Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 99 von 134
Informationszwecke vom Finanzausschuss eingesetzte
Unterausschuss konnte die in ihn gesetzten Erwartungen bisher nicht erfüllen.
Eine wirkungsvolle Steuerung im Konzern Stadt erfordert laufende
Controlling-Berichte, Quartalsberichte, um nicht nur eine laufende
Berichterstattung zu gewährleisten, sondern auch, um ein unverzichtbares
Instrument für das betriebliche Controlling zu schaffen. Solche
Quartalsberichte müssen Kennzahlen der wirtschaftlichen Entwicklung sowie einen
Lagebericht enthalten. Zur Vermeidung von Konkurrenznachteilen sind die
Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse nicht in diesen Quartalsbericht aufzunehmen.
Für börsenotierte Unternehmen sind solche Zwischenberichte mittlerweile zur
Selbstverständlichkeit geworden, § 87 des Börsegesetzes verlangt von allen
amtlich notierten Aktiengesellschaften Zwischenberichte über die ersten drei,
sechs und neun Monate des Geschäftsjahres.
Die
freiheitlichen Gemeinderäte stellen daher zum Ersten den Beschlussantrag, der
amtsführende Stadtrat der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und
Wiener Stadtwerke Dr Sepp Rieder soll als Eigentümervertreter der Wiener
Kommunal Umweltschutzprojekt GesmbH WKU sicherstellen, dass diese die
vierteljährlichen Berichte dem zuständigen Umweltausschuss vorlegt, um damit
nicht nur eine laufende Berichterstattung, sondern auch ein betriebliches
Controlling durch den Gemeinderat zu gewährleisten."
Der
gleiche Antrag, mit nahezu identischem Begründungstext und Beschlussantragstext,
wird für die Entsorgungsbetriebe Simmering als zweiter Antrag eingebracht. Für
beide gilt, dass sie in formeller Hinsicht an die Geschäftsgruppen Finanzen,
Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke beziehungsweise Umwelt zugewiesen werden.
(Beifall bei der FPÖ.)
Zurück
zu meinen Eingangsworten: Was wird von der Umweltstadträtin Kossina in
Erinnerung bleiben, überhaupt dann, wenn es so ist, wie der Kollege von den
GRÜNEN sagt, und sie möglicherweise nur noch bis zum Frühjahr Umweltstadträtin
sein wird? Dass sie, wie ihre Vorgänger, über die Müll-, Wasser- und
Kanalsteuer das Budget mit sanieren will? - Wie schon gesagt wurde, wird im
Jahr 2004 ein neuer Höchststand erreicht: 115 Millionen EUR allein
aus Müll-, Wasser- und Kanalsteuern-Überschuss, die ins Budget fließen. Oder
wird sie dafür in Erinnerung bleiben, dass sie die Kanalanlagen in Donaustadt
an die USA verkauft hat und damit den Kanalbau im betroffenen Bereich in fremde
Abhängigkeit gegeben hat? Oder drittens dafür, dass sie Wien eine dritte
Müllverbrennungsanlage beschert hat und damit - als vierten Punkt - Simmering,
den Standort vieler Gemüsegärtnereien, endgültig zum Müllstandort Nummer eins
in Wien gemacht hat?
Es
ist jedenfalls nicht sehr viel Positives für eine Umweltmusterstadt, und dafür
sollte Budgetgeld nicht verschwendet werden. Wir lehnen das Budget aus Sicht
des Umweltschutzes ab. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Herr GR Paul Zimmermann. Ich erteile es ihm.
GR Paul Zimmermann (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Frau
Stadträtin! Hohes Haus!
Die Redner der Opposition haben den Budgetentwurf
kritisch betrachtet und werden ihn wahrscheinlich ablehnen. Das ist das Recht
der Opposition, daran soll und darf nicht gerüttelt werden. Andererseits hat
aber die Mehrheitsfraktion auch das Recht, ihre Sicht des Budgetentwurfes
darzulegen. Ich werde das in meiner Rede tun. Die Wiener Umweltanwaltschaft und
die MA 22 würde ich innerhalb der Geschäftsgruppe in den
strategisch-wissenschaftlich-behördlichen, die MA 30, 31 und 49 in den
operativen Bereich einordnen. Meine Kollegin Zentner wird in ihrem Redebeitrag
über die anderen Schlüsselabteilungen dieser Geschäftsgruppe referieren.
Der Umwelt und den Umwelt-engagierten Wienerinnen und
Wienern eine Stimme zu geben, ist das erklärte Ziel der Umweltanwaltschaft
Wien. Sie wurde übrigens 1993 ins Leben gerufen, und ich darf der
Umweltanwaltschaft zu diesem zehnjährigen Geburtstag recht herzlich
gratulieren. Meine sehr verehrten Damen und Herren, acht Bundesländer verfügen
über eine derartige Einrichtung, allein Kärnten konnte sich bis heute nicht
dazu entschließen.
Die Osterweiterung stellt eine Herausforderung für
die Umwelt dar. Mit dem Thema "Atomgefahren, Strahlenschutz und
erneuerbare Energie" werden sich an einem Schulprojekt zwischen Bratislava
und Wien je drei Schulen beteiligen. Dabei sollen Schülerinnen und Schüler aus
Wien und Bratislava Projekte erarbeiten, Gedanken und Erfahrungsaustausch
pflegen oder Ideen aus den vorgegebenen Themenfeldern definieren. Dafür sind
aus dem Budget der Umweltanwaltschaft 110 000 EUR vorgesehen.
Der Wiener Gemeinderat hat mehrfach auf die Gefahren
von Atomreaktoren hingewiesen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie
erinnern sich alle, wir haben schon des Öfteren, Landtag oder auch Gemeinderat,
zu diesem Thema sehr heftige Debatten abgeführt, dabei war hier ein
einwandfreier Konsens zwischen allen Fraktionen gegeben. In der
Ratsarbeitsgruppe der Finanzminister in der EU wird über die Aufstockung des
EURATOM-Kreditrahmens diskutiert, es handelt sich dabei um die Kleinigkeit von
2,5 Milliarden EUR. Umweltanwälte von Salzburg, Niederösterreich,
Vorarlberg, Oberösterreich und Wien fordern in einem gemeinsamen Brief an
Bundesminister Grasser, sich dafür einzusetzen, dass diese Mittel für
erneuerbare Energie Verwendung finden. Man kann auf die Antwort gespannt sein.
Übrigens habe ich den Brief bei mir, er kann jederzeit eingesehen werden.
Die Umweltanwaltschaft mit ihren zehn Mitarbeiterinnen hat
sich für 2004 18 Projekte
vorgenommen und 160 000 EUR veranschlagt. Durch die Initiative - und
jetzt komme ich zum Thema Blei im Trinkwasser - von Wiener Umweltanwaltschaft,
MA 31, MA 15, Institut für Umwelthygiene sowie Ärztinnen und Ärzte
für eine gesunde Umwelt wird im Jänner 2004 ein Folder zum Thema Blei im
Trinkwasser mit der Dokumentenmappe der MA 11 ausgegeben werden. Die
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