Gemeinderat,
37. Sitzung vom 19.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 98
musste: Es hat eine Pressekonferenz der Vereine gegeben. Es
hat zu Beginn dieser Woche in der Kälte vor dem Rathaus eine Demonstration
gegeben, wo behinderte Menschen und auch ihre BetreuerInnen vor unseren Toren
gestanden sind und geschrieen und gepfiffen haben und Transparente gehalten
haben und letztendlich um nichts anderes ersucht haben als um eine - bitte ich
meine, das ist unfassbar - Inflationsabgeltung in angemessenem Ausmaß! Man
glaubt es ja nicht! Das ist ein Wahnsinn, dass es so weit kommen muss.
Es hat einen wirklich sehr beeindruckenden Appell in
der Behindertenkommission gegeben, wo VertreterInnen der Vereine gekommen sind und
auch mit Mandatarinnen und Mandataren des Hauses gesprochen haben und die
Situation auch eindrucksvoll geschildert haben. Es hat Briefe gegeben, die die
meisten von Ihnen schon bekommen haben und die das alles sehr gut erklären. Und
es hat last but not least auch einen letzten Appellbrief an den Herrn
Bürgermeister gegeben, der sozusagen versucht, irgendwie zu erreichen, dass es
hier zu einem Umdenken kommt. Wissen Sie, das Traurige ist, dass das in diesem
Jahr der Menschen mit Behinderungen nicht der einzige Fall von
Nichtkommunikation ist. Ähnliches hat sich auf dem Gebiet der
Arbeitsgemeinschaft Wohnplätze zugetragen, wo jetzt eine Zusage da ist, dass
man sich im nächsten Jahr zusammen setzen möchte, um zu überlegen, wie die
Projekte hier weitergeführt werden können, obwohl man übrigens wusste, dass das
Programm heuer ausläuft. Das heißt, heuer wäre das Jahr gewesen, um sich
zusammen zu setzen und um zu überlegen, wie es weitergeht, damit es
zwischenzeitlich eben nicht zu einem Stopp kommt. Ähnliches hat sich, wie
gesagt, auch auf dem Gebiet der Rücknahmen zugesagter Kontingente abgespielt.
Nachdem das aufgedeckt wurde, kam es zwar zu einer Rücknahme der Rücknahme,
aber nichts desto trotz ist auch das nicht unbedingt ein Zeugnis von
richtungsweisenden Verhaltensweisen in diesem EU-Jahr der Menschen mit
Behinderungen.
Ähnliches und noch Schlimmeres spielt sich nach wie
vor im Bereich der Fahrtendienste ab, wo es nach wie vor seit einem Jahr keine
Verträge gibt, wo zwei Ausschreibungen verknackst worden sind und wo auch die
Mittel für den Freizeitfahrtendienst für das nächste Jahr mehr als halbiert
wurden.
Außerdem hat es in diesem „Jahr des Miteinander“ kaum
Information über den Fonds „Soziales Wien“ gegeben. Eine Information, die
durchaus dringend benötigt wurde, weil es ja immerhin um die Zukunft all dieser
Trägereinrichtungen geht und auch um nicht unwichtige Fragen im Zusammenhang
mit der Betreuung von behinderten Menschen in dieser Stadt.
Was es auch dieses ganze Jahr lang nicht gegeben hat
ist eine Ansprechpartnerin, eine politische Ansprechpartnerin für all diese
Vereine und Einrichtungen, die auch Kompetenzen hat. Eine politische
Ansprechpartnerin, die auch auf der Regierungsbank sitzt, denn offenbar... (GRin
Mag Sonja Ramskogler: Na das stimmt ja nicht!) Ich weiß schon, dass Sie mir
sagen werden, es stimmt nicht. Sie werden sicher Gespräche geführt haben. Frau
Stubenvoll, die ich sehr schätze, wird Gespräche geführt haben. Herr Wagner hat
Gespräche geführt. (GRin Mag Sonja Ramskogler: Ja!) Ja ja, ich komm’ ja
schon noch dazu! Aber der Unterschied ist nur, sehen Sie, Sie sind keine
Stadträtin, Sie sind bedauerlicherweise für diesen Bereich auch keine
Stadträtin, Sie sind kein Stadtrat. Seitens der Stadträtinnen, seitens
derjenigen, die das in der Hand haben, seitens derjenigen, die auch Zusagen
machen können, die verhandeln können, wo es auch zu Entscheidungen kommen kann,
hat es nun einmal keine Ansprechperson gegeben, denn ich muss feststellen, dass
sich Frau VBgmin Laska offenbar nicht mehr zuständig gefühlt hat und sich Frau
StRin Pittermann noch nicht zuständig gefühlt hat und so hat man die Vereine
halt einfach ein Jahr lang schwimmen lassen. Und das ist ein Wahnsinn, wie
gesagt, vor allem, wenn man sich gerade für dieses Jahr dieses Motto gegeben
hat!
Also das Fazit ist ganz einfach: Sie haben gerade in
diesem Jahr Vereinen und behinderten Menschen große Verletzungen zugefügt. Ich
bedaure auch sehr, dass es nicht ausgereicht hat, dass Sie teilweise sehr
engagiert waren - also Frau Stubenvoll auf jeden Fall, Herr Wagner, ja das weiß
ich, das nehme ich zur Kenntnis, das weiß ich auch zu schätzen -, aber es ist
nicht ausreichend, weil die Menschen hier schon jemanden gebraucht hätten, mit
dem sie, wie gesagt, verhandeln hätten können und sie hätten das Gefühl einer
bestimmten Sicherheit gebraucht. Sie hätten das Gefühl gebraucht, dass jemand
auf der Regierungsbank sitzt und ein offenes Ohr und ein Herz für ihre Anliegen
hat. Das ist in diesem Jahr nicht gekommen. Und das Fazit ist sozusagen, dass
Sie hier Mitmenschen gekränkt haben, Menschen beleidigt haben und Menschen auch
massivst verunsichert haben und dass Sie jetzt hier und heute eine
Inflationsabgeltung in einem Ausmaß beschließen möchten, die es den Vereinen
nicht ermöglicht, das Auslangen zu finden.
Aber es soll dabei nicht bleiben. Es gibt heute einen
Antrag, wie gesagt, den habe ich ja auch schon angesprochen. Es ist ein Antrag,
der den Vorschlag der Behindertenvereine aufgegriffen hat, ein Antrag, der von
den GRÜNEN unterschrieben wird, der von der ÖVP unterschrieben wird, der von
der FPÖ unterschrieben wird und der besagt, ab Dezember 2003 für das
Jahr 2003 3 Prozent Inflationsabgeltung zu gewähren und für das Jahr
2004 1,6 Prozent, so wie es auch vorgesehen war. Sie haben die Chance...
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer (unterbrechend):
Frau Stadträtin, Ihre Redezeit!
StRin Mag Maria Vassilakou (fortsetzend):
Das ist mein Schlusssatz. Sie haben die Chance, diesem Antrag zuzustimmen und Sie
haben die Chance, zumindest einen Teil dessen, was Sie in diesem Jahr
angerichtet haben, wieder gut zu machen. Bitte stimmen Sie diesem Antrag zu! (Beifall
bei den GRÜNEN und bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist die Frau GRin Korosec. Bitte
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