Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 134
Ministerien
– Innenministerium, Finanzministerium, Bundeskanzler –, und da steht drinnen,
dass diese Zollwacheorgane an die Außengrenze kommen sollen, an die
Schengengrenze und dort, beginnend ab der Mitte 2004, das Bundesheer von einer
artfremden Aufgabe entlasten sollen und dort die Kontrolle machen, nämlich die
Aufgabe übernehmen, die eigentlich dem Innenministerium gehört. Ich bin
gespannt. Irgendwer sagt jetzt die Unwahrheit: Entweder der Kollege Ulm, weil
er es nicht besser weiß und falsch informiert ist von seinem eigenen
Innenminister, oder das Verwaltungsübereinkommen stimmt nicht, oder man hat das
Bundesheer angelogen, wie so oft in dieser Republik. Irgendetwas wird
passieren, Kollege Ulm, aber ich werde es mir jedenfalls aufschreiben und
merken.
Frau
Stadträtin! Kommen wir zu Ihrem Aufgabenbereich. Der ist so groß, dass ich
nicht weiß, über welche Themen ich selbst in 40 Minuten reden soll. Es ist
so eine Breite. Sie tun mir wirklich Leid, das ist schon fast zu viel, aber ich
tu mir selbst auch ein bisschen Leid und werde mich auf einige Kapitel
beschränken.
Ich
beginne heute mit den Personalangelegenheiten, weil sie schon mehrfach
angesprochen worden sind. Einerseits war da eine wirklich interessante Debatte
über die Frage: Ist der öffentliche Dienst ein Arbeitsplatzbeschaffer, vor
allem in Zeiten der schlechten Konjunktur? Also ich halte das Gejammere, das da
heute über den Abbau von öffentlichen Bediensteten war, für eine falsche
Einstellung. Ich bin selbst öffentlich Bediensteter, wenn es mich betreffen
würde, wäre es eben so. Aber es ist ja nicht so, dass da irgendwer
hinausgeschmissen wird. Das wird irgendwie falsch dargestellt. Da wird einfach
nur der so genannte natürliche Abgang nicht nachbesetzt im Bund. Und da kann
man auch nicht sagen, die 15 000 gehen alle zu Lasten Wiens, denn das
ist das Pass- und Meldewesen. Also die 15 000 Bundesbediensteten, die
bis jetzt das Pass- und Meldewesen vollzogen haben und die jetzt alle auf Wien
oder andere Länder übergegangen sind, die zeigt mir einmal einer. (Zwischenruf
des GR Godwin Schuster.) Warte,
ich bin ruhig, ich habe die Zeit, ich kann dir heute zuhören. Also bitte, mache
es noch einmal laut. (Neuerlicher Zwischenruf des GR Godwin Schuster.) Na
ja, weißt du, der öffentliche Dienst ist zwar schön, aber er sollte wirklich
nicht der überwiegende Arbeitgeber sein. (GR
Dr Kurt Stürzenbecher: Bei dir zu 100 Prozent!) Na ja, schau, Kurti,
er sollte sich orientieren an den Fragen Produktivität, Effizienz,
Kundenorientiertheit und daran, ob es überhaupt eine öffentliche Aufgabe ist
oder nicht, aber nicht an der Frage: Haben wir eine schlechte Konjunktur?
Müssen wir ein paar Leute beschäftigen? Ich weiß nicht, ob das die richtige
Aufgabenstellung für den öffentlichen Dienst ist.
Diese
Frage stellt sich in dieser Stadt auch niemand. Ich bemerke es nicht. Mir fehlt
die entsprechende Verwaltungsreform, an deren Ende man sagen kann, was eine
öffentliche Aufgabe ist, was keine ist und wie viele Bedienstete wir daher in
Zukunft brauchen.
Um
es noch einmal zu sagen: Es soll keiner hinausgeschmissen werden, die Leute
sollen jetzt auf ihren Arbeitsplätzen bleiben, aber man soll sich überlegen, ob
die Anzahl wirklich ausreichend ist. Denn es ist auch nicht wenig, Frau
Stadträtin – Sie müssen sich das leider anhören, weil Sie für
Personalangelegenheiten zuständig sind –, es sind immerhin fast 30 Prozent
des Budgets, zirka 3 Milliarden EUR und – der Kollege Ulm hat es schon
gesagt – zirka 30 000 Bedienstete und fast noch einmal so viele beim
KAV. Wenn man sich die Einsparung anschaut, die für heuer vorgesehen ist, dann
liegt die im Bereich von 0,3 Prozent bis zu einem Promille.
Jetzt
kann man nicht ernsthaft sagen, dass man da nicht ein bisschen mehr tun könnte.
Ich würde ja noch verstehen, wenn Sie Schwerpunkte setzen und bei den
Personalangelegenheiten sagen würden: Wir haben einen hohen Bedarf im
Gesundheits- und Sozialwesen, da stecken wir mehr hinein, wir sparen beim
allgemeinen Magistrat. Aber das ist ja nicht der Fall. Beim allgemeinen
Magistrat wird am wenigsten gespart. Das, Frau Stadträtin, ist der Vorwurf, da
könnte man sich einmal etwas überlegen.
Aber
wenn gespart wird – das sage ich jetzt auch –, dann ist es oft so, dass das
quasi nach dem "System SPÖ" geht, das heute schon besprochen wurde.
Dann wird der eine oder andere befristete Vertrag nicht verlängert. Ich sage
Ihnen, das gibt es beim Bund nicht, zumindest ist mir kein solches Beispiel
bekannt. In Wien sind mir solche Beispiele bekannt, beispielsweise bei den
Bädern. Zufällig trifft es dann Leute, die für die FPÖ kandidiert haben bei der
Personalvertretungswahl. Das wird vermutlich nur ein Zufall sein, aber der
Kollege Römer wird das bei den Bädern noch genauer ausführen können.
Und
nun, Frau Stadträtin, auch zur Frage der Organisationsform. Es ist der
Integrationsfonds angesprochen worden. Ich bedaure das nicht so sehr, dass der
jetzt wieder zum Magistrat kommt. Ich sage das ehrlich. Ich würde mir zwar auch
mehr Information darüber wünschen, ich würde mich freuen, wenn im Budget oder
sonst irgendwo irgendetwas darüber stünde. Man findet da eigentlich nichts
außer die fehlenden 3 Millionen EUR, aber sonst wissen wir nichts.
Vielleicht sollten wir da ein bisschen zu einer neuen Diskussionskultur kommen,
vielleicht sollte man sich überlegen, diese Dinge jeweils auch im Ausschuss zu
diskutieren, damit das klarer ist, damit die Ausschussmitglieder wissen, worum
es geht und nicht nur irgendwelche nackten Zahlen sehen, die sehr viel
bedeuten, aber wenig aussagen.
Gehen
wir auch der Frage nach, wie die Stadt mit ihren Mitarbeitern in konkreten
Einzelfällen umgeht, und nehmen wir das Beispiel Lainz her. Frau Stadträtin,
Sie sind ja grundsätzlich nur bedingt zuständig, ich weiß das schon.
Personalangelegenheiten ressortieren zu Ihnen, das Disziplinarrecht und seine
Vollziehung liegen bei der Magistratsdirektion, aber die Vorgangsweise ist
seltsam.
Sobald es einen relativ kleinen Bediensteten trifft, wird
das Disziplinarrecht rigoros angewandt. Jetzt sage ich einmal, es gilt für
jeden grundsätzlich die Unschuldsvermutung, aber das Disziplinarrecht bedeutet
ja nicht automatisch, dass jemand bei Beginn des
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