Gemeinderat,
37. Sitzung vom 19.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 98
Sozialressort gibt. Man erfuhr auch von den Kürzungen, die
schon kurz vor der Verwirklichung standen beziehungsweise teilweise gerade im
Bereich der Behindertenpolitik bereits umgesetzt wurden, denn wir dürfen ja
auch nicht vergessen, dass innerhalb dieser acht Monate des Schweigens sich
sehr wohl ab und zu jemand gemeldet hat, zum Beispiel um die Nachricht zu
überbringen, dass bereits bewilligte Kontingentplätze und Projekte wieder
gestrichen wurden. Das war nämlich im August der Fall in der Stadt des
Miteinander im „Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen“. Aber wie
gesagt, zunächst einmal hat es im Herbst diese Debatte gegeben. Dann hat es
geheißen, nein, nein, das war alles überhaupt nicht geplant und der Herr
Bürgermeister hat das alles entsorgt. Inflationsabgeltung – nix, nichts zu
hören, kein Termin, genauso weiter.
Irgendwann einmal im Oktober, ja es muss Ende Oktober
gewesen sein, haben ich und Kollege Margulies von den GRÜNEN eine
Pressekonferenz abgehalten und haben eine Weisung des Herrn Bereichsleiters
Dr Podkowicz geoutet, in der zu lesen war, dass überhaupt keine Schritte
in Sachen Inflationsabgeltung für die Vereine im Behindertenbereich zu setzen
sind und zwar weder für das Jahr 2003 noch für das Jahr 2004, bis die
Struktur des Fonds „Soziales Wien“ feststeht und sämtliche Entscheidungen erst
dort getroffen werden sollen.
Was dann passierte war, dass es ein paar Tage später
sehr wohl ein erstes Treffen gegeben hat. Das muss Anfang November gewesen
sein. Ich schaue jetzt in meinen Unterlagen nach. Ja, es war der
7. November, da hat es ein erstes Gespräch zwischen Frau VBgmin Laska und
den VertreterInnen der Vereine gegeben. Das war ein Treffen, das möchte ich
Ihnen auch nicht vorenthalten, das stattgefunden hat nachdem ich die Drohung
seitens der Vereine, dass es einen Sitzstreik vor Ihrem Büro geben würde, wenn
es zu diesem Treffen nicht kommt, weitergegeben habe. Also hat es nun dieses
Treffen gegeben. Bei diesem Treffen hat es keine konkreten Inhalte gegeben.
Aber ein paar Tage später hat es ein Telefonat gegeben, das war am
10. November und da hat es ein Angebot seitens der Frau Stadträtin
gegeben, dass die Vereine plus 1 Prozent für das Jahr 2003 ab
September und plus 1,6 Prozent für das Jahr 2004 bekommen. Das ist
das, was wir heute eigentlich auch beschließen sollen.
Zwei Tage später kam es zu einem Gespräch, zu einem
Termin in Ihrem Büro, wo es jetzt auch darum ging, über dieses Gespräch, über
dieses Angebot zu verhandeln und einmal zu schauen, wie man weiter kommt. Ja
was glauben Sie, was dann in diesem Büro los war? Die Frau Vizebürgermeisterin
hat gesagt: „Wer mich kennt weiß, dass man mit mir nicht verhandeln kann.“ Sehr
schön. Auch das ist ein hervorragender Beweis für das Miteinander, ein
hervorragender Beweis dafür, wie die Leistungen der Behindertenorganisationen
in der Stadt gewürdigt werden und eine wunderschöne menschliche Geste im
„Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen“. Also ich muss von dieser
Stelle aus ehrlich sagen: Es ist unfassbar, unfassbar, wie mit Menschen
umgegangen wird, die Leistungen für die Stadt erbringen!
Ja, was dann passierte ist klarerweise das, was
passieren muss, nämlich eine Eskalation. Menschen sind betroffen, sie sind
gekränkt, sie sind beleidigt, sie haben darüber hinaus eine Reihe von
Schwierigkeiten, die sie dann überwinden müssen, weil sie ja mehrfach deponieren:
Bitte wir kalkulieren knapp, bitte dieser Betrag ist nicht ausreichend. Sie
schreiben Briefe, die unbeantwortet bleiben. Sie können sich jetzt vorstellen,
wo die Stimmung landet. Man hat einen Brief an den Herr Bürgermeister
geschickt. Diesen Brief haben meines Wissens elf Organisationen unterschrieben.
Danach hat man gehofft. Irgendwann einmal kam die Antwort des Herrn
Bürgermeisters, ein paar Jahre später. Ja wie lautet denn...(VBgmin Grete
Laska: Innerhalb einer Woche!) Nach einer Woche? (VBgmin Grete Laska: Innerhalb einer Woche!) Innerhalb einer Woche?
Ja, ja. Das „Irgendwann“, Frau Vizebürgermeisterin, bezieht sich nicht auf
diesen letzten Brief, es bezieht sich ja auch auf die Gesamtvorkommnisse dieses
Jahres, wie gesagt, und auf die mehreren unbeantworteten Briefe. Der Herr
Bürgermeister hatte genauso wie Sie bereits im August Protestschreiben mit
wirklich verzweifelten Appellen erhalten! Diese hat er nicht beantwortet!
Jawohl, es stimmt, als es dann zu dieser Eskalation gekommen ist, hat er dann
schon innerhalb einer Woche geantwortet. Gut, er hat geantwortet.
Was hat er geantwortet? Er hat geantwortet, dass er
sich bedankt, dass er die Leistung anerkennt, aber dass er vorhat, genaue
Überprüfungen bei den Vereinen vorzunehmen und für den Fall, dass sich im
Einzelfall irgendwo feststellen lässt, dass tatsächlich ein dringender Bedarf
gegeben ist, man bereit ist, über Einzelfalllösungen zu sprechen. Ja wissen Sie
denn, verstehen Sie denn nicht, wie das bei den betroffenen Organisationen
überhaupt ankommen muss? Das weiß doch jeder, das muss auch der Herr
Bürgermeister wissen, dass müssen Sie doch auch wissen, dass hier knapp
kalkuliert wird, dass das hier gemeinnützige Einrichtungen sind, dass sie keine
Gewinne machen, dass die Menschen dort wirklich über das hinaus, was sie
abgegolten bekommen, ja auch Leistungen erbringen. Und dass das dann
letztendlich, wenn es nach all diesen Monaten und all diesen Vorkommnissen
heißt, aha, jetzt werden wir aber genau überprüfen, wer den Bedarf hat und für
den Fall, dass sich tatsächlich feststellen lässt, dass jemand den Bedarf hat,
dann werden wir naja vielleicht irgendeine kleine Lösung für jemanden
bearbeiten, natürlich als Beleidigung an kommt und natürlich eine Kränkung ist
und in manchen Fällen sogar als schwere Drohung verstanden wird: Na jetzt
prüfen wir einmal genau, wie hier gewirtschaftet wird. Das ist keine Art und
Weise, mit Vereinen umzugehen, die Leistungen für die Stadt Wien erbringen! Und
ich ersuche Sie dringend - dringend - von dieser Art und Weise des Umgangs
abzugehen! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Den Rest der Geschichte kann ich kurz zusammenfassen: Was
dann? Es folgte dann das, was folgen
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