Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 130 von 134
von zusätzlichen Selbstbehalten vor dem Hintergrund, dass
Österreich mit über 18 Prozent Selbstbehalten an den Gesundheitsausgaben
bereits jetzt im europäischen Spitzenfeld liegt.
Meiner Meinung nach ist die Frage der Finanzierung
des österreichischen Gesundheitswesens ausschließlich eine Verteilungs-
beziehungsweise Umverteilungsfrage. Es muss viel mehr zu einem Lastenausgleich
zwischen Wohlhabenden und sozial Schwachen kommen. Das ist der
sozialdemokratische Ansatz und der ist im Sinne der Patientinnen und Patienten.
(Beifall bei der SPÖ.)
Ich habe mich deswegen so ausführlich mit der
gesamtösterreichischen Situation befasst, weil die Finanzierung des Wiener
Gesundheitssystems nicht losgelöst von der Finanzierung des österreichischen
Gesundheitssystems gesehen werden kann. Im vorliegenden Wiener
Budgetvoranschlag sind 39 Millionen EUR mehr als im Vorjahr für
Gesundheit budgetiert.
Ich möchte nur einige wenige Vorhaben herausgreifen
und zwar aus dem Bereich der Frauengesundheit, den Präventionsteil. Viele
behaupten, dass Prävention deswegen so wichtig sei, weil dadurch Kosten gespart
würden. Wahr ist aber, dass Prävention Geld kostet und auch keine Kosten
gespart werden. Die Verhinderung einer Krankheit schafft unter Umständen Platz
für die nächste ein paar Jahre später. Prävention bringt vor allem länger
gesund leben und damit Lebensqualität und in Wien wird für Prävention Geld
ausgegeben. In diesem Sinne wurde zwischen der Wiener Frauengesundheitsbeauftragten,
dem ÖBIG und der Wiener Gebietskrankenkasse die Fortführung des Wiener
Brustkrebsfrüherkennungsprogramms vereinbart.
Nächster Punkt Zahngesundheitsförderung. Seit dem
Sommersemester 2000 wird in Wien Zahngesundheitsförderung in Kindergärten
und Volksschulen, von der Stadt Wien und der Wiener Gebietskrankenkasse
finanziert, betrieben. Anlass dafür war ein Wiener Gesundheitsbericht, aus dem
hervorgegangen ist, dass der Kariesbefall bei Kindern im 2. und im
20. Bezirk besonders ausgeprägt ist und im Gegensatz dazu im 13. und im
19. Bezirk ganz, ganz gering bis gar nicht vorhanden ist. Was wieder
einmal beweist, dass die Gesundheits- oder Krankheitsfrage in erster Linie eine
soziale Frage ist. Es hat dieses Zahngesundheitsförderungsprojekt schon
Ergebnisse, nämlich dass der Kariesbefall von 74 Prozent auf
45 Prozent zurückgegangen ist. Ab 2004 wird dieses Projekt auf ganz Wien
ausgedehnt.
Ich möchte in diesem Zusammenhang allen, die sich für
Gesundheitspolitik wirklich interessieren, nämlich inhaltlich interessieren,
empfehlen, einmal die Gesundheitsberichte zu lesen und zu studieren, weil aus
denen sehr viele Handlungsanleitungen hervorgehen. Und ich möchte in diesem
Zusammenhang auch dem Dr Hannes Schmiedl dafür danken, dass er sich so für die
Erstellung dieser Wiener Gesundheitsberichte, egal wie sie jetzt heißen, ob sie
jetzt Lebensstile oder Gesundheitsberichte heißen, einsetzt. Herzlichen Dank. (Beifall
bei der SPÖ.)
Im Bereich der Wiener Rettung wird es zu einem
weiteren Ausbau und zu einer Modernisierung der Rettungsstationen kommen und
ebenso zu einem weiteren Ausbau, nämlich zum Endausbau des
Notarzteinsatzfahrzeugsystems. Das betone ich deswegen, weil es bedeutet, dass
die Wiedereinsatzfähigkeit der Notärzte schneller gegeben ist und dadurch die
Wartezeiten des Patienten auf einen Notarzt verkürzt werden. Und das ist für
die Wienerinnen und Wiener eine sehr wesentliche Sache.
In diesem Zusammenhang möchte ich berichten, dass es
im nächsten Jahr möglich sein wird, Patienten mit einem akuten Herzinfarkt
gezielt in ein entsprechendes interventionelles Zentrum einzuweisen
beziehungsweise bereits im Rettungswagen mit einer Thrombolyse, das heißt mit
einer Auflösung des Blutgerinnsels in den Herzkranzgefäßen, zu beginnen. Damit
haben die Wienerinnen und Wiener eine Spitzenversorgung im Bereich des
Herzinfarkts, die seinesgleichen sucht. (Beifall bei der SPÖ.)
Als letztes Projekt möchte ich die
„Patientenorientierte integrierte Krankenbetreuung“ hervorheben. Das ist ein
Projekt, das im Westen Wiens implementiert ist, und bei diesem Projekt geht es
um die patientengerechtere Zusammenarbeit zwischen dem intra- und dem
extramuralen Bereich. Das Problem ist nämlich, dass Patienten zwischen diesen
Bereichen oft hin- und hergeschoben werden ohne davon irgendeinen Vorteil zu
haben, ganz im Gegenteil, und nebenbei dadurch auch unnötige Kosten entstehen.
Bei diesem Projekt "Patientenorientierte
integrierte Krankenbetreuung" geht es vor allem um eine enge
Zusammenarbeit zwischen dem stationären Bereich und den Spitalsambulanzen auf
der einen Seite und den niedergelassenen Ärzten und den Apotheken auf der
anderen Seite. Es geht dabei um eine optimale Versorgung und Betreuung der
Patienten in der für sie geeignetsten Form und – und das betone ich ganz
besonders – nicht in der für die zu behandelnden bequemsten Form, weil es heute
nämlich sehr oft so ist. Da kann oder will halt der praktische Arzt einfach
nicht mehr, ist vielleicht erschöpft und schiebt den Patienten ins Spital und
dort schieben sie ihn wieder zurück. Das ist nicht das Ideale. Also ich betone:
Betreuung der Patienten in der für sie geeignetsten Form.
Die Ergebnisse dieses Projekts werden Ende 2004
vorliegen und Modellcharakter für weitere Maßnahmen in diesem Bereich haben.
Ich möchte in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit
zum Schluss kommen und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im
Gesundheitsbereich herzlichen Dank für ihr Engagement sagen und vor allem den
Pflegepersonen nach dieser medialen Schmutzkübelkampagne viel Kraft für ihre
weitere Arbeit wünschen. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Heidemarie Unterreiner:
Als nächste Rednerin ist Frau Mag Schmalenberg gemeldet. Ich erteile ihr das
Wort.
GRin Mag Heidrun Schmalenberg (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr
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