Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 121 von 134
auf die FPÖ in der
Bundesregierung, weil die ÖVP hat in ihren Reihen Leute sitzen, die vorher
einmal Generalsekretär des ÖAAB waren und sich bereits vorstellen können, die
Unfallrentenbesteuerung in irgendeiner Form beizubehalten, nämlich der Abg
Tancsits. (GR Franz Ekkamp: Hört, hört!) Ich
darf dazu sagen, allein der politische Mut fehlt ihm, das in den entsprechenden
Gremien auch zu vertreten, weil bei der letzten Arbeiterkammervollversammlung
hat er es vorgezogen, bei der Sitzung nicht anwesend zu sein und musste sich
vom eigenen Fraktionskollegen, vom Kollegen Gajdosik, eine sehr harsche interne
Kritik diesbezüglich gefallen lassen. (GR
Dr Matthias Tschirf: Das sind Märchen!)
Meine Damen und Herren, die nächste der
Reformmaßnahmen war das Nulldefizit, ausgerufen vom Finanzminister. Bevor es
umgesetzt werden konnte, ist es wieder in der Versenkung verschwunden. Er war
sich dann nicht mehr ganz einig, ob 0 0,8 oder 0,9 oder 1 oder 1,5 Prozent
sind. Er hat es dann lieber gleich bleiben gelassen. Heute reden wir nicht mehr
über das Nulldefizit, wo ich Ihnen sage, das war sowieso nicht ehrlich, weil
zum Nulldefizit mussten die Länder und Gemeinden die Schulden des Bundes
übernehmen, annähernd 25 Milliarden S, die aufgewendet werden
mussten, wo man dann versucht hat, die Bundesländer im Prinzip in Form eines
Pakts zu fesseln und zu knebeln. (GR
Dipl Ing Martin Margulies: Er hätte es ja nicht unterschreiben müssen!) –
Darauf komme ich noch zurück.
Jetzt werde ich Ihnen noch etwas sagen, wenn der Herr
Finanzminister sehr blumig erklärt, er wird die Budgetkonsolidierung entlang
des Budgetzyklus sehen, dann darf es Sie nicht wundern, dass das auch die
Bundesländer machen können, vor allem das Bundesland Wien.
Meine Damen und Herren, das nächste Werk von Ihnen
ist die Zerschlagung der Österreichischen Bundesbahnen in mehrere
Teilorganisationen, wo der Herr Staatssekretär gemeint hat, diskutieren kann
man darüber, aber das Ergebnis steht bereits fest. Sie hören nicht einmal auf
die mahnenden Worte Ihres eigenen Rechnungshofpräsidenten. Es ist Ihnen egal,
man fährt darüber.
Die Reform des
Hauptverbands der Österreichischen Sozialversicherungsträger ist eine
gesetzmäßige Meisterleistung, fast zur Gänze verfassungswidrig. Der
Verwaltungsrat ist verfassungswidrig. Der Ausschuss von leitenden Funktionären,
kollektivvertragsfähiger Körperschaften vom Verwaltungsrat des Hauptverbands
ist ebenfalls verfassungswidrig. Die Geschäftsführung mitsamt dem Herrn Kandlhofer,
den Sie dort hingesetzt haben, ist ebenfalls verfassungswidrig.
Zum Schluss darf ich Ihnen noch ein Beispiel aus
persönlicher Erfahrung zitieren, nämlich das Glanzstück, die Reform der
Pensionsversicherung. Es ist schade, dass der Kollege Römer nicht anwesend ist.
Hier musste der Herr Sozialminister vor wenigen Wochen die Notbremse ziehen.
Mit seiner Zusammenlegung und Dezentralisierung hat er zusammengebracht, dass
für die Begutachtung der Pflegestufen, wo man früher zwischen zwei und drei Monaten
bis zum Endbericht, bis zum Bescheid, gebraucht hat, es in der Zwischenzeit
zwischen sechs und acht Monaten dauert. Jetzt zieht man die Notbremse, man
schaut es sich überhaupt nicht mehr an. Das heißt, es ist zwar formell für die
Antragsteller etwas leichter, was das aber umgekehrt für das Budget der
Pensionsversicherungsanstalten bedeutet, möchte ich Ihnen gar nicht sagen.
Dabei werden wir nicht bleiben können. Auch das werden wir wieder reformieren
müssen.
Meine
Damen und Herren, wenn Sie sagen, keine Konjunkturbelebung, keine
Wachstumssignale, dann darf ich Ihnen sehr konkret sagen, das stimmt, aber das
steht im letzten OECD-Bericht über die Bundespolitik, dass nämlich gegen die
Arbeitslosigkeit im Bereich der Jugendarbeitslosigkeit zu wenig bis gar nichts
gemacht wird. Meine Damen und Herren, am Ende des heurigen Jahres, bevor ich
noch konkreter werde, wird die Arbeitgeberseite in Österreich leider zu Lasten
der diversen Budgets der Länder und Gemeinden um 2,2 Milliarden S, noch
nicht in Euro, sondern in Schilling, reicher sein als heute die Arbeitnehmer.
Kranke, Studenten, Invalide, Arbeitslose, kleine Sparer und Pensionisten werden
dagegen jährlich um 47,9 Milliarden S mehr zahlen!
Wir gehen in Wien nicht diesen Weg. Ich sage auch
dazu, wir könnten ihn gar nicht gehen, weil wir im Prinzip Steuern von unserer
Seite her nicht einseitig erhöhen können.
Wie schaut es im Budget des Gesundheitsbereichs aus?
Das Budget des Gesundheits- und Spitalswesens beträgt im Jahr 2004
971 Millionen EUR an Ausgaben, der Gesamtzuschuss für den
Krankenanstaltenverbund beträgt 965 Millionen EUR. Die Differenz
zwischen Ausgaben und Einnahmen des Krankenanstaltenverbunds von
69 Millionen EUR konnte in Folge einer sehr vorsichtigen Budgetierung
der letzten Jahre, in Folge von 55 Millionen EUR Rücklagenauflösung
und von 14 Millionen EUR aus der Anreizfinanzierung bedeckt werden.
Trotz dieser schwierigen Situation gibt es noch immer einen Rücklagenstand von
10 Millionen EUR per 31. Dezember 2004.
Meine Damen und Herren, der Anteil der Geschäftsgruppe
Gesundheits- und Spitalswesen beträgt rund 34 Prozent. Das ist Gott sei
Dank mehr als in Österreich für das Verteidigungsbudget ausgegeben wird, so man
allerdings die neuen Abfangjäger nicht hineinrechnet, denn sonst würde die
Rechnung etwas anders aussehen. Ich glaube, für diesen Bereich ist das Geld gut
ausgegeben. Wenn man uns sagt, dass dann halt nicht im Gesundheitsbereich
gespart wird, sondern dass wir das über andere Bereiche, zum Beispiel im
Sozialbereich, machen, dann brauchen Sie nur nachzulesen. Auch im Bereich der
MA 47 werden für die stationäre Pflege 240 Millionen Euro
budgetiert, ein Plus von 5 Prozent gegenüber dem Voranschlag 2003,
für die Betreuung zu Hause rund 156 Millionen EUR, ein Plus von
12 Prozent gegenüber dem Voranschlag 2003 und für Essen auf Rädern
noch einmal rund 5 Millionen EUR, ein Plus von 0,5 Prozent. Der
Gesamtzuschuss im Wiener Krankenanstaltenverbund erfuhr eine Erhöhung
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