Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 134
in diesem kommenden Jahr nach Kräften dafür einsetzen, dass
dieses Problem endlich gelöst wird. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Meine Redezeit ist bedauerlicher Weise zu Ende,
deswegen nur zwei kurze Antworten, eine für Kollegen Ulm.
Lieber Herr Kollege Ulm, wo immer Sie auch sind, es
würde mich wahnsinnig reizen, wenn ich noch Redezeit hätte, Ihnen ein bisschen
etwas zum Thema Stadtpolizei zu erzählen - ja, da sind Sie (GR Dr Wolfgang
Ulm steht hinter den Sitzreihen.) -, und zwar nicht zuletzt auch aus der
leidvollen Erfahrung griechischer Städte, die das, was Sie hier vorgeschlagen
haben, seit mehreren Jahren haben. Ich sage es nur kurz, und wir können das
Thema einmal von dieser Stelle aus vielleicht in den nächsten Tagen oder
irgendwann anders besprechen: Dieser Vorschlag kostet viel Geld und bringt gar
nichts, aber auch rein gar nichts in Sachen Sicherheit für die Stadt. Es gibt
Hunderte wunderbare Argumente, warum das nichts bringt. Darüber hinaus halte
ich aus bürgerrechtlicher Sicht Ihre Vorschläge für hoch bedenklich und
deswegen werden wir Ihre Anträge hier ablehnen.
Zum Kollegen Barnet: Ja ich hoffe, lieber Günther
Barnet, dass ich genug akulturiert bin, dass ich von dir oder von jemand
anderem deiner Fraktion eine schriftliche Bestätigung bekomme, dass meine
Akulturation erfolgreich abgeschlossen ist, weil man ja bei euch nicht weiß, ja
also es gibt ja immer wieder Debatten, es könnte ja jemand auf die Idee kommen,
ich bin zu früh oder zu Unrecht eingebürgert worden, aber jedenfalls... (GR
Günther Barnet: Wenn du darauf bestehst, ja!)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner
(unterbrechend): Frau Stadträtin, Sie haben eine Minute schon mehr
bekommen. Ich erinnere Sie daran.
StRin Mag Maria Vassilakou (fortsetzend):
Es ist wirklich nur mehr dieser Satz zu Ende.
Jedenfalls seine Ausführungen teile ich überhaupt
nicht (GR Günther Barnet: Das hätte mich auch gewundert!) und deswegen
möchte ich umso mehr und umso vehementer von dieser Stelle aus an die Wiener
SPÖ und an die Stadträtin appellieren, sämtliche Vorschläge, die ich
unterbreitet habe, in diesem Jahr 2004 bitte dringend umzusetzen! (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächste Rednerin ist Frau Lakatha gemeldet. Ich erteile ihr das Wort.
GRin Ingrid Lakatha (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Stadträtin! Frau Vorsitzende! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Frau Stadträtin, es ist Ihnen gelungen, den
Budgetansatz für die MA 57 um 260 000 EUR zu erhöhen. Das ist
schön, aber das ist einfach zu wenig, denn diesen Betrag werden Sie
voraussichtlich für die zugesagte zweiprozentige Steigerung der
Frauensubventionsförderung im Rahmen der 3-Jahres-Verträge brauchen und für Frauenförderung,
für eigene Projekte, bleibt wieder nichts übrig. Ich hoffe, Frau Stadträtin,
Sie geben mir Recht, wenn ich sage, dass die Stadt Wien für Frauenförderung zu
wenig Geld ausgibt. Geben Sie mir Recht? (Beifall bei der ÖVP.) Mein
Standpunkt bleibt trotzdem. Sie haben mich in der kurzen Zeit wirklich nicht
überzeugt und bisher auch nicht.
Ich möchte noch kurz auf den Arbeitsmarkt eingehen.
Im Jahre 1985 war die Arbeitslosenquote in Wien 4,5 und in Österreich
betrug sie 4,8. Das heißt, Wien hat wesentliche bessere Arbeitsbedingungen
und Arbeitsmarktverhältnisse gehabt als das übrige Österreich. 2003 hat Wien
die höchste Arbeitslosenquoten mit 9,2 erreicht, wobei der
Österreichdurchschnitt bei 6,1 liegt. Sagen Sie jetzt bitte ja nicht, es ist
der Bund Schuld, sondern das ist die verfehlte Wirtschafts- und
Arbeitsmarktpolitik in Wien, denn Oberösterreich liegt bitte auch in Österreich
und hat eine Arbeitslosenquote knapp unter 4 Prozent. An diesem Land
sollten Sie sich ein Beispiel nehmen! (Beifall bei der ÖVP.)
Erschreckend ist nämlich auch, dass in Wien die
Arbeitslosenquote der Frauen mehr zunimmt als die der Männer. (GR Godwin
Schuster: Wer sagt denn das?) Wenn, wie vorhin die Kollegin LUDWIG gesagt
hat, der WAFF mit 750 000 EUR mehr bestückt wird, so würde ich sagen,
ist das eine sehr, sehr gute Aktion, wenn dieses Geld richtig verwendet werden
würde und zwar für Ausbildung, Weiterbildung und Umbildung, aber nicht für die
Verwaltung. Beim WAFF ist es erwiesen, dass 44 Prozent der Gelder, die
hinein fließen, für die Verwaltung verwendet werden und nicht für die Leute,
die Arbeitsplätze suchen. Das ist falsch eingesetztes Geld! (Beifall bei der
ÖVP.)
In keinem anderen Bundesland ist das Missverhältnis
zwischen Lehrlingen und offenen Stellen so eklatant wie in Wien. (GR Godwin
Schuster: Jeder dritte Lehrling in Wien kommt aus Niederösterreich!) Im
Burgenland kommen auf eine Lehrstelle 2,7 Lehrlinge, in Wien auf eine
offene Lehrstelle 8,2 Suchende (GRin Josefa Tomsik. Weil die
Niederösterreicher dazu kommen!) und in Salzburg hat ein Lehrling
1,2 Lehrstellen. Das heißt, er kann sie zwar nicht besetzen, aber er hat
die Möglichkeit der Auswahl. Bitte auch das kommt nicht von ungefähr und zeigt
auch von verfehlter Arbeitsmarktpolitik in Wien.
Auffallend ist bereits, dass bei den Lehrlingen ein
großer Einkommensunterschied zwischen männlichen und weiblichen Lehrlingen
besteht. Weibliche Lehrlinge haben einen Nettoeinkommensdurchschnitt von
4 748 EUR und männliche von 5 667 EUR. (GR Godwin Schuster:
Wer ist da Schuld?) Also das ist jetzt bestimmt nicht Ihre Schuld, wenn Sie
auch ein bissel mitschuldig sind (GR Godwin Schuster: Wo?), aber es
zeigt sich bereits das ... (GR Godwin Schuster: Wo? Wo? – GRin Josefa
Tomsik: Das ist ja die Wirtschaft!) Es ist die Wirtschaft und es ist auch
die Gewerkschaft, die da mitarbeiten muss, ja. (GR Godwin Schuster: Nein,
nein!) Aber ich möchte ganz ehrlich sagen, es liegt sicher auch daran, dass
die Mädchen nicht die gleichen Berufe wie die Burschen ergreifen. Aber der
Einkommensunterschied ist auch bereits am Anfang der Berufsbahn merkbar.
Ganz besonders wichtig ist es, dass bereits in der Schule
die Mädchen darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie auch männerdominierte
Berufe ergreifen
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