Kontrollamts der Stadt Wien, sind äußerst wichtig, um
Verbesserungen zu initiieren. Deshalb soll auch die gute Zusammenarbeit mit dem
Rechnungshof aufrecht bleiben und erfolgreich sein. Bei dieser Gelegenheit
möchte ich den Dank der sozialdemokratischen Fraktion an den Herrn Präsidenten
Fiedler mit den besten Wünschen übermitteln. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr Dr Madejski gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Präsident! Herr
Berichterstatter! Herr Stadtrat!
Wenn man Kollegen Maurer so zugehört hat, dann weiß
man nicht, ob er den Rechnungshofbericht wirklich gelesen hat, aber er hat
natürlich den sozialdemokratischen Reflex gehabt, sofort auf die
Bundesregierung los zu gehen, von Kleingemeinden zu reden was dort in der
Ausschreibung steht, und hat gemeint, die Opposition sehe das alles nur
negativ.
Ich will das heute ein bisschen positiver anlegen.
Ich möchte positiv über die U-Bahn reden. So ist hier als Ergebnis zu
vermerken, dass der Schaden in den letzten drei, vier Jahren geringer geworden
ist als er vor 10 Jahren war, aber nur, weil weniger gebaut worden ist.
Aber immerhin ist das ein positiver Ansatz. Der Schaden, den die SPÖ
beziehungsweise die ausschreibenden Stellen gemacht haben, hält sich in
Grenzen.
Allerdings ist wirklich bedenklich, was hier der
Rechnungshof über die U3-Ost feststellt. Und zwar feststellt auch immer in der
Schlussbemerkung, weil ja die WIENER LINIEN bei jedem Vorwurf und jedem Vorhalt
natürlich geantwortet haben. Und in den meisten Fällen, wenn man das genau
durchliest, hat der Rechnungshof ja dann bei seiner Schlussbemerkung immer
gesagt, er kann dem nicht folgen, er muss dagegen etwas sagen, beziehungsweise
schließt sich der Meinung der WIENER LINIEN nicht an.
Beginnen wir bei der planerischen Leistung der U3
Ost. Die wurde nicht ausgeschrieben, sondern es wurde dann einfach an
Zivilingenieure jeder der einzelnen vier Bauabschnitte vergeben, und die
Sondervereinbarung U-Bahn mit der Bundesarchitekten- und Ingenieurkammer hat
die Finanzierung der Honorare geregelt.
Der Rechnungshof stellt
richtigerweise fest, dass es bereits ab Jänner 1993 eine ÖNORM gegeben hat, die
ÖNORM 250, beziehungsweise die Europäische Union schon ein Jahr vorher eine
Dienstleistungsvergaberichtlinie erlassen hat. Daher wäre es sehr wohl möglich
gewesen, auch in Wien nach diesen beiden Möglichkeiten auszuschreiben. Es ist
nicht nachweisbar, ob es billiger gewesen wäre oder nicht, aber ein kleiner
bitterer Beigeschmack bleibt trotzdem, dass man das – es handelt sich immerhin
um 200 Millionen S, die da vergeben worden sind – so locker
freihändig vergeben hat.
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