Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 134
die Regierenden, also einige SPÖ-Politiker und die hohe
Beamtenschaft in dieser Stadt, die vom Volk gewählten Mandatare - das sind Sie
alle auch - dumm sterben lassen und dass die politische und gesellschaftliche
Moral ziemlich an einem Tiefpunkt angelangt ist, wo die Bürger über die
geplante zukünftige Verwendung ihres Geldes nichts wissen dürfen. Das, meine
sehr geehrten Damen und Herren, findet absolut nicht unsere Zustimmung!
Auch ich kann offensichtlich mit meiner Stimme nicht
euch alle begeistern (GRin Nurten Yilmaz: Dafür kann die Stimme nichts!),
und daher komme ich auch schon zum Schluss. Ich bringe einen Beschluss- und
Resolutionsantrag ein, in dem die gefertigten Gemeinderäte Folgendes
beantragen:
"Dem Wiener Gemeinderat wird jährlich anlässlich
der Budgetdebatte ein über mehrere Jahre ausgerichteter Finanz- und
Investitionsplan vorgelegt, der, basierend auf den Intentionen und dem
Informationsgehalt des letzten diesbezüglichen Plans, auch zusätzliche" -
oben in der Begründung genannte - "wirtschafts-, investitions- und
arbeitsmarktpolitische Aspekte enthält, insbesondere einen entsprechenden
mittel- beziehungsweise langfristigen Maßnahmenkatalog."
In formeller Hinsicht wollen wir diesen Antrag dem
Ausschuss zuweisen lassen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin auch
schon fertig. (GR Volkmar Harwanegg legt eine Schachtel
Aspirin-Brausetabletten auf das Rednerpult.) - Danke schön. Ich könnte noch
meine geeigneten Pillen dazulegen - das würde ein ganzer Berg werden, wenn ich
die alle herausnehme. Aber es wird wahrscheinlich nichts helfen. Ich danke
Ihnen trotzdem, Herr Kollege Harwanegg, das ist eine sehr nette Geste von
Ihnen! Danke vielmals! (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Das ist Menschlichkeit
über Parteigrenzen hinweg!)
Ich komme damit auch schon zum Schluss. Ich hätte
Ihnen sehr gerne etwas, was mir sehr wichtig ist, nämlich etwas über die
Konstruktion des Fonds Soziales Wien und die Vorgangsweise in diesem
Zusammenhang gesagt, denn es ist schon sehr bemerkenswert, wie Sie hier
vorgehen. Wenn ich richtig informiert bin - ich bin aber eigentlich überhaupt
nicht informiert über Ihre Intentionen, was bedauerlich ist -, wollen Sie
diesen ja mit 1.1.2004 schon umsetzen. Kein Mensch hat in diesem Rahmen hier
jemals etwas davon gehört oder darüber geredet.
Zweitens wollte ich über die weiterhin zögerliche
Gestaltung im Bereich des Bio-Clusters und der Bio-Region Wien sprechen, weil
mir diese auch sehr am Herzen liegt. Ich werde sicherlich noch zu einem anderen
Zeitpunkt, wenn ich ein bisschen besser bei Stimme bin, Gelegenheit haben,
darüber zu reden, auch über die Gestion des Herrn Bürgermeisters im
Zusammenhang mit diesen beiden Dingen.
Ich möchte damit meine Rede für heute beenden und
werde meine Stimme schonen, sodass ich Sie das nächste Mal wieder etwas
intensiver erfreuen kann. (Beifall bei
der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Kollege Pfeiffer, baldige Besserung! Ich hoffe, die
Pulverl - Aspirin und so weiter – helfen ein bisschen.
Zum Wort gemeldet hat sich Herr GR Stark. Ich erteile
es ihm.
GR Rudolf Stark (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Bei der Betrachtung der Wiener Wirtschaft im Hinblick
auf die Arbeitsmarktpolitik ist leider festzustellen, dass Wien vom einstigen
Spitzenplatz in ganz Österreich - das war 1975 - im Jahr 2002 auf den
letzten Platz zurückgefallen ist. Wie schon mein Fraktionsvorredner, Herr StR
Schock, ausführte, hat sich der Arbeitsmarkt in allen Bundesländern
stabilisiert oder verbessert, nur in Wien wurde neuerlich ein Minus
verzeichnet. Vor allem bei größeren Betrieben gab es massiven
Beschäftigungsabbau. Traditionelle Wiener Betriebe wie Augarten, Ankerbrot oder
Grundig Austria mussten Insolvenz anmelden. Andere große Betriebe wie
Inzersdorfer, Unilever, Philips, Siemens, Ericsson, Alcatel und so weiter haben
in den letzten Jahren an ihren Wiener Standorten Tausende Arbeitsplätze abgebaut.
Umso wichtiger, sehr geehrter Herr Vizebürgermeister,
ist es daher, sich verstärkt um die Klein- und Mittelbetriebe in Wien zu
kümmern, die ja nicht nur der eigentliche Motor der Wiener Wirtschaft sind,
sondern auch der bedeutendste Dienstgeber Wiens. Einer Studie der Universität
Klagenfurt, die im Oktober, also vor wenigen Wochen, publiziert wurde, entnehme
ich Folgendes. Zwischentitel: "Unternehmensgründungen schaffen 77 000
neue Jobs".
Und aus dieser Studie: Trotz vieler Ein-Mann-Betriebe
sind Gründungen ein wichtiger Wirtschaftsmotor, denn rechnet man Folgeeffekte
ein, hängen von jedem Gründer an die sieben Jobs ab. Obwohl rund
85 Prozent der neuen Unternehmen Einzelfirmen sind, ist der tatsächliche
Beschäftigungseffekt weit höher. So zählen jene knapp
28 000 Betriebe, die im Vorjahr entstanden sind - das sind natürlich
österreichweite Angaben -, heuer 77 000 Beschäftigte. Im Schnitt
kommen auf jeden Betrieb, den Gründer selbst eingerechnet, drei Mitarbeiter.
Unter Berücksichtigung der Folgeeffekte durch Schaffung von Arbeitsplätzen in
Zulieferbetrieben sind es nach dieser Studie sogar 6,8 Jobs pro Betrieb.
Einer Statistik über Unternehmensgründungen im ersten
Quartal 2003 kann man ähnlich interessante Zahlen entnehmen. So ist die
Anzahl der Unternehmensgründungen von 6 405 im ersten Quartal 2000
auf 9 232 im ersten Quartal 2003 angestiegen - ein Plus von fast
45 Prozent. - Diese Zahlen beziehen sich übrigens ebenfalls auf ganz
Österreich. - Besonders interessant dabei ist, dass von diesen 9 232 Neugründungen
nur 9,2 Prozent Kapitalgesellschaften - also überwiegend GesmbHs - und
7,6 Prozent Personengesellschaften betreffen, aber über 83 Prozent
nicht protokollierte Einzelunternehmen, also Kleinbetriebe sind.
Auch wenn es sich bei diesen neu gegründeten Unternehmen
überwiegend um Kleinbetriebe handelt, darf
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