Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 97 von 134
nicht glauben, dass Sie, die Sie doch in letzter Zeit immer
wieder gesagt haben, dass die Solarenergie etwas Sinnvolles ist und ausgebaut
werden soll, dabei zusehen, wie das Förderbudget massiv gekürzt wird. Oder
waschen Sie auch hier wieder Ihre Hände in Unschuld, beteuern Ihre
Unzuständigkeit und schieben die Verantwortung auf andere?
So geschieht es ja immer wieder in der Beantwortung
von freiheitlichen Anträgen oder auch von Anträgen anderer Parteien, wie wir
von Kollegen Klucsarits gehört haben. Ich nenne dafür nur drei Beispiele aus
der jüngsten Vergangenheit. Wir haben beantragt, dass bei der Deponie Rautenweg
auch die Abwärme genutzt werden soll. Das haben Sie als grundsätzlich ökologisch
sinnvoll angesehen, allerdings haben Sie gesagt: Die Entscheidung darüber liegt
bei der Fernwärme, und Sie können da nicht eingreifen. - Ich denke, die
Stadträtin will gar nicht eingreifen.
Das Zweite war, dass wir einen Antrag gestellt haben,
Lärmschutzwände in Wien auch mit Photovoltaik-Anlagen zu bestücken. Auch da
haben Sie nicht in Abrede gestellt, dass es eine sinnvolle Maßnahme wäre, aber
Sie sagten, a) es bräuchte einen Betreiber, da käme WIENSTROM in Frage, und da
wären Sie nicht zuständig. Es gab auch keinerlei Anzeichen dafür, dass Sie sich
bei Wienstrom dafür stark machen, eine solche zukunftsweisende Technologie
umzusetzen. Und b) war der übliche Weg: die Schuldzuweisung an den
Wirtschaftsminister, weil er das Förderungsvolumen begrenzt hat.
Der dritte Antrag betraf den biologischen Landbau.
Wir werden übermorgen oder am Donnerstag (GR Paul Zimmermann: Donnerstag!)
beim Bericht über die Landwirtschaftskammer sicherlich noch einmal auf den
biologischen Landbau zu sprechen kommen. Wir haben keinen Antrag auf sofortige
Umstellung auf 100 Prozent biologischen Landbau gestellt - ich weiß, das
wäre auch viel zu schwierig -, wir wollten lediglich die Erstellung eines
Konzeptes, eines Zeithorizontes, in welchen Schritten und bis wann die Umstellung
der stadteigenen Betriebe auf biologischen Landbau stattfinden soll. Nicht
einmal das wurde uns positiv beschieden, sondern es gab auch hier eine Reihe
von Ausreden, warum das nicht möglich wäre: dass es sich teilweise um
Stadterweiterungsflächen handeln würde, bei denen man nicht weiß, ob es
sinnvoll ist, überhaupt noch auf biologischen Landbau umzustellen. Dafür hätten
wir Verständnis gehabt, man hätte diese Flächen aus der Betrachtung mit dieser
Begründung durchaus ausnehmen können, wenn bei Gründen tatsächlich nicht
feststeht, ob sie in 30 Jahren noch landwirtschaftlich gewidmet sein
werden. Aber nein, irgendwo hat man den Eindruck, es ist nicht wirklich ernst
gemeint, und alles, was in den Umweltberichten in Richtung eines verstärkten
Umstiegs auf biologischen Landbau steht, sind eigentlich nur
Lippenbekenntnisse.
Was wir immer wieder feststellen, ist, dass immer
mehr danach gesucht wird, warum etwas nicht geht, als dass Schritte in Richtung
der Ökologisierung der Landwirtschaft oder auch anderer Bereiche gesucht
werden.
Dass die Stadt Wien oder ihre ausgelagerten
Unternehmen von sich aus etwas tun in Richtung Umweltschutz, in Richtung
zukunftsweisender Technologien wie etwa erneuerbarer Energie, scheint für die
Stadträtin offensichtlich ebenso denkunmöglich zu sein wie ein Intervenieren,
ein Einschreiten, ein Einwirken ihrerseits auf diese Institutionen, etwas in
die Richtung zu tun.
Oft werden ja freiheitliche Anträge schon von
vornherein abgelehnt, weil sie eben offensichtlich von den Freiheitlichen sind.
Mir fällt da im Besonderen ein Antrag von vor einigen Jahren ein, das geschah
allerdings unter Ihrem Vorgänger. Aufgrund massiver Bodenverunreinigungen und
Flurschäden auf der Donauinsel infolge des Donauinselfestes - Kollegin
Schöfnagel hat damals sehr eindrucksvoll mit einigen Fotos deutlich
dokumentiert, um welche Schäden es sich gehandelt hat - haben wir gefordert,
dass jeder, der auf der Donauinsel beim Donauinselfest einen Stand betreiben
will, eine Kaution zu hinterlegen hat. Diese Kaution wäre, sollte der Stand
zurückgegeben werden mit Bodenverunreinigung, wie wir sie vorgefunden haben -
Frittieröl, das in die Wiese getropft ist, Essensreste, die in den Gebüschen
liegen geblieben sind -, für die Reinigung dort einzubehalten. Das ist etwas
durchaus Übliches in anderen Bereichen, aber offensichtlich nicht, wenn es ein
freiheitlicher Antrag ist. Ich kann mich noch erinnern, wie Herr Kollege
Kopietz damals massiv dagegen gewettert hat und uns unterstellt hat, wir würden
das Donauinselfest verhindern wollen. Interessant war nur: Der Antrag wurde
abgelehnt, und still und heimlich wurde ein, zwei Jahre später die Kaution
eingeführt, ganz einfach, weil sie wirklich sinnvoll ist. Ich denke schon, dass
sich einiges gebessert hat.
Heute
stellen wir Freiheitliche wieder einen Antrag in diese Richtung. Ich hoffe,
dass diesmal im Ausschuss eine sachliche Diskussion möglich sein wird, dass
nicht die parteipolitische Brille aufgesetzt wird und von vornherein gleich
"njet" gesagt wird. Frau Kollegin FRANK hat mich auf einen TV-Bericht
aufmerksam gemacht, der sich darauf bezieht, dass sich die Stadt München sehr
umweltfreundlich gibt. Wer sich um einen Stand beim Münchner Oktoberfest
bewirbt, muss seine Umweltfreundlichkeit nachweisen. Für den Einsatz von
erneuerbarer Energie oder von Energiespar-Einrichtungen, für die
Wiederverwertbarkeit von Einrichtungen wie Zäunen - Holz et cetera - oder von
Geschirr, für die Reduktion von Müll, für die Wiederverwertung etwa des
Spülwassers für Gläser, für WC-Spülung oder für die Bodenreinigung, für
möglichst kurze Transportwege beim Gütertransport zum Veranstaltungsort, für
den Einsatz von Bioprodukten und sonstige ökologisch sinnvolle Maßnahmen werden
Ökopunkte vergeben, und diese Ökopunkte werden bei der Auswahl zur Vergabe des
Standes bevorzugt berücksichtigt. So möchte München sicherstellen, dass auch
bei Großveranstaltungen der Umweltschutz nicht zu kurz kommt.
In Wien ist da ja schon einiges geschehen, und das ist
durchaus begrüßenswert. Es gibt bei Großveranstaltungen das Gläserpfand, es
gibt das Geschirrmobil der
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