Gemeinderat,
37. Sitzung vom 19.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 98
Bauchweh als heute, aber ich habe auch heute noch Bauchweh.
Das gehört nun einmal dazu. Ein bisschen Aufregung darf sein, Aufregung erhöht
auch die Spannung im Leben. Ich habe hier viele Freundinnen und Freunde kennen
gelernt und mir viel zusätzliches Wissen erwerben können. Ich habe hier
Erfahrungen gemacht, die man vielleicht außerhalb der Politik gar nicht macht
und die den Menschen, die nichts damit zu tun haben, oft auch sehr schwer zu
vermitteln sind; etwa welch hohe Anforderungen Politik, wenn man sie ernst
nimmt, nicht nur in zeitlicher Hinsicht stellt, sondern auch wie viel an Kraft
einem abverlangt wird.
Ich habe vorhin von Veränderungen gesprochen, und
eine negative Veränderung war, dass ich in dem letzten Jahr eher mehr
zugenommen als abgenommen habe, aber insofern hoffe ich, dass ich in Zukunft
mehr Zeit haben werde, mich vielleicht auch mehr meiner eigenen Gesundheit zu
widmen, denn das ist auch wichtig.
Mein Wunschausschuss, als ich seinerzeit in dieses
Gremium kam, war der Gesundheitsausschuss. Dieser Wunsch wurde mit
erfreulicherweise erfüllt, und dafür danke ich noch heute. Ich habe ja als
Psychologin immer Interesse an Menschen gehabt, und ich denke, das Wichtigste
in der Politik ist, sein Interesse an den Menschen zu behalten, zu bewahren und
die Politik danach auszurichten.
Manchmal, wenn ich hier gestanden bin, wäre es mir
vielleicht lieber gewesen, in Opposition zu sein, denn da redet es sich leichter.
Da habe ich Sie manches Mal auch beneidet, denn es ist einfacher, etwas einfach
plakativ hinauszuposaunen, weil man ja nie im Hinterkopf haben muss, dass man
es umsetzen und Verantwortung dafür übernehmen muss. – Das ist einfach so. (GR
Dr Matthias Tschirf: Wir haben beides probiert!)
Ich möchte es vielleicht so vergleichen: Im
Kasperltheater hat das Krokodil auch die größte Aufmerksamkeit (Heiterkeit), aber die höheren
Sympathiewerte haben schon die, die die Kompetenz haben, und das ist das, was
der Wähler ja hoffentlich auch goutiert. Eigentlich muss ich sagen, dass ich
das in den fast 17 Jahren hier auch so erlebt habe, dass die Wähler das
sehr wohl wahrgenommen haben. Also ich denke mir, als die schwierigere Rolle
ist sicher die zu nennen, die zwar verantwortungsvoll ist, aber auch
sympathisch. Und das ist nicht immer leicht.
Ich möchte mich bei meinen Kolleginnen und Kollegen
bedanken.
Ich möchte mich bei den Beamten und Beamtinnen
bedanken, die mir in all diesen Jahren viel Information, viel Kompetenz, viel
Unterstützung gegeben haben.
Ich möchte die Medien ersuchen, in Zukunft vielleicht
genauer und besser zu recherchieren und nicht immer nur Presseaussendungen
abzuschreiben. Das würde ich mir von Journalismus sehr wünschen. Er könnte manchmal
ohne weiteres auch härter vorgehen, das kann schon sein, aber dann auch mit
guter Vorbereitung und nicht nur im Nachbeten von irgendwelchen
Presseaussendungen.
Für mich waren die Highlights in der
Gesundheitspolitik in meiner Zeit als Ausschussvorsitzende natürlich unser
Programm "Hilfe im hohen Alter" mit den vielen Umsetzungen – ich
erspare es mir jetzt, das alles aufzuzählen –, aber natürlich auch die
Umsetzung des Heimhilfegesetzes – das war ein ganz persönliches Anliegen von
mir –, der Aufbau der Mobilen Dienste, der Hauskrankenpflege, der Mobilen
Ergotherapie, die Gesundheits- und Sozialzentren mit den tollen geriatrischen
Zentren wie Floridsdorf, Kaiser-Franz-Josef, aber auch im privaten Bereich, zum
Beispiel bei unseren Kooperationspartnern wie zum Beispiel der Caritas
Socialis.
Politik bedeutet aber nicht nur, Verantwortung
wahrzunehmen, zu sagen, was man will und dann Beschlüsse zu fassen, Politik ist
sehr häufig auch Lobbyismus. Wenn ich etwa an die Qualifikationsoffensive im
Pflegebereich denke, so war gerade da Lobbyismus über Parteigrenzen hinweg sehr
wichtig. Ich freue mich daher ganz besonders, dass es gelungen ist, über
Parteigrenzen hinweg diese Qualifizierungsoffensive zu schaffen. Wir alle
wissen, wie schwierig es ist, qualifiziertes Pflegepersonal sowohl für den
ambulanten als auch für den stationären Bereich zu bekommen. Und dass wir
dieses Anliegen von mir umsetzen konnten, ist wirklich eine große Freude für
mich.
Ich habe manchmal mehr Geduld aufwenden müssen, als
mir lieb war. Ich bin an und für sich ein ungeduldiger Mensch, und manches ging
mir zu langsam. Wünsche hat man natürlich immer. Es kommt Weihnachten, aber
nicht immer ist das Christkind da mit dem Erfüllen, zumindest nicht sofort. Das
stimmt schon auch.
Ich möchte es so halten, wie der Buchtitel eines der
letzten Bücher eines von mir hochverehrten Vorbildes, Hans Strotzka, heißt,
nämlich "Fairness, Verantwortung, Fantasie". Ich habe mich bemüht,
Fairness und Verantwortung auch in meiner Arbeit zu zeigen, und ich hoffe, das
ist mir gelungen. An Fantasie hat es mir nicht gemangelt. Jene, die mich näher
kennen, wissen das.
Ich möchte mich entschuldigen, wenn ich jemanden
persönlich verletzt habe, ich möchte Ihnen aber auch diese drei Worte
"Fairness, Verantwortung und Fantasie" für Ihre weitere politische
Tätigkeit und Ihr politisches Leben mit auf den Weg geben. – In diesem Sinne
herzlichen Dank! Auf Wiedersehen! (Allgemeiner Beifall.)
Vorsitzende Heidemarie Unterreiner: Sehr geehrte Frau Kollegin
Dr Neck-Schaukowitsch!
Ich bedanke mich im Namen aller hier Anwesenden und
aller Fraktionen bei Ihnen sehr herzlich für Ihre Tätigkeit. 17 Jahre in
diesem Haus sind eine lange Zeit. Ausschussvorsitzende war eine wichtige
Aufgabe, die Sie innehatten. Wir alle wünschen Ihnen sehr, sehr viel Freude und
Erfolg im neuen Lebensabschnitt. Wie wird das wohl sein, ein mandatarloser
Zustand? Wahrscheinlich auch sehr schön. Alles Gute!
Als nächste Rednerin ist Frau Dr Pilz gemeldet.
Ich erteile ihr das Wort.
GRin Sigrid Pilz (Grüner Klub im
Rathaus): Frau Vorsitzende!
Frau Dr Neck-Schaukowitsch! Auch von meiner Seite –
auch wenn Sie es vielleicht nicht erwarten – meine
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