Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 134
zuständige Familienstaatssekretärin, die diese Studie
präsentiert hat, ist jetzt aufgefordert, auch tatsächlich Schritte zu setzen.
Denn ich weiß nicht, wozu Studien präsentiert werden, wozu man sich bei
Pressekonferenzen mit Expertinnen und Experten hinsetzt, wenn man mit den
Ergebnissen dann nichts macht, außer lapidar den Kommentar anzufügen: Ich
denke, die Familienpolitik in Österreich ist auf dem richtigen Weg. Aber sonst
passiert nichts, außer dass eine hoch bejubeltes Recht auf Teilzeit eingeführt
wird, das nur leider drei Viertel der Betroffenen nicht in Anspruch nehmen
können.
Das ist nämlich genau die Politik, dass man glaubt,
mit schönen Worten Politik nach außen machen zu können. Aber ich sage Ihnen,
die Betroffenen wissen das sehr wohl, denn sie wissen ja selbst, dass sie aus
all Ihren Regelungen leider keinen Nutzen ziehen können. (Beifall bei der
SPÖ.)
Eine besonders armutsgefährdete Gruppe – auch auf die
möchte ich zu sprechen kommen – ist jene der Migrantinnen in erster Linie, aber
natürlich auch jene der Migranten. Und damit komme ich zur Integrationspolitik
der Stadt. Ich denke, es war eine Auszeichnung für die Integrationspolitik der
Stadt und für die Integrationsstadträtin, dass die Internationale Metropolis
Konferenz diesen September in Wien stattgefunden hat. Ich denke, es war toll,
dass es Renate Brauner gelungen ist, vor allem so viele internationale
hochkarätige Gäste und Expertinnen und Experten nach Wien zu bringen. Ziel und
Motto dieser Konferenz war, Zuwanderung als Chance zu sehen, als Chance für
wirtschaftlichen Aufschwung und für kulturelle Diversität. Und ich denke, das
ist auch der Leitsatz, der die Wiener Integrationspolitik begleitet.
Als Renate Brauner vor zirka einem Jahr eine Studie
mit dem Titel "Migration, Integration, Diversität" präsentiert hat,
war das der Startschuss für einen Paradigmenwechsel in der Wiener
Integrationspolitik. Das Motto lautet nun "Vom Rand ins Zentrum", und
ich finde es toll, dass das Ziel der Wiener Integrationspolitik nun ist,
MigrantInnen in Zukunft nicht mehr – ich sage es jetzt so unter
Anführungszeichen – "gesondert" zu betreuen, sondern Ziel der
künftigen Integrationspolitik ist es, dass Migrantinnen und Migranten selbstverständlich
vom Regelbetrieb der Stadt betreut werden. Ich halte das für einen sehr, sehr
mutigen, zukunftsorientierten Schritt und gratuliere der Stadtverwaltung dazu.
Ich denke aber auch, dass der Integrationsfonds in
den letzten elf Jahren sehr wertvolle Pionier- und Pionierinnenarbeit in dieser
Stadt geleistet hat. Auch ich möchte von dieser Stelle aus allen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für diese ganz, ganz wertvolle Arbeit
herzlich danken. Ich glaube, dass wir in den letzten Jahren und Jahrzehnten
hier auch etwas geleistet haben, denn viele aus anderen Städten sind nach Wien
gekommen, haben sich das angeschaut und haben gesagt: Toll! Das wollen wir
auch. Das werden wir auch aufbauen. Sie haben sich für unsere Struktur
interessiert.
Nun ist es aber sozusagen an der Zeit, den nächsten
logischen Schritt zu setzen, einen Schritt, bei dem die Stadt sehr, sehr
bewusst für eine neue Herausforderung steht. Ich denke, es ist ganz, ganz
wichtig in diesem Prozess, dass wir als Stadtverwaltung vor allem das Potential
der Migrantinnen und Migranten nutzen.
Ich bin überzeugt davon, dass wir als Stadt auch
diesen Schritt schaffen werden. Wir wünschen uns alle miteinander schon jetzt
gutes Gelingen und eine gute Zusammenarbeit im Aufbau dieser neuen Abteilung
und dieser künftigen Integrationspolitik. (Beifall bei der SPÖ.)
Nur ganz kurz zum Kollegen Ulm, der gerade hinten
telefoniert, vielleicht kann er mir kurz zuhören. Ich glaube, Sie haben es
nicht ganz verstanden. Ich habe mich erkundigt, Sie waren tatsächlich bei der
letzten Sitzung des Integrationsfonds, und dort ist das sehr, sehr ausführlich
und breit diskutiert und Ihnen auch erklärt worden, dass es nämlich nicht um
eine Kürzung der Mittel der Integrationspolitik geht, sondern dass es um ein provisorisches
Halbjahresbudget geht, weil es eben derzeit eine Übergangsphase gibt. Jetzt
verstehe ich nicht, wieso Sie sich hier herstellen und wider besseren Wissens
sagen, wir haben das Integrationsbudget gekürzt. Ich verstehe das nicht.
Wie überhaupt Ihre gesamte Rede davon gekennzeichnet
war, hier nicht zu versuchen, konstruktive Beiträge zu bringen, sondern zu
versuchen, Skandale, angebliche Skandale, über die zwar kein Mensch spricht,
hier auszubreiten, weil Ihnen anscheinend bei Vorbereitung für Ihrer Rede
nichts anderes eingefallen ist. Und dann stellen sie auch noch wider besseren
Wissens hier Behauptungen auf, die Sie spätestens in der letzten Sitzung des
Integrationsfonds widerlegt bekommen haben. Ich habe mich erkundigt, es ist
Ihnen sehr genau erklärt worden, dass es anders ist, als Sie wiederholt hier
falsch behauptet haben. (Beifall bei der SPÖ. – GR Dr Wolfgang Ulm weist auf
ein Blatt Papier hin, das er in die Höhe hält.)
Wir und ich sehen Vielfalt als Bereicherung in dieser
Stadt. Ich denke, in allen Bereichen – ich habe zuerst auch schon den
Wirtschaftsbereich angesprochen –sollten wir genau diese Vielfalt als
Bereicherung sehen und auch versuchen, unseren Nutzen daraus zu ziehen. Auch
ich bin sehr stolz darauf, dass wir es geschafft haben, ein Wahlrecht auf
Bezirksebene zu beschließen, ein Wahlrecht für ausländische Mitbürgerinnen und
Mitbürger, denn ich bin überzeugt davon, dass mehr Demokratie dem Volk noch nie
geschadet hat in dieser Stadt und in dieser Republik. Ich bin sehr stolz auf das
AusländerInnenwahlrecht. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich möchte auch noch kurz auf die Sprachkurse
eingehen, weil ich das überhaupt nicht verstanden habe.
Die Sprachkurse waren nämlich auch in meinem Redekonzept
drinnen und zwar als sehr, sehr positives Beispiel, weil wir sehr stolz darauf
sind, dass wir es geschafft haben, in den letzten 5 Jahren ungefähr
25 000 Menschen zu unseren Sprachkursen zu bringen, und zwar
freiwillig, weil genau das auch der Schlüssel zum Erfolg ist. Und besonders
stolz sind wir darauf, dass beispielsweise letztes Jahr 70 Prozent Frauen
unter den Besucherinnen und Besucher waren. Das hat auch Gründe, weil wir
unsere Sprachkurse auch für
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