Gemeinderat,
37. Sitzung vom 19.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 98
wird und man immer – wie das der Herr GR Wagner getan hat -
argumentiert, dass die Gewerkschaft nicht tätig werden konnte, weil es sich
nicht um gemeindeeigene Vereinigungen handelt. (GRin Mag Sonja Ramskogler: Falsche Vermutung!) So wurde es mir
dargestellt und auch in der Behindertenkommission dargelegt. Wenn Sie sagen,
dass ich da falsch informiert bin, dann nehme ich das zur Kenntnis. Ich werde
das für mich noch einmal überprüfen.
Faktum ist aber, dass man mit der Erhöhung nicht
auskommt. Wir haben in der Behindertenkommission auch eine Resolution der
betroffenen Trägervereine auf dem Tisch gehabt und es wurde dort breiter
diskutiert. Jetzt kann man hundert Mal sagen, sie haben keine Gewerkschaft, die
sich für sie eingesetzt hat und im Kollektivvertrag ist etwas anderes
ausgemacht, aber wir sollten in der Verantwortung, in der wir uns befinden,
darauf schauen, dass diese Trägervereine die Inflationsabgeltung, die ihnen
zusteht und die sie brauchen, trotzdem bekommen. Das wurde heute mehrmals
gesagt. Es wurde festgehalten, dass – das hat auch der Sprecher eines Vereins
in der Behindertenkommission gesagt – die Vereine vor der Existenzgefährdung
stehen. Diese Existenzgefährdung ist greifbar. Da bringt es nichts, das Ganze
in die Länge zu ziehen. Wir können heute eine Entscheidung treffen, von der die
Vereine auch leben können. In dieser Verantwortung stehen wir und die sollten
Sie heute auch nützen. Sie sollten sie nützen. Man braucht jetzt nicht so zu
tun, als könnte man das im nächsten Jahr irgendwann einmal einschieben. Heute
ist die Chance dafür da und gerade vor Weihnachten und im Jahr der Behinderten
sollten wir diese Chance auch leben!
Wir haben leider Gottes viele Bereiche im Jahr der
Behinderten in dieser Stadt verabsäumt. Ein Beispiel ist der Behindertenanwalt,
den wir vor über einem Jahr gefordert haben. Dieser wäre jetzt notwendig
gewesen. Gerade in so einer Situation hätte ein Wiener Behindertenanwalt für
die Rechte der Betroffenen und Trägervereine eintreten können, damit deren
Rechte gewahrt sind. (GRin Mag Sonja
Ramskogler: Interessenvertretungen!) Ich sage, der Behindertenanwalt ist
wichtiger denn je für diese Stadt, wenn ich mir diese Vorgangsweisen ansehe.
Wir brauchen einen Behindertenanwalt, der weisungsungebunden und
parteiunabhängig agieren kann.
Was für die Kinder und Jugendlichen möglich ist,
verstehe ich nicht, dass Sie das den Behinderten nicht zusprechen wollen. Sind
Behinderte doch anders? (GRin Mag Sonja
Ramskogler: Nein!) Nein! Behinderte sind Menschen wie wir alle. Wir haben
immer von der Gleichstellung gesprochen. Wenn wir von Gleichstellung sprechen,
dann ermöglichen Sie bitte auch die Gleichstellung im Bereich eines
Behindertenanwalts. Das sollte ein Weg und am Ende des Jahres der Menschen mit
Behinderungen auch ein Denkanstoß sein, dass wir leider Gottes in vielen
Bereichen säumig geblieben sind und dass wir diese Nachlässigkeit eigentlich
ausmerzen sollten, indem Sie endlich den Wiener Behindertenanwalt mit uns
gemeinsam in dieser Stadt installieren. (GR
Kurt Wagner: Das wollen die Organisationen selber nicht!)
Wir wissen schon, wenn sich die Organisationen
kritisch äußern, dann müssen sie Angst haben, dass sie von Ihnen gänzlich
fallengelassen werden! Das ist das Grundproblem in dieser Stadt. (GR Kurt
Wagner: Nein, überhaupt nicht!) Wenn irgendwo aufgemuckt wird und es eine
Majestätsbeleidigung gegen die große absolute sozialistische Stadtregierung
gibt, muss man aufpassen, dass man nicht im Regen stehen gelassen wird! (GR
Kurt Wagner: Sie behaupten unwahre Dinge!) Deshalb verstehe ich, warum die
Interessenvereinigung und viele andere so vorsichtig sind und nur hinter
vorgehaltener Hand sagen: "Herr Strache, da haben Sie Recht gehabt."
Offen traut man sich oftmals nicht, weil man weiß, dass man letztlich sehr
aufpassen muss, was man in dieser Stadt sagt und ob man sich trauen kann,
offene Worte zu finden, weil man Angst hat, dass man dann von einer Absoluten
in dieser Stadt anders und nicht fair behandelt wird! Das gehört auch einmal
ausgesprochen. (GR Kurt Wagner: Da habe
ich aber eine andere Gesprächskultur, weil mir sagen sie das schon!)
Ich möchte mich gar nicht mehr verbreitern, weil für
heute ist alles gesagt. Ich finde es als Zumutung und dieser Zumutung können
wir nicht zustimmen! Wenn Sie die Anliegen der Trägervereine ernstnehmen, dann
stimmen Sie den Anträgen der Opposition heute zu! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Ramskogler. Ich erteile ihr das
Wort.
GRin Mag Sonja Ramskogler (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine sehr verehrten Damen
und Herren! (Während der Rede der GRin Mag Sonja Ramskogler halten sieben
Besucher auf der Galerie gelbe beziehungsweise grüne Zettel im Format A4 mit
folgenden Texten in die Höhe: "Nehmen Sie behinderten WienerInnen nichts
weg", "Beamte: 2,1 %, BehindertenbetreuerInnen: 0,3 %
???", "Bitte korrigieren Sie einen Fehler!", "Nicht noch
eine Wunde!".)
Ich möchte von dieser Stelle aus festhalten, dass im
Vordergrund der Mensch mit der Behinderung und seine Möglichkeit, ohne
Barrieren ein so genanntes ganz normales Leben mit einer notwendigen
Unterstützung führen zu können, steht. Keine Frage. Dafür steht auch die Wiener
Sozialdemokratie. Das ist auch keine Frage. Ich sehe das heute als ein sehr
wichtiges Thema an und denke mir, dass es hier keinen Platz gibt, zu
polemisieren oder irgendwelche Vergleiche zu ziehen. Dazu ist dieses Thema und
sind uns die Menschen, deren Schicksal es betrifft, zu ernst, denn meiner
Ansicht nach und auch der Ansicht meiner Fraktion nach geht es darum, dass wir
gemeinsam – genau das ist auch das Thema – für die Behinderten der Stadt
eintreten und dementsprechend darauf schauen, dass es die notwendige
Unterstützung gibt.
Ich möchte auch diese wichtige Arbeit der Trägervereine als
Partnerschaftsorganisationen mit den
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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