Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 134
Interesse sein, hier entsprechende Anreize zu setzen.
An sich müsste man annehmen, dass Wien und seine
dafür verantwortlichen Politiker alles tun, um die besten Voraussetzungen für
die Betriebe zu schaffen, vor allem für den größten Dienstgeber oder
Arbeitgeber Wiens, für die Klein- und Mittelbetriebe. Leider ist genau das
Gegenteil der Fall. Dass diverse Wirtschaftsförderungen gekürzt werden
beziehungsweise wurden, sehr geehrter Herr Vizebürgermeister, habe ich schon
erwähnt. Nochmals in Erinnerung rufen muss ich, dass die Wiener
Wirtschaftsförderung per 1. Jänner 2002 halbiert wurde, und das ist
bedauerlich.
Aber leider werden Betrieben nicht nur Förderungen
aberkannt, sondern die Betriebe werden auch noch zusätzlich belastet, was einen
weiteren Standortnachteil für Wien bringt. So wurde zum Beispiel die
Gebrauchsabgabe ab dem 1. August 2003 erhöht. Weiters werden die
Betriebskosten der Betriebe durch die Gebührenerhöhung bei Müll um bis zu 26 Prozent
erheblich mehr belastet. Viele Betriebe zahlen ihren Mitarbeitern die
Fahrtspesen für die täglichen Heimfahrten. Durch die massiven Tariferhöhungen
bei den Wiener Linien um bis zu 25 Prozent ab dem 1. Juni 2002
erfolgte eine weitere zusätzliche Belastung der Betriebe für diese freiwilligen
Leistungen. Die Erhöhung des Gaspreises ab 1. Juni 2003 um bis zu
10 Prozent trifft exakt die Klein- und Mittelbetriebe. Die Erhöhung der
Wasseranschlussabgabe um 11 Prozent und die neue Aufgrabungsgebühr runden
das Bild ab.
Abgesehen von diesen zusätzlichen neuen Belastungen
war der Wirtschaftsstandort Wien ohnedies schon stark benachteiligt: durch die
Gebrauchsabgabe, die auch den Strompreis für alle Konsumenten um 0,7 Cent
pro Kilowattstunde erhöhte; weiters durch die Dienstgeberabgabe, die so
genannte U-Bahn-Steuer; durch die Parkometerabgabe; durch die gewinnbringenden
Kanalgebühren - die Kanalsteuer - und durch die gewinnbringenden Wassergebühren
- die Wassersteuer. Das alles, sehr geehrter Herr Vizebürgermeister – das muss
ich Ihnen in aller Offenheit sagen -, ist schädlich für die Wiener Wirtschaft
und für die Klein- und Mittelbetriebe Wiens.
Abschließend möchte ich noch kurz auf diverse
Ausgliederungen zu sprechen kommen und einen entsprechenden Antrag einbringen.
Wie Klubobmann Kabas anhand der Beispiele Wiener Stadtwerke, Wiener Wohnen,
Wiener Krankenanstaltenverbund et cetera dargelegt hat, wird durch diese
Ausgliederungen nicht nur die Budgethoheit Wiens ausgehöhlt, sondern auch die
Flucht aus der politischen Verantwortung vorgenommen. Informationen, geschweige
denn Controlling durch den Gemeinderat gibt es für viele Bereiche kaum mehr.
Die freiheitliche Fraktion fordert daher, dass dem
zuständigen Gemeinderatsausschuss für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener
Stadtwerke vom Eigentümervertreter der Wiener Stadtwerke Holding AG von
dieser und ihren Teilgesellschaften ein vierteljährlicher Bericht vorgelegt
wird, um damit nicht nur eine laufende Berichterstattung, sondern auch ein
betriebliches Controlling durch den Gemeinderat zu gewährleisten.
In diesem Sinn bringe ich einen Beschlussantrag ein
und darf diesen im Folgenden verlesen - die Begründung werde ich jetzt nicht
verlesen, wohl aber den Antrag selbst -:
"Die gefertigten Gemeinderäte stellen daher
gemeinsam mit den Mitunterzeichnern gemäß § 27 Abs. 4 der
Geschäftsordnung für den Gemeinderat der Stadt Wien nachfolgenden
Beschlussantrag:
Der amtsführende Stadtrat der Geschäftsgruppe
Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke, Dr Sepp Rieder, soll
als Eigentümervertreter der Wiener Stadtwerke Holding AG sicherstellen,
dass diese und alle ihre Teilgesellschaften vierteljährliche Berichte dem
zuständigen Gemeinderatsausschuss für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener
Stadtwerke vorlegen, um damit nicht nur eine laufende Berichterstattung,
sondern auch ein betriebliches Controlling durch den Gemeinderat zu
gewährleisten.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung des Antrages
an den amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik
und Wiener Stadtwerke beantragt." (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich
danke schön. - Als Nächster zum Wort gemeldet ist zum Abschluss dieser
Geschäftsgruppe der Herr Vizebürgermeister. - Bitte.
VBgm amtsf StR Dr Sepp Rieder: Herr
Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Zunächst möchte auch ich ganz persönlich dem Kollegen
Pfeiffer und seiner Stimme alles Gute wünschen. Ich hoffe, dass er damit nicht
die Vorstellung verbindet, dass dem die Sehnsucht zugrunde liegt, dass er in
Zukunft hier längere Ansprachen hält.
Das Zweite ist - ich möchte gleich in die Sache
einsteigen – Basel II. Das ist eine wichtige Frage, wenn wir auch der Meinung
sind, dass es mittlerweile eine deutliche Entschärfung gegeben hat. Die
Stadtregierung hat bei ihrer Herbstklausur beschlossen, die Geschäftsführung
des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds zu beauftragen, sich mit diesem Thema zu
befassen, nämlich ob es möglich ist, eine neue Förderungsschiene - die
konjunkturpolitisch wichtig ist - zu entwickeln, nämlich die Förderung eben
jener Kosten, die aus diesen Ratings entstehen und die Kreditaufnahme für
Klein- und Mittelunternehmen außerordentlich erschweren, unter Umständen sogar
bewirken, dass das im Bankensektor kein Geschäft ist und man daher zögerlich
mit solchen Krediten umgeht. – Also Sie haben vollkommen Recht, aber das ist
eine Initiative, die gesetzt wurde.
Zweiter Punkt – auch das an den Kollegen Aichinger
adressiert –: Natürlich, wir würden uns alle wünschen, zusätzliche Mittel für
die Wirtschaftsförderung einsetzen zu können. Wir haben sie, wenn man dieses
eine Projekt T-Mobile herausrechnet, um eine Million – das ist nicht viel –
erhöht. Wir haben umgestellt und damit, glaube ich, die Effizienz und die
Raschheit der Förderungen verbessert. Da ist insbesondere auch das Call-System,
das durchaus eingeschlagen hat.
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