Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 134
Ich bin sehr gespannt, wie die Stellungnahme der
Wirtschaftskammer dazu aussehen wird. Wenn sie blockiert, dann zeigen Sie Ihre
Haltung, gerade in Bezug auf die Lehrlingsausbildung, gegenüber den jungen
Menschen und dass diese Ihnen nicht am Herzen liegen.
Ich darf noch kurz einen zweiten Punkt im Bereich
Wirtschaft und Innovation anführen. Ich glaube, Wien hat im Bereich der
Technologieoffensive eine herzeigbare Bilanz aufzuweisen. Diese Bilanz hat auch
einen Namen: „Wiennovation“. Ich glaube, wir alle kennen die Calls, ein
Förderinstrument, mit dem Förderungsmittel gezielt eingesetzt werden. Die
Forschungsquote in Wien liegt – auch wenn sie von der Opposition meistens
negiert worden ist - mit 3,7 Prozent deutlich über dem österreichischen
Schnitt von 1,95 Prozent. Ich glaube, es gibt gewisse Stärkefelder im
Bereich dieses Innovationsfeldes. Ich nenne nur die Life Sciences, wo bereits
35 Unternehmen gegründet wurden; ebenso IKT, Informations- und
Kommunikationstechnologie, mit bereits 8 000 Firmen in Wien, das
damit einer der größten Standorte in Europa ist. "CoOperate Vienna"
fördert den Wissenschaftstransfer zwischen Unternehmen und wissenschaftlichen
Einrichtungen.
Unter dem Motto "Forschung heißt Vorsprung"
wird Wien auch im Jahr 2004 wieder 10 Millionen EUR nur für neue
Calls zur Verfügung stellen.
Ich möchte an dieser Stelle auch dem ZIT, dem Zentrum
für Innovation und Technologie, insbesondere Frau Mag Stiftinger und ihrem Team,
Dank für ihre Arbeit, für die Abwicklung und Konzeption dieser Projekte
aussprechen. Sie treiben die Wiener Technologieoffensive wirkungsvoll voran.
Meine Damen und Herren! Ich darf zum Schluss kommen:
Ich glaube, trotz konjunktureller Probleme kann man dem Wiener Voranschlag 2004
mit gutem Gewissen näher treten, schon deshalb, weil sich in Wien die Politik
an den Bedürfnissen der Menschen orientiert - und nicht umgekehrt. Das ist eben
der Unterschied zum Bund. Ich denke, der Vergleich – es lohnt sich, ihn
anzustellen - macht uns sicher! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet hat sich Herr GR Pfeiffer. Ich erteile es ihm. Die Redezeit
beträgt jetzt maximal 20 Minuten.
GR Gerhard Pfeiffer (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Herr Vizebürgermeister! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Sie hören schon an meiner Stimme, dass es
nicht sehr lange dauern wird. Es ist nicht so, dass mir die Ausführungen des
Herrn Vizebürgermeisters heute früh die Rede verschlagen hätten. (Ironische
Heiterkeit bei Gemeinderäten der SPÖ.) Ich kenne ja seine feinsinnige
Rhetorik: Wenn es um den Balken im eigenen Auge und um die Splitter im Auge der
anderen geht, dann wird er zum Löwen der Eloquenz.
Nicht das ist es also, was mich erschüttert hat. Ich
möchte jetzt auch nicht sagen, dass es die soziale Kälte aus Ihrem Sozialbudget
war (GRin Martina LUDWIG: Also bitte!), die mich so verkühlt gemacht
hat. Es war wahrscheinlich einfach der kalte Wind im November.
Sie werden daher entschuldigen, dass ich Ihnen nicht
all das, was ich mir für heute vorbereitet habe, sagen kann. (GR
Dipl Ing Martin Margulies: Oje, oje!) Genießen Sie die Kürze meiner
Zuwendungen, lieber Herr Margulies, das wird Ihnen besonders gut tun - denn
sonst müssten Sie ja zumindest über irgendetwas nachdenken. (Heiterkeit.)
Ich werde im Folgenden nur kurz einen Antrag
einbringen und diesen auch ganz kurz begründen.
Die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen
vollziehen sich meist entlang langfristiger Trends, und die Veränderungen, die
das menschliche Leben nachhaltig beeinflussen, entwickeln sich zumeist - Gott
sei Dank! - evolutionär, nur ganz selten revolutionär. Hingegen sind die Mittel
und die Methoden, die die Kommunen oder die Staaten zur exekutiven Lenkung
einsetzen, eher sehr kurzfristig, nämlich Einjahresbudgets. Daraus resultiert
dann entweder, wenn die Mittel sprudeln, dass eine relativ innovationsfreie
Fortschreibung von Budgetansätzen erfolgt - das hatten wir vor etwa zehn
Jahren. Oder, wenn die Mittel dann ein bisschen eng werden, so wie es jetzt der
Fall ist, dann gibt es eine Loch-auf-Loch-zu-Politik, ein Leben von der Hand in
den Mund, wie es eben Einjahresbudgets dann mit sich bringen.
Wir alle wissen, dass Planung sehr schwierig ist,
speziell für die Zukunft (GRin Martina LUDWIG: Für die
Vergangenheit ...!), und dass manche oft nicht vorhersehbaren Dinge
doch eine gewisse Flexibilität erfordern. Aber wissen sollte man schon, wo
lang- oder wenigstens mittelfristig der Weg hinführen soll. Eine mittelfristige
Budgetplanung ist daher jedenfalls erforderlich - anstelle einer
Loch-auf-Loch-zu-Gebarung, wenn die Mittel enger sind, und dem jährlichen
Budget-Jongleurakt, den wir uns jetzt ansehen müssen.
Wir haben seitens der Volkspartei immer diese
mittelfristige Planung verlangt, und es gab auch früher den so genannten
Finanz- und Investitionsplan der alten Prägung. Diesen haben wir kritisiert,
weil er eben nur eine Fortschreibung der schon beschlossenen Sachkredite war
und nicht auch eine gewisse Perspektive für die mittelfristige Planung und für
die Politik dieser mittleren Frist beinhaltet hat. Das wurde dann 1997 das
letzte Mal gemacht, weil eben so viel Kritik daran geübt wurde. Aber anstatt es
im Sinne einer dynamischen Finanzplanung zu verbessern, hat man es einfach ganz
aufgelassen. Das war eigentlich nicht die Alternative, die man sich vorgestellt
hatte.
Jetzt muss man sich fragen: Hat unsere Stadt so etwas nicht,
nämlich eine mittelfristige Perspektive? - Das wäre kein Kündigungsgrund, Herr
Finanzstadtrat, das wäre eigentlich ein Entlassungsgrund für Sie und für den
Magistratsdirektor, denn das wäre eine sträfliche Ignoranz gegenüber modernen
Werkzeugen der Finanzpolitik. Oder gibt es diese mittelfristige politische
Budgetplanung und wird sie aus parteipolitischem Kalkül zwischen der SPÖ und
der hohen Beamtenschaft geheim gehalten? - Das wäre ein demokratiepolitischer
Skandal ohnegleichen – und wieder ein Beweis dafür, dass unsere Stadt wirklich als
SPÖ GesmbH geführt wird, dass
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