Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 134
amerikanischen Wirtschaft in der ZiB 1 oder ZiB 2
gemeint hat, es würde keinem amerikanischen Politiker einfallen, die
amerikanische Wirtschaft schlecht zu machen. Und das ist in der Tat ein Unterschied,
wenn ich das hier nur einmal bescheiden anmerken darf. Hier wird nicht
differenziert in der Frage Wirtschaftsstandort, und ich bin nur froh, dass
ausländische Investoren, um die wir uns bemühen, die Kommentare hier im
Gemeinderat nicht zur Kenntnis bekommen.
Ich glaube, dass es einfach notwendig ist, konkreter
über die Dinge zu reden, und ich bin bereit, meiner sehr geehrten Damen und
Herren von der Opposition, über diese Fragen konkret zu reden. (GR Mag Hilmar Kabas: Ja, wir sind schuld!
Das ist ja hanebüchen!) Machen wir konkrete Diskussionen im
Finanzausschuss, machen wir konkrete Diskussionen anderswo, aber hören wir
damit auf, den Wirtschaftsstandort Wien pauschal schlecht zu machen. Das lohnt
sich nicht. Das kann nur dazu beitragen, dass das Klima vergiftet wird. Die
Bevölkerung glaubt es ohnehin nicht. Entschuldige, wer in der Bevölkerung
glaubt das schon, was da, wenn er hier sitzt, an dramatischen Schilderungen
passiert. (GR Mag Hilmar Kabas: Die
Arbeitslosen zum Beispiel!) Also ich würde sagen, da würden die
Umfrageergebnisse ganz anders ausfallen, wenn das, was ihr hier sagt, wirklich
in die Köpfe der Bevölkerung hineinginge und deren Meinung sich mit eurer
deckte. (GR Mag Hilmar Kabas: Es ist ein
Irrtum, zu glauben, wenn man Fakten sagt, dass das Schlechtjammern ist!)
Ich sage
das nicht überheblich, aber ich bin sehr dafür, dass wir das konkretisieren.
Wirtschaftsfragen, Beschäftigungsfragen sind keine Fragen, die von Natur aus
Dissensfragen sind. Das sind sie möglicherweise in der Transportierung in der
politischen Propaganda, aber in der Realität der Erzeugung von positiven
Ergebnissen sollten wir einen Konsens anstreben. Und das geht, wenn wir
gemeinsam konkret über Projekte sprechen.
Damit bin ich auch schon beim
Schluss. Ich denke, dass das, was wir vorgelegt haben, mit Recht nicht als das
allerbeste aller Budgets dargestellt wurde, auch von mir nicht. Wenn ich es mir
aussuchen hätte können, wenn ich Einnahmen hätte in allen Taschen, würde ich
mir viele andere Dinge einfallen lassen. Da würde ich auf alle Dinge, die hier
gesagt worden sind, was man dort und da noch tun kann, positiv reagieren. Aber
für die Bedingungen, die wir vorfinden – und die sind ja unbestritten gewesen,
es hat sich ja niemand hier hergestellt und gesagt, Herr Finanzstadtrat, Sie
haben nicht Recht, es liegt nicht daran, dass die Einnahmen weniger werden; das
hat ja niemand gesagt –, nämlich bei geringeren Einnahmen ein Budget zustande
zu bringen, dass das realisiert, das ist, denke ich mir, gut, es ist zukunftsorientiert
und sozial engagiert. Es mag schon sein, dass die einzelnen Ansätze da oder
dort nicht 100-prozentig erfüllt werden, aber vergleichen Sie das mit allen
anderen Budgets, die derzeit zur Diskussion stehen, dann ist das Wiener Budget
zukunftsorientiert, verlässlich und vor allem sozial engagiert. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Wir kommen nun zur Beratung der
Geschäftsgruppe Integration, Frauenfragen, Konsumentenschutz und Personal.
Als Erste ist, entgegen dessen, was Sie schriftlich
vorliegen haben, Frau Dr Vana zu Wort gemeldet. Ihre Redezeit ist
40 Minuten.
GRin Monika Vana (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich freue mich, dass die Geschäftsgruppe Integration,
Frauenfragen, KonsumentInnenschutz und Personal heute einmal etwas früher dran
ist als in den vergangenen Jahren. Seit ich Abgeordnete in diesem Haus bin,
waren wir immer erst am zweiten Tag dran und meistens ganz, ganz spät. Das
heißt, es ist schön, dass wir heute doch zu einer etwas frischeren Zeit – wobei
ich mir da gar nicht so sicher bin, wenn ich mich in dem Haus umschaue –
beginnen können, die Geschäftsgruppe zu debattieren.
Ich möchte mit einer frauenpolitischen Bilanz
beginnen und mich exemplarisch auf einige Punkte konzentrieren, die mir und den
Wiener Grünen sehr wichtig sind.
Zunächst einmal das
Budget zur Frauenpolitik. Das Budget ist die in Zahlen gegossene Politik, und
mit dem Budget übt Wien eine Verteilungs- und Lenkungsfunktion aus. Und da
schaut es bei den Frauen schon traurig aus. Wenn ich mir das Budget der
MA 57 anschaue, so sind 7,3 Millionen EUR 0,8 Promille des
Gesamtbudgets der Stadt Wien – 0,8 Promille! –, oder, wenn man es mit
anderen Zahlen vergleicht, ein Drittel der Garagenförderung zum Beispiel. Das
ist schon ein bisschen mager.
Ich denke, da hätte die MA 57 mehr
verdient, da hätten die 52 Prozent der Bevölkerung in dieser Stadt
mehr verdient. Gerade auch die MA 57 macht ausgezeichnete Arbeit –
dazu muss man den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gratulieren –, und sie
macht sie mit zu wenig Budget. Es ist zu wenig Budget, auch wenn – und das will
ich lobend hervorstreichen – das Budget der Wiener Frauenhäuser um
266 000 EUR erhöht wurde. Das ist gerade im Vorfeld des morgigen
Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen ein sehr gutes Signal.
Es ist – und ich komme auch zu positiven Anmerkungen
– trotzdem einiges weitergegangen für Frauen in dieser Stadt, und es wurden auch
einige grüne Forderungen erfüllt. Die möchte ich auch wirklich lobend erwähnen.
Zwei grüne Forderungen betreffend Frauen, die uns besonders
wichtig sind, wurden erfüllt. Das eine ist das Gleichbehandlungsgesetz für
Landeslehrerinnen. Das war ein grün-rotes Projekt. Die Landeslehrerinnen haben
jetzt auch einen wirksamen Diskriminierungsschutz, sie haben eine
Gleichbehandlungskommission, eine Gleichbehandlungsbeauftragte. Das ist auch
insofern besonders wichtig, weil der Ministerrat, also die Bundesregierung,
kürzlich das Antidiskriminierungsgesetz beschlossen hat.
Antidiskriminierungsgesetz, das klingt zwar sehr gut, hat aber doch ein paar
Fallen, insbesondere für Frauen, weil nicht nur die Gefahr besteht, dass damit
die positive Diskriminierung ausgehöhlt wird, sondern weil
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