Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 134
Frauen aus diesen Kulturkreisen, denke ich, sehr attraktiv
gestalten und weil wir Kinderbetreuung anbieten. Wir sind sehr stolz darauf und
mussten sogar - und es freut mich, dass uns das gelungen ist - heuer weitere
80 000 EUR in weitere Sprachkurse investieren, weil die Sprachkurse
nämlich so überlaufen sind und ein derartig großer Run auf unsere Sprachkurse
stattfindet.
Das ist im Übrigen auch Politik gegen Armut und ich
bin eigentlich sehr stolz darauf und verstehe überhaupt nicht, wie Sie auf die
Idee kommen, dass es hier Probleme gibt. Aber vielleicht können wir uns dann im
Anschluss noch kurz (GR Günther Barnet: Ich habe noch 5 000! Ich habe
noch 5 000!) darüber unterhalten und es findet da auch noch Aufklärung
statt.
Ich möchte noch zu einem Thema kommen, weil es mir
persönlich ein ganz, ganz wichtiges Anliegen ist, denn - Monika Vana hat schon
darauf hingewiesen - morgen beginnen die „16 Tage gegen Gewalt“. Das ist
eine internationale Kampagne, die sich jedes Jahr zum selben Zeitraum
wiederholt, beginnend nämlich am „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“
am 25. November, morgen. Sie dauert dann 16 Tage bis zum
10. Dezember und endet dann am „Internationalen Tag der Menschenrechte“.
Ich sage das deshalb dazu, weil ich draufgekommen bin, dass oft viele - auch
hier herinnen - gar nicht so Bescheid wissen, obwohl es uns, denke ich,
gelungen ist, in den letzten Jahren auch medial immer mehr Beachtung zu
bekommen. Und ich denke es ist eine wichtige Zeit, in diesen 16 Tagen auf
eine Problematik aufmerksam zu machen, die uns alle sehr beschäftigen sollte.
Ich bin sehr stolz darauf, dass die Stadt auch heuer äußerlich im Rahmen dieser
„16 Tage gegen Gewalt“ ein Zeichen setzen wird. Es wird nämlich eine
internationale Fahnenaktion auch von der Stadt unterstützt und Sie werden
morgen, wenn Sie zum Gemeinderat und zu unseren Sitzungen kommen werden, am
Rathaus eine Fahne mit dem Motto "Frei leben ohne Gewalt" sehen. Sie
wird nicht nur am Rathaus hängen, sie wird auch auf vielen Magistratischen
Bezirksämtern zu sehen sein und ich denke, das ist ein wichtiges Zeichen, das
sind wichtige Symbole, die wir setzen und damit wollen wir auch viel
ausdrücken.
Ich möchte ein Thema ansprechen, weil vor einer Woche
hier eine Enquete stattgefunden hat, denn da, wo Sie jetzt sitzen, saßen vor
zirka einer Woche Anwältinnen und Anwälte, Psychologen und Psychologinnen,
Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, nein
nur Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser - dort gibt es nur Mitarbeiterinnen -,
also viele, viele Expertinnen, auch Polizistinnen und Polizisten. Der Saal war
gerammelt voll. Es war nämlich so ein großer Andrang, dass auch die Galerie
voll besetzt war. Es war eine Enquete zum Thema "Psychoterror" oder
wie es im internationalen Sprachgebrauch heißt "Stalking". Stalking
ist in Österreich zwar ein relativ unbekannter Begriff, aber er findet sich
mittlerweile international auch schon als Begrifflichkeit in verschiedensten
Gesetzesbereichen wieder. Ich bin auch sehr froh und sehr stolz darauf, dass es
das Frauenbüro der Stadt Wien, konkreter gesagt der 24-Stunden-Frauen-Notruf
geschafft hat, für Wien dieses Thema hier erstmals öffentlich zu thematisieren
und diese Enquete zu veranstalten.
Diese Enquete hat sehr, sehr großes Interesse
gefunden. Ich möchte erstens den Veranstalterinnen zu dieser exzellenten
Enquete gratulieren und es hat eines sehr deutlich gezeigt, dass nämlich auch
wir in Österreich ganz, ganz dringend gesetzliche Grundlagen zur Handhabung von
Stalking - von Psychoterror, wie wir es nennen - brauchen. Ich habe schon
gesagt, es waren bei dieser Enquete auch Polizisten anwesend und ich habe in
der Pause auch mit einem gesprochen, der gesagt hat; Ja das ist Alltagsarbeit
für uns. Es wenden sich täglich viele an uns, vor allem natürlich in erster
Linie Frauen, die sagen, sie werden meist von ihren ehemaligen Ehemännern oder
ehemaligen Liebhabern belästigt, bedrängt, Psychoterror findet statt. Wir
kommen oft hin oder die Frauen kommen auch oft zu uns und wir können nichts tun
und können immer nur sagen: „Es tut uns Leid, wir können nichts tun.“
Wir alle kennen diese Situationen und auch die
Polizei kennt diese Situation. In vielen Fällen ist es auch oft zu spät. Es
finden Übergriffe statt und in ganz dramatischen Fällen ist das Ende auch die
Ermordung der Frau.
Uns geht es darum, dass wir in Österreich auch die
Möglichkeit schaffen, der Polizei schon viel früher Möglichkeiten zu geben,
hier einzugreifen. Deshalb fordere ich auch von dieser Stelle aus, dass wir
gemeinsam hier herangehen um zu schauen, wie sinnvolle gesetzliche Grundlagen
geschaffen werden können, um auch in Österreich Stalking zu ahnden.
Dass die Stadt Jahr für Jahr in ihrem Budget große
Finanzmittel für die Prävention von Gewalt und Hilfe für die Opfer, meist
Frauen und Kinder – ich habe es schon gesagt –, zur Verfügung stellt, und zwar
selbstverständlich zur Verfügung stellt, finde ich toll. Das ist in Österreich
leider einzigartig und es sei einmal mehr auch von dieser Stelle hier erwähnt
und ich finde es persönlich auch sehr wichtig und toll, dass das Budget der
Frauenhäuser für das nächste Jahr erhöht werden konnte. Ich glaube, die
Frauenabteilung hat sich unseren Dank und unsere Unterstützung bei ihrer Arbeit
verdient, hier vor allem auch bei ihrer Antigewaltarbeit, aber auch bei ihrer
gesamten Arbeit, was Frauenförderung in dieser Stadt betrifft. (Beifall bei
der SPÖ.)
Und Monika Vana, wenn du gesagt hast, du findest es traurig,
dass das Frauenbüro so wenig Geld hat, dann finde ich es eigentlich traurig,
dass gerade du, die sich so stark auch mit Gender budgeting beschäftigt, das
sagst, wobei ich schon darauf gespannt bin, ob wir in unserer überparteilichen
Arbeitsgruppe hoffentlich auch diesen Prozess, diesen Diskurs in den nächsten
Monaten hier gemeinsam fortführen werden. Aber gerade du weißt auch, dass
natürlich Frauenförderung nicht nur budgetär im Bereich der MA 57
stattfindet, sondern dass gerade wir von Anfang an unter dem Motto "Frauenpolitik
ist Querschnittspolitik" in allen Bereichen, in allen Ressorts hier
Maßnahmen, auch budgetärer Natur natürlich, setzen. Um nur ein Beispiel, eine
tolle Sache zu
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