Gemeinderat,
37. Sitzung vom 19.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 98
Budget des Fonds "Soziales Wien". Wenn die Politik
der Meinung ist, dass das Budget, das der Fonds "Soziales Wien"
vorlegt, nicht gut, nicht richtig, nicht ausreichend ist, dann wird die Politik
dieses Budget auch nicht beschließen, dann wird es nämlich der Wiener
Gemeinderat nicht beschließen und vorher wird es auch schon der Ausschuss nicht
beschlossen haben.
Jetzt haben wir ein Problem oder Sie haben ein
Problem, nämlich ein demokratiepolitisches. Tatsache ist nämlich, auch wenn
Ihnen das nicht gefällt - und da habe ich, mich in Ihre Rolle als Opposition
versetzend, durchaus Verständnis dafür -, dass die Mehrheit des Hauses auch die
Beschlüsse fällt und die Mehrheit des Hauses wird in einer Demokratie aber
immer noch von den Wienerinnen und Wienern festgelegt und nicht von der
Opposition! Es tut mir Leid für Sie, aber (GR Walter Strobl: Das sind
40 Prozent!) das ist die Tatsache. (Beifall bei der SPÖ.)
Daher kann hier überhaupt keine Rede von Abschieben
der Verantwortung sein. Die grundsätzliche Planungsstrategie und die
grundsätzliche Zurverfügungstellung auch der materiellen Mittel, die ja
Voraussetzung für die Durchführung sind, werden hier im Gemeinderat beschlossen
und im Vorfeld im zuständigen Ausschuss, dann im Ausschuss für Gesundheit und
Soziales verhandelt.
Dann gibt es einen zweiten Bereich, das ist schon ein
operativer Bereich, nämlich der Bereich, wo es um die Durchführung dieser von
der Politik vorgegebenen Planung und Strategie geht und das wird der Fonds
"Soziales Wien" sein, der vorgeschaltet ist. Vielleicht wiederhole
ich einfach für dich, lieber Günther Barnet, noch einmal wo das, was du suchst,
zu finden ist, nämlich im Verwaltungsverfahrensrecht 7. Auflage,
Randziffer 375, wo der Fonds im Vorfeld Leistungen erbringt und dadurch
kein Bescheid mehr ausgestellt werden muss, weil die Leistung bereits erbracht
ist. (GR Günther Barnet: Das habe ich nicht bestritten!)
Da sind wir jetzt auch bei dem angesprochenen Punkt
des Vergaberechts. Da wurde heute sehr ausführlich über die Frage diskutiert,
ob diese Veränderung, die jetzt hier im Fonds vorgenommen wird, dass man sich
nämlich von der Vergabewelt in die Förderwelt bewegt, wie das im Fonds ja schon
passiert seit es den Fonds "Soziales Wien" gibt, eine Lösung ist, die
für immer und alle Zeiten ausreichend sein wird.
Ich sage jeder, der behauptet,
dass diese Lösung unangreifbar ist - und ich habe noch niemanden getroffen, der
das behauptet -, dass hier niemand mehr jemals klagen kann, sagt unseriöse
Dinge. Denn erstens kann einmal jeder klagen. Die Frage ist, was kommt dabei
heraus. Und zweitens ist gerade im Bereich des Vergaberechts und des
Förderwesens die rechtliche Situation auch keine so eindeutige, was
insbesondere darin begründet ist, dass vor allem auf der europäischen Ebene wie
wir alle, die sich damit beschäftigen, wissen, es wenig gesamtes Recht gibt und
dieses Rechtssystem daher permanent weiter entwickelt und verändert wird. Ich
würde behaupten, hätten wir vor fünf bis sieben Jahren über die Frage
gesprochen, ob und dass soziale Leistungen in der Vergabe
ausschreibungspflichtig sind, dann hätten alle, die sich damit beschäftigen -,
die anderen hätten wahrscheinlich nichts gesagt -, gesagt, nein, da gibt es
keinen Markt, da gibt es sicher nichts, das ist sicher nicht vergabepflichtig
und unterliegt keinen Vergaberichtlinien, das ist sicher kein Problem. Tatsche
ist, dass sich da sowohl die innerstaatliche Rechtslage geändert hat, aber vor
allem auch die europäische Rechtslage. Ich bin der Überzeugung, und das sind
auch die Alternativen, die wir abwägen müssen, jetzt haben wir diese
Rechtslage, und was tun wir jetzt? Da glaube ich ist es gut, wichtig und
richtig, sich ins Förderwesen zu bewegen. Ob das eine Lösung ist, die in
5 Jahren, in 10 Jahren, in 15 Jahren noch die adäquate ist, weiß
ich jetzt nicht, das weiß aber auch niemand von Ihnen. Für den jetzigen
Zeitpunkt ist es sicher der richtige Schritt. (Beifall bei der SPÖ.)
Die dritte Ebene nach der Planung und Strategie durch
die Politik, nach der Durchführung dieser Planung und Strategie durch den Fonds
"Soziales Wien" ist natürlich die konkrete Erbringung der Leistungen
und die findet, wie auch schon jetzt, durch private Organisationen eben jetzt
nicht mehr im Vergabeweg, im Leistungsvertragsweg, sondern im Weg der
Förderungen statt, und auch durch Einrichtungen, die im Eigentum der Stadt Wien
stehen.
Wir müssen diese Änderung der Geschäftseinteilung
jetzt beschließen, weil dadurch, dass wir sie hier jetzt demokratisch
legitimieren, was ja zu Recht und richtigerweise gefordert wird, es erst
möglich ist, die nächsten Schritte zu setzen, nämlich weitere Gesellschaften zu
gründen, Geschäftsführer zu bestellen und so weiter, und so sofort. Das heißt,
die Grundlage dafür wird heute hier beschlossen. Aber Tatsache ist, dass noch
viel Arbeit vor uns liegt und mich wundert schon ein bisschen das Klima, das
heute hier herrscht, denn ich habe insbesondere bei unserer letzten
interfraktionellen Arbeitsgruppe, wo auch alle Fraktionen anwesend waren, den
Eindruck gehabt, dass wir uns gemeinsam auf einer sehr sachlichen und sehr
konstruktiven Ebene bewegen, wo es auch darum geht, dass hier auch von der
Regierungsfraktion ganz klar gesagt wurde, dass die Debatte jetzt nicht beendet
ist, sondern dass die Debatte insbesondere im nächsten halben Jahr auch weiter
fortgesetzt wird. Jetzt kann ich das nur so verstehen, dass man halt hier nicht
möchte, dass das konsensuale Klima, das im Arbeitskreis geherrscht hat, auch im
Wiener Gemeinderat vor der beschränkten Öffentlichkeit stattfindet. Ich nehme
auch das zur Kenntnis. Ich kann nur von meiner Seite und für meine Fraktion
sagen, dass wir die interfraktionellen Gespräche sehr, sehr ernst nehmen, gerne
weiter führen werden und gerne auch an der konkreten Umsetzung gemeinsam mit
allen Fraktionen arbeiten werden, was ein ganz großer Unterschied zu dem ist,
was Sie an Performance auf Bundesebene bieten! (Beifall bei der SPÖ.)
Die Ziele dieser Reform und das, glaube ich, sind eigentlich
schon auch die wesentlichen Fragen und ich
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