Gemeinderat,
37. Sitzung vom 19.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 98
Und weil hier auch die Zeitfrage angesprochen wurde. Na, so
neu ist das für Sie ja nicht. Sie haben selbst gesagt, es gab eine Mitteilung im
März, es gab die Veröffentlichung der Ergebnisse der Regierungsklausur im
Februar. Gerade die Mitteilung im März wurde sehr ausreichend und auch sehr
umfassend in diesem Haus diskutiert. Ich habe mir die Mühe gemacht, jetzt auch
noch die Protokolle nachzulesen. (Zwischenruf
des GR Heinz-Christian Strache.) Nein, das war der Fall. Vielleicht waren
Sie nicht herinnen, vielleicht haben Sie nicht zugehört, aber es ist sehr wohl
passiert. Es wurde letzten Freitag – da waren Sie vielleicht nicht dabei – auch
mit beiden Ausschüssen vereinbart, dass es im Jänner schon einen neuen Termin
gibt, wo es ganz klar die Diskussionsmöglichkeit gibt. (GR Heinz-Christian Strache: Das ist toll, dass wir im Nachhinein
diskutieren dürfen! Das ist wirklich toll!) Sie können auch darauf
verzichten. Sie müssen ja nicht kommen. Dann verzichten Sie halt. (GR Heinz-Christian Strache: Sie fahren
drüber über die Opposition und im Nachhinein dürfen wir diskutieren! Wirklich
ganz toll!)
Ich habe Ihnen schon gesagt, es gibt eine Regierung
und es gibt eine Opposition, es gibt keine Konzentrationsregierung. Würde diese
Regierung nichts vorlegen, dann hätten wir wahrscheinlich den Vorwurf: Die
Regierung macht nichts, die wartet immer nur, dass die Opposition etwas
einbringt. Ich glaube aber, Stadtpolitik ist nicht so, dass in erster Linie die
Opposition entscheidet, was in dieser Stadt zu geschehen hat. Das ist nicht
das, was die Wähler wollen, glaube ich, sonst hätten sie ja Sie in die
Regierung gewählt. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich möchte vielleicht noch eine Richtigstellung
anbringen oder eine Frage an den Kollegen Margulies richten, der gesagt hat, an
erster Stelle bei diesen geplanten Umstrukturierungsmaßnahmen steht Einsparung.
Also in keinem Papier, sei es vom Fonds Soziales Wien, sei es in den
Grundsatzbeschlüssen der Regierung, steht das an erster Stelle. Sie haben das
nicht gelesen. Da steht an erster Stelle Kundenorientierung und
Versorgungssicherheit, aber auch die Planbarkeit von Maßnahmen, die
Steuerbarkeit von Maßnahmen, die sehr wichtig ist, und in Zeiten der enger
werdenden Ressourcen natürlich auch Einsparen. Aber die enger werdenden
Ressourcen geben ja nicht wir vor, die gibt uns natürlich auch die
Bundesregierung vor. Warum ist denn das Sozialbudget im heurigen Jahr so in die
Enge gekommen? Weil die Bundesregierung viele Agenden in die Stadt, in das Land
hinübergeschaufelt hat, indem sie Gelder in der Arbeitsmarktverwaltung massiv
gekürzt hat, weshalb viele Menschen in die Sozialhilfe gefallen sind, die
vorher Ansprüche auf Notstandshilfe, noch dazu versicherungsrechtliche
Ansprüche, gehabt haben. Also wer ist denn die Ursache dafür, dass da Gelder
auch noch aus anderen Bereichen zur Verfügung gestellt werden mussten? Doch
wohl nicht die Stadt selber. Also ich finde hier nichts davon.
Unbestritten sagen aber sehr wohl die Studien, zum
Beispiel die Andersen-Studie, aber auch das Kontrollamt und alle, die sich
damit beschäftigen und die diese Bereiche gut kennen, dass natürlich mit einer
demographischen Entwicklung in dieser Stadt zu rechnen ist – aber da stehen wir
ja nicht allein da, das ist ja europaweit und in allen Industrieländern so –,
die eine Zunahme der Zahl jener Menschen, die immer älter werden, die
hochaltrig werden und die in diesem Bereich zunehmend mehr brauchen werden, mit
sich bringt, sodass man sehr wohl Maßnahmen setzen muss, um diese Aufgaben in
der bewährten Qualität, in der bewährten Sicherheit auch 2010 und darüber
hinaus sicherstellen zu können.
Das ist natürlich auch wieder Aufgabe der Regierung
und der Verantwortlichen in dieser Stadt. Die Opposition kann sich leicht
zurücklehnen und sagen, dass ihr das eigentlich egal ist, weil sie ja nicht die
Verantwortung zu übernehmen hat. Doch wir übernehmen sehr wohl die
Verantwortung, und deshalb war es sehr wichtig, dass dieser Beschluss bei der
Regierungsklausur im Februar gefasst wurde, dass wir im März über die
Mitteilung von Frau VBgmin Laska hier erstmals umfassend informiert wurden,
dass mittlerweile die Beschlüsse vorliegen und dass wir auch im Gesundheitsausschuss
darüber reden.
Und weil Sie sagen, die Umstrukturierung im Fonds
allein kostet 500 000 EUR: Natürlich muss sich ein Betrieb sehr
gewissenhaft auf eine wirklich große Aufgabe – und das ist eine große Aufgabe –
vorbereiten. Wenn wir diese Aufgabe innerhalb des Magistrats durchgeführt
hätten, hätte es ja auch etwas gekostet. Das ist ja nicht umsonst, zum Beispiel
Betriebsstrukturen entsprechend anzupassen, es ist nicht umsonst, entsprechende
EDV-Einrichtungen zu schaffen. Deshalb sind sehr wohl auch im Fonds Soziales
Wien die Voraussetzungen zu schaffen.
Diese Neuorganisation des Sozial- und
Betreuungsbereiches ist ja nichts Neues. Wenn man ein bisschen in der
Geschichte der Stadt Wien nachschaut – und ich bin nun einmal schon eine Weile
da und kenne auch einiges aus der Zeit vorher –, dann hat es immer wieder
Änderungen der Geschäftseinteilung gegeben, und zwar gerade auch in diesem
Bereich. Ich erinnere daran, dass Mitte der siebziger Jahre, als StR Stacher –
den man wirklich einen wahren Nachfolger des seinerzeitigen großen
Sozialreformers Tandler nennen kann – das Gesundheitsressort übernommen hat,
Gesundheit und Soziales in einer Hand waren. Damals wurden viele Maßnahmen
gesetzt, auf die wir heute stolz sind und wo es selbstverständlich ist, dass
die Menschen in dieser Stadt sie in Anspruch nehmen, wie zum Beispiel, dass
halt jemand die entsprechende Unterstützung durch Heimhilfe und andere
Betreuungsdienste bekommt.
Diese Beschlüsse wurden damals gefasst, und es kam zu einem
ersten Ausbau dieser Dienste, weil wir nämlich die demographische Entwicklung
in dieser Stadt auch in den siebziger Jahren schon wahrnahmen. Es war klar,
dass die Zahl der älteren Menschen und die Lebenserwartung steigt und damit
auch der Anteil der älteren Menschen, die Hilfe und Betreuung brauchen, und
dass es auch nicht notwendig ist, dass die Menschen nur stationär versorgt
werden, sondern dass der ambulante Bereich sehr, sehr wichtig ist. Damit kam es
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