Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 134
dass die Grünanlagenverordnung und die Reinhalteverordnung –
reine ortspolizeiliche Verordnungen in der ausschließlichen Kompetenz der
Gemeinde Wien – von der Gemeinde vollzogen werden müsste, sie tut es nur ganz
einfach nicht. Sie tut es in sträflicher Weise nicht und schafft ein
Sicherheitsrisiko. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass überall dort, wo es
zu Verunreinigungen, zu Graffiti-Zeichnungen, zur Verwahrlosung von Stadtteilen
kommt, die soziale Kontrolle fehlt und dass dort strafbare Handlungen natürlich
viel eher begangen werden, weil die Hemmschwelle dazu eine viel niedrigere ist.
Ein weiterer Grund, warum die Stadt Wien eine solche
Stadtpolizei einrichten sollte, ist, dass sie die Kapazitäten dazu hat. Und
zwar nicht nur deshalb, weil es Jahr für Jahr ein Budget von an die
10 Milliarden EUR gibt und 60 000 Gemeindebedienstete, nein,
auch weil es eine Luxuspersonalreserve von 3 000 Bediensteten gibt.
Wieso Luxuspersonalreserve von 3 000 Bediensteten? Das errechnet sich
mittelfristig ganz einfach aus dem Umstand, dass Sie sich hier in Wien nach wie
vor den unverständlichen Luxus leisten, Ihre Wiener Gemeindebediensteten
bereits mit 60 Jahren in Pension zu schicken (GR Godwin Schuster: Sie
schicken sie noch viel früher!), wogegen überall anders das von 61,5
ansteigend bis 65 beschlossen worden ist.
Was soll nun diese Stadtpolizei machen? Sie soll
erstens einmal die gemeindeeigenen ortspolizeilichen Verordnungen vollziehen,
und sie soll darüber hinaus auch die Polizei von Aufgaben entlasten, die an
sich wesensfremd sind, die nicht zum Kernbereich der Polizei gehören.
Beispiele: Überwachung der Reinhaltung von Straßen
und Gehsteigen nach der Straßenverordnung, Überwachung der Grillplätze,
Schulwegsicherung oder auch Überwachung des fließenden Verkehrs. Es ist nicht
einzusehen, warum ein Parksheriff, der sich da gerade die Kennzeichen von
parkenden Autos aufschreibt, nicht auch das Kennzeichen eines vorbeifahrenden
Autofahrers aufschreiben soll, wenn der beispielsweise bei einem Zebrastreifen
nicht anhält und Kinder gefährdet oder wenn der bei Rotlicht in ein
Kreuzungsplateau einfährt. Oder warum soll es nicht möglich sein, dass
Radarmessungen durch diese Stadtpolizei erfolgen?
Sehr geehrte Damen und Herren! Sie haben die Chance,
durch Zustimmung zu den nun von mir einzubringenden Beschlussanträgen etwas für
die Sicherheiten in dieser Stadt zu tun.
Der erste unserer Beschlussanträge beschäftigt sich
mit der Wiener Stadtpolizei in dem Umfang, als die vernachlässigten
ortspolizeilichen Verordnungen nun überwacht und exekutiert werden sollen. Die
entsprechenden Schritte und Umsetzungsarbeiten sollen unverzüglich in die Wege
geleitet werden.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
verlangt. (Beifall bei der ÖVP.)
Beschluss- und Resolutionsantrag Nummer zwei zur
Wiener Stadtpolizei. Hier geht es uns darum, dass nicht nur Aufgaben der
Gemeinde endlich effizient wahrgenommen werden, sondern geht es uns darum, auch
die Polizei von wesensfremden Aufgaben zu entlasten. Der Beschlussantrag
lautet:
"Der Gemeinderat spricht sich für die Schaffung
einer Wiener Stadtpolizei aus, die neben der Überwachung der
Parkraumbewirtschaftung, des ruhenden Verkehrs und der ortspolizeilichen
Verordnungen die Bundespolizei von Aufgaben entlastet, die nicht zum
Kernbereich der Polizeiaufgaben gehören. Entsprechende Gespräche mit dem
Bundesministerium für Inneres sollen unverzüglich aufgenommen werden."
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
verlangt. (Beifall bei der ÖVP.)
Der dritte Antrag beschäftigt sich mit der
Videoüberwachung in den U-Bahn-Stationen und Verkehrsknotenpunkten. Hier geht
es uns darum, dass diese Kameras nicht nur auf Monitore übertragen, sondern
auch aufzeichnen.
"Der Gemeinderat fordert den Bürgermeister sowie
den amtsführenden Stadtrat für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener
Stadtwerke als Eigentümervertreter der Stadt Wien bei den Wiener Linien auf, entweder durch
Vertrag mit den Wiener Linien oder durch andere geeignete
Schritte sicherzustellen, dass Überwachungskameras der Wiener Linien in Hinkunft Bildmaterial nicht nur auf Monitore
übertragen, sondern auch für die Dauer einer effizienten
Kriminalitätsbekämpfung aufzeichnen."
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
verlangt. (Beifall bei der ÖVP.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Sie können etwas für
die Sicherheit in dieser Stadt tun. Stimmen Sie unseren Anträgen zu! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende Josefa Tomsik: Als Nächster
zu Wort gemeldet ist Herr GR Barnet. Ich erteile es ihm.
GR Günther Barnet (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren!
In dieser nahezu emotionsgeladenen, heißen Debatte
habe ich es jetzt natürlich schwer, anzuschließen und mich sachlich zu
positionieren (ironische Heiterkeit bei
der SPÖ) , aber, Ihr Einverständnis voraussetzend, werde ich mich bemühen.
Wenn Sie wollen, kann ich jedoch ruhig auch ein bisschen ins Volle greifen und
austeilen. Außerdem habe ich ja ausreichend Zeit. (Zwischenrufe bei der
SPÖ.) Danke, Frau Kollegin Ludwig,
ich werde mich bemühen. Wenn Sie mich nicht durch allzu viele Zwischenrufe dazu
motivieren, muss ich auch keine zweite Wortmeldung machen, weil ich heute
allein spreche. Also es liegt an Ihnen.
Kollege
Ulm, einen Satz: Also das mit den 1 000 Zollwacheorganen, das
schreibe ich mir auf, und wenn die dann nicht in Wien landen, dann hat
irgendwer die Unwahrheit gesagt. (GR Dr Wolfgang Ulm: Dass alle in Wien
landen, habe ich nicht gesagt!) Na zumindest ein paar hundert. Jetzt bin
ich eh gnädig und sage, ein paar sind zwei, also das sind nicht allzu viele. (Heiterkeit
bei der SPÖ und den GRÜNEN.)
Ich weiß es nicht, aber ich kenne ein
Verwaltungsübereinkommen zwischen mehreren
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