Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 134
Ich denke, dass die Reaktion – noch nicht im Gemeinderat
durch Beschluss bestätigt –, dass wir im Rahmen der Weihnachtsbeleuchtung jetzt
beispielsweise auf einen 50-prozentigen Anteil umsteigen, ein kleines Beispiele
dafür ist, dass die enge Zusammenarbeit zwischen Stadt und Interessenvertretung
der Wirtschaft in diesem Bereich auch ohne größere und dramatische
Steigerungen, die leider nicht möglich sind, der Wirtschaft die Situation erleichtern
kann, die sicherlich nicht leicht ist.
Das Dritte ist: Ich möchte kurz auf das eingehen, was
Klubobmann Kabas hier gemeint hat, als er den Finanzminister – wenn auch mit
deutlich erkennbarer Zurückhaltung, aber doch – verteidigt hat, dass er als
Verletzter des Stabilitätspaktes anders zu sehen ist, weil er es ja im
Interesse der Konjunkturbelebung getan hat, während die Stadt Wien das nur aus
sozialen Gründen tut Ich hoffe, dass das ein Missverständnis ist und nicht so
gemeint war. (GR Mag Hilmar Kabas: Also
das ist deiner unwürdig! Na wirklich!)
Wenn das ein erschreckter Aufschrei ist, dann ist es
okay, aber ich möchte nur Folgendes sagen: Ich bin da ganz beim Präsidenten der
Österreichischen Wirtschaftskammer, Leitl, der ja zum Unwillen des Bundeskanzlers
und anderer Regierungsmitglieder in der "Böse-Buben-Partie", wie das
in den Zeitungen genannt wurde, Kritik an dem Konjunkturpaket geübt hat, eine
Kritik, die auch viele Wirtschaftsexperten geteilt haben, Kritik dahin gehend,
dass sich das Konjunkturpaket möglicherweise erst viele Jahre später auswirkt –
durchaus positiv, aber mit zeitlicher Verzögerung – und dass es, was die KÖSt
betrifft, also die Körperschaftssteuer, eigentlich nicht das ist, was sich die
Wirtschaft vorstellt.
Das mit Missachtung oder Verletzung oder
Nichteinhaltung des Stabilitätspaktes im Jahres 2004 in Zusammenhang zu
bringen, diese Rechnung geht nicht auf. Der Finanzminister hat den
Stabilitätspakt 2004 nicht eingehalten und nicht erst 2005 oder 2006, wenn die
Maßnahmen des Konjunkturpakets greifen. Also das Argument, man kann ihn anders
sehen als andere Gebietskörperschaften, das haut nicht ganz hin.
Ich will mich da jetzt nicht verbeißen, aber gleich
noch einen anderen konkreten Punkt angehen. Es war hier mehrfach die Rede –
auch von Klubobmann Chorherr – von der Situation in den Wiener Pflichtschulen,
aber auch in den Mittelschulen, ausgelöst dadurch, dass durch eine
Bundesregelung jetzt viele Lehrer – aber nicht nur; das betrifft ja auch die
Sicherheitswache und andere Bereiche – in Pension gehen. Diese Regelung besagt,
dass man sich jetzt, wenn man als öffentlich Bediensteter das
50. Lebensjahr erreicht hat, in die Pension zurückziehen kann, wenn auch
mit deutlichen Abschlägen. Und das ist ein großes Problem, weil es relativ
kurzfristig schlagend geworden ist und lange Vorbereitungszeiten nicht gegeben
sind.
Bei der Finanzreferentenkonferenz ist deutlich
geworden, dass das nicht nur ein Wiener Problem ist, sondern dass sich das in
vielen anderen Bundesländern ebenso niederschlägt.
Wodurch das Problem verschärft wird, ist die
Tatsache, die heute noch nicht zur Sprache gekommen ist, nämlich dass sich auf
Grund des Finanzausgleichs die Bundesländer verpflichtet haben, die Zahl der
Landeslehrer und die Finanzierung derselben durch den Bund im Interesse der
Entlastung des Bundes zu reduzieren. Es ist in den vergangenen Jahren immer
wieder mit dem Bildungsministerium, dem Unterrichtsministerium verhandelt
worden, und es hat da immer sozusagen eine Grauzone gegeben, in der man sich
flexibel bewegt hat, um das jetzt einmal so zu sagen.
Vor nicht allzu langer Zeit hat der Finanzminister
das an sich gezogen, was ich durchaus verstehe aus der Sicht der Budgetmittel
des Bundes, aber damit eine sehr massive Form der Exekutierung des
Finanzausgleichs mit hineingebracht. Wir haben eine Laufzeit bis zum Ende des
Schuljahres 2004/2005. Es wird das aber jetzt schon in diesem Jahr im
Zusammentreffen mit den Pensionierungen sehr hart, massivst angegangen, und
daraus ergibt sich eine Verschärfung der Situation.
Ich habe vor wenigen Tagen versucht, auf Ersuchen der
Präsidentin Brandsteidl mit dem Finanzstaatssekretär Finz ins Gespräch zu
kommen. Er hat mich darauf aufmerksam machen müssen – das war wahrscheinlich
nicht seine eigene Meinung, sondern die des Finanzministers –, dass das
bundesweit einheitlich gehandhabt wird und daher Sonderregelungen für einzelne
Gebietskörperschaften nicht in Betracht kommen. Ich bedaure das, weil natürlich
eine gewisse Flexibilität, wie sie bisher mit Bundesministerin Gehrer und ihren
Beamten gehandhabt worden ist, in der Situation, die jetzt sich ergibt,
vielleicht eine Hilfe hätte sein können. Ich gebe aber zu, dass aus der Sicht
der Budgetgebarung beider Gebietskörperschaften, Bund und Stadt Wien, das Finanzierungsproblem
und die Auswirkungen des Finanzausgleichs natürlich nicht einfach weggestrichen
werden können.
Also es ist ein Problem der Struktur, das sich hier
ergibt, aber man soll auch darauf aufmerksam machen, dass die harte Gangart des
Finanzministers das Problem zusätzlich – und zwar nicht nur für Wien, sondern
auch für eine Reihe anderer Bundesländer genauso – verschärft hat.
Vierter Punkt. Ich habe vom Bürgermeister, der ja an der
Veranstaltung des Bundeskanzlers bei Smoliner in Wien, wo das durchgeführt
worden ist, teilgenommen hat, erfahren und habe auch die Unterlagen dazu, dass
es durchaus einen Vorschlag zur Jugendarbeitslosigkeit gibt, der interessant
ist, nämlich in Bezug auf die Altersgruppe der 19- bis 25-Jährigen. Es ist im
Prinzip nichts Neues, denn die Bundesregierung hat so etwas auch vor der Wahl
im Jahre 2002 gemacht – das soll jetzt keine Abwertung sein –, und wir haben
diesen Weg im Zuge des WAFF ebenfalls beschritten. Ich bin nicht dafür, dass
man den WAFF immer kritisiert. Er hat hier eine hervorragende Arbeit geleistet,
nämlich ein spezifisches Programm für die Jugendlichen erstellt, die die Lehre
abgebrochen haben, nach den gesetzlichen Voraussetzungen an sich in der Lage
wären, den Lehrabschluss
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