Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 98 von 134
MA 48,
aber es gibt auch da sicherlich noch einiges zu verbessern. Deshalb möchte ich
mit meinen Kolleginnen folgenden Beschlussantrag einbringen:
"Die
Umweltstadträtin möge sich dafür einsetzen, dass ein Konzept erarbeitet wird,
dass bei Großveranstaltungen die Vergabe von Ständen oder sonstigen Plätzen im
Interesse des Klimaschutzes auch nach ökologischen Gesichtspunkten, ähnlich dem
Münchner Ökopunktesystem, erfolgt. Ziel wäre eine weitere Reduktion des
Müllaufkommens, aber auch die Einsparung bei Energie und Wasser.
In
formeller Hinsicht wird die Zuweisung zum Umweltausschuss beantragt." (Beifall
bei der FPÖ.)
Hier könnte beispielsweise die Umweltstadträtin ein
Zeichen setzen und aktiv werden. Leider ist sie ja sonst eher passiv. Da gibt
es viele kleine Vorfälle, zum Beispiel Massenbaumfällungen, wenn größere
Bauvorhaben geplant sind. Da hört man im ersten Schritt relativ wenig aus dem
Umweltstadtratbüro. Wenn Proteste der Bevölkerung eintreffen, wird das Konzept
überarbeitet, und in den meisten Fällen ist es so, dass es dann auch mit
wesentlich weniger Baumfällungen geht. Das ist gut so, weil es auch gut ist,
dass die Bevölkerung so kritisch ist, ein offenes, wachsames Auge hat und sich
meldet. Aber was soll der kritische Bürger denken, wenn es, ohne dass er seine
Stimme erhebt, zu wesentlich stärkeren Baumfällungen gekommen wäre?
Oder: Die MA 48 arbeitet hervorragend,
allerdings gibt es zwei Wermutstropfen in einer an sich grundsätzlich sauberen
Stadt. Ein kleineres Problem ist der Pferdemist entlang der Fiakerrunden und
Standplätze, ein weit größeres Ärgernis für die Bevölkerung ist der Hundekot
auf dem Gehsteig, in Spielwiesen und auf Kinderspielplätzen. Bis jetzt ist es
nicht gelungen, eine zufrieden stellende Lösung zu finden. Wir fragen uns:
Wieso geht das in so vielen anderen Städten - die Müll- und
Stadtreinigungs-Tagung in der Hofburg hat es aufgezeigt -, und wieso geht es
bei uns nicht?
Wir Freiheitliche haben verschiedene Lösungsansätze
vorgeschlagen, aber geschehen ist bis jetzt nichts. Verantwortlich gemacht wird
von StRin Kossina die Bundespolizei. Am liebsten schiebt die Umweltstadträtin
auch die Schuld auf die Bundesregierung - aber dass der Bund da und dort auch ganz
schön tief in die Tasche greift und mitfinanziert, sagt sie uns nicht. Zum
Beispiel der Wasserschutzbau, dem wir zu verdanken haben, dass in Wien bei der
letzten Hochwasserkatastrophe die Hochwasserschäden eher gering waren, wird vom
Bund mitfinanziert.
Leider setzt die Stadt Wien - Kollege Klucsarits hat
es schon gesagt - bei den medial so gelobten und vielfach angekündigten
Revitalisierungen, insbesondere beim Wienfluss, den Sparstift an, und hier wird
nur ein Minimum dessen, was uns versprochen wurde, erledigt. Man muss sich
fragen: Wird die nächste Generation eine durchgängig naturnahe Wien, oder
vielleicht auch einen Liesingbach, noch erleben? Oder wann wird es umgesetzt?
Wenn nicht der Bund schuld ist, dann schiebt die
Umweltstadträtin die Verantwortung, wie schon ausgeführt, auf alle möglichen
ausgegliederten Unternehmen. Wie wir seit Jahren zu hören bekommen, entscheiden
eben die EBS, WIENSTROM, Fernwärme Wien und andere darüber, was in Wien zu
geschehen hat, wie der Strom oder die Wärme erzeugt wird, wie und wo Müll
entsorgt wird. Ich erinnere nur daran, dass schon vor Jahren Teile der
Kanalisation mit den Kläranlagen - Bau der Hauptkläranlage - in den
Zuständigkeitsbereich der Entsorgungsbetriebe Simmering übergegangen sind,
damals mit der Begründung, die EBS bekäme günstigere Kredite als die Stadt
Wien. Es ist uns nicht gelungen, das nachzuvollziehen, denn Berichte der EBS an
den Gemeinderat erfolgen ja nicht.
Ich erinnere an die Diskussion zur SUP
Abfallwirtschaft. Die Fernwärme Wien hat sich letztendlich durchgesetzt, dass
der Flötzersteig offen bleibt, was verbrannt wird und wie verbrannt wird,
nämlich: kein Wirbelschichtofen.
Die Planung der dritten Müllverbrennungsanlage samt
der Erstellung der Unterlagen für die Umweltverträglichkeitsprüfung erstellt
die WKU, die Wiener Kommunale Umweltschutzprojekt GesmbH. Dafür zahlt die Stadt
Wien Millionen. Auf die Frage, was denn die WKU von der Kapazität her und so
weiter plant, hat es damals im Ausschuss geheißen: Das wird man bei der
Antragstellung sehen; die WKU arbeitet jetzt einmal, sie legt einen Antrag vor,
dieser wird dann geprüft, bearbeitet, diskutiert und abgestimmt. Aber zahlen
dürfen wir schon vorher. Berichte über die Tätigkeit der WKU gibt es natürlich
auch nicht, sie ist ja ausgegliedert.
Das ist der Grund dafür, dass - wie wir schon im
Bereich des Finanzausschusses den ersten Antrag eingebracht haben - die
freiheitlichen Gemeinderäte auch in der Geschäftsgruppe Umwelt einen
Beschlussantrag einbringen, und zwar folgenden:
"In den letzten fünf Jahren wurde durch ein
Ausgliederungsvolumen von insgesamt fast 6 Milliarden EUR die
Budgethoheit des Wiener Gemeinderates immer mehr ausgehöhlt. Bei Umschichtungen
innerhalb des genehmigten Wirtschaftsplans sind Unternehmen im Sinn der Wiener
Stadtverfassung weitgehend frei. Laut § 6 der Unternehmensstatuten soll
die laufende Information des Gemeinderates durch die Vorlage von
Quartalsberichten an den zuständigen Fachausschuss sichergestellt werden. Mit
der Wahl eines Fonds als Ausgliederungsinstrument wird die Budgethoheit des
Gemeinderates noch stärker eingeschränkt als bei den Unternehmen im Sinn der
Wiener Stadtverfassung. Diese Aushöhlung der Budgethoheit des Gemeinderates
erreicht mit der Errichtung des Fonds Soziales Wien nun einen neuen Höhepunkt.
Dadurch wird offenkundig, dass die Stadtregierung mit ihrer
Ausgliederungspraxis aus der politischen Antwortung flieht. Bei den
Kapitalgesellschaften wird es besonders augenscheinlich, dort existiert die
Budgethoheit des Gemeinderats de facto nicht mehr. Der Gemeinderat hat kein
Genehmigungsrecht mehr für Budget und Jahresabschluss, auch laufende Berichte
an ihn sind nicht mehr vorgesehen. Der für die
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