Gemeinderat,
37. Sitzung vom 19.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 98
Dienstleister anerkannt werden,
entscheidet der Fonds, entscheidet das Kuratorium nach noch immer nicht offen
gelegten Kriterien. Die Kriterien gibt es nämlich auch noch gar nicht.
Qualitätskontrolle,
Preiskontrolle, Wettbewerb unter den Anbietern, das ist alles dann sehr
schwierig. Aber was mich so betroffen macht: Natürlich bleiben dabei die Bürger
auf der Strecke. Und es sind vor allem Menschen, die alt, gebrechlich, sozial
und bildungsmäßig schwach sind.
Diesen Markt werden viele Menschen
nicht durchschauen können, und an wen wenden Sie sich denn dann bei
Beschwerden!?
Ich habe ja die Frage jetzt schon x-mal gestellt:
Wird die Volksanwaltschaft weiter prüfen können? Offenbar weiß es niemand. Es
kommt immer nur die Antwort: Ja, wenn es möglich ist. Natürlich wollen wir das.
Ich meine, nach der derzeitigen Vorstellung wird es nicht möglich sein. Was
bleibt dann? Der Zivilrechtsweg? Na, das schaue ich mir an, wie die
neunzigjährige gebrechliche alte Frau den Zivilrechtsweg beschreiten wird.
Das alles sind Fragen, die offen sind, und ich muss
Ihnen sagen, das macht mich wirklich sehr, sehr betroffen.
Bei diesem Gespräch am 12.12. – bei diesem, wie ich
nochmals sagen möchte, offenen Gespräch – hat man aber die Hilflosigkeit des
Teams des Fonds Soziales Wien schon sehr klar gemerkt. Es gibt keine
Förderrichtlinien mit nachvollziehbaren Spielregeln, aber man will weg von der
Vergabewelt zur Förderwelt, um nicht die Vergaberichtlinien einhalten zu
müssen. Man kann sich sogar vorstellen – auch das wurde gesagt – in einigen
Jahren das System wieder zu ändern, wenn die Organisationen europafit geworden
sind.
Na gut geplant, ist halt gut geplant. Kann es sich
Wien überhaupt leisten, eine Wettbewerbsklage einzuheimsen? Denn wer sagt denn,
dass nicht ein europaweit tätiges Unternehmen als Dienstleister anbietet und
mit Dumpingpreisen versucht, den Markt zu erobern?
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Alle
Oppositionsparteien haben im Frühjahr Kritik angebracht, und es tut mir
eigentlich Leid, dass diese Kritik eingetroffen ist. Es hat sich als richtig
erwiesen: Hier ist Hilflosigkeit, Konzeptlosigkeit, mangelnde Professionalität
an der Tagesordnung, und das geht zu Lasten der sozial Schwachen in Wien. (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Was passiert mit einem
Unternehmen, in dem umstrukturiert wird? Das kommt in der heutigen Zeit
eigentlich sehr häufig vor, das ist ja an der Tagesordnung. In jedem gut
geführten Unternehmen werden zuerst mögliche Veränderungen effizient geplant,
diskutiert, geprüft und dann realisiert. In Wien ist alles anders. Hier wird
die Änderung der Geschäftseinteilung beschlossen, nichts ist fix, außer dass
ausgegliedert werden muss, und dann wird man schon weiter sehen.
Die Wiener Volkspartei stimmt diesem
Tagesordnungspunkt selbstverständlich nicht zu. (Beifall bei der ÖVP.)
Die Wiener Volkspartei verlangt, dass die politischen
Parteien ihrer Stärke gemäß im Kuratorium vertreten sind. Ich darf Ihnen
gemeinsam mit Kollegin Ingrid Lakatha einen entsprechenden Beschluss- und
Resolutionsantrag überreichen wie folgt:
Beschlussantrag:
"Es möge eine Änderung der Fondssatzung des
Fonds Soziales Wien in die Wege geleitet werden, welche die Vertretung aller Fraktionen
der im Wiener Gemeinderat vertretenen Parteien im Kuratorium des Fonds Soziales
Wien vorsieht und welche die Pflicht zur Vorlage eines jährlichen
Tätigkeitsberichtes an den Wiener Gemeinderat und zusätzlich die Vorlage von
Quartalsberichten an die Kuratoriums- und Beiratsmitglieder normiert."
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung beantragt. (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Das, was bisher vorliegt, ist
unseriöse Politik, und ich bin sehr überrascht, dass Herr Bgm Häupl – aber vielleicht
weiß er es nicht, denn er ist ja nie da – diesen Dilettantismus zulässt. Aber
als realistische Optimistin hoffe ich noch auf Veränderungen. Vor allem im
demokratiepolitischen Bereich wären sie durchaus möglich, und ich hoffe da noch
auf Ihre Einsicht. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich
danke. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Barnet. Ich erteile es ihm.
GR Günther Barnet (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren! Jene Stadträte oder
Stadträtinnen, die anwesend sind! – Die Frau Vizebürgermeisterin sehe ich wie
immer da hinten rechts in der Ecke. Jetzt kriege ich wieder das berühmte steife
Gnack. Meine Frau fragt mich am Abend wieder, warum, aber Sie gelten mir schon
zum zweiten Mal als Ausrede.
Man könnte über dieses Thema ruhig diskutieren, aber
Hans Weigl folgend kann man es nicht. Man kann nicht ruhig darüber reden.
Selbst wenn die Sozialdemokratie das heute versucht, indem sie mehrheitlich
durch Abwesenheit glänzt. Ich meine nicht, dass mir persönlich die meisten von
euch abgehen – das muss ich schon sagen, die meisten von der Sozialdemokratie
gehen mir nicht ab –, aber so wenige im Saal zu haben beim so genannten
zentralen Thema, das zeigt eigentlich, worum es euch geht: Ihr wollt die
Diskussion abstinken lassen, ihr wollt, dass das alles vorbei ist. In der Früh
war es ohnehin schon im Radio. Die SPÖ ist dafür, damit ist es beschlossen. Die
anderen drei sind dagegen, die sollen ruhig Kopf stehen. Uns ist das egal, wir
sagen nichts dazu, wir schicken den Einsersturm, der wird heute gewaltig
einheizen, und ansonsten lassen wir das Thema abstinken.
Liebe Freunde der Sozialdemokratie! So wird es nicht
gehen. Ihr werdet vielleicht diese Diskussion überleben, sie wird euch nicht
besonders niedermachen, aber die Menschen in dieser Stadt werden schon einmal
darüber nachdenken, wie das ist und wo euer Stellenwert in diesem Zusammenhang
ist.
Man könnte es natürlich so sehen wie heute in der Früh Radio
Wien – die SPÖ ist dafür, die anderen sind
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